Schlechte Karten für Bodenentsorger

BISCHOFSDHRON. In Morbachs nächstgelegenem Ortsbezirk gilt es, betriebliche und städtebauliche Interessen abzuwägen. Für das Unternehmen "Umweltschutz West" ist dies nach überstandener Insolvenz keine leichte Situation.

Die Turbulenzen der Insolvenz sind überstanden. Dennoch hat der Bischofsdhroner Bodenentsorger "Umweltschutz West" Sorgen. Die Interessen des Unternehmens sind mit denen der Einheitsgemeinde Morbach nicht vereinbar. Der Betrieb möchte sich zwecks künftiger Entwicklung die Option auf Anlagen wie zur Kompostierung, Abwasserbehandlung oder zur Gewinnung und Aufbereitung von Sand, Bims, Kies, Ton und Lehm offen halten. Die Änderung eines seit 15 Jahren rechtskräftigen Bebauungsplanes, mit dem Morbach eine "nachhaltige städtebauliche Entwicklung" anstrebt, setzt dem jedoch Grenzen. Die Gemeinde kam dem Unternehmen durch eine weitere Überarbeitung der Planung samt erneuter Offenlage aber entgegen. "Mit Rücksicht auf den Bestand", wie es in der Stellungnahme heißt. Konkret bedeutet das, dass der Bereich des Firmengeländes weiterhin den Status eines Industriegebietes behält, während die angrenzenden Flächen Gewerbegebiet werden. Ausgeschlossen für die Firma sind aber Anlagen, die zu Wohngebieten einen Mindestabstand von mehr als 300 Metern erfordern oder ohnehin, wie die oben genannten, im Außenbereich errichtet werden sollten. Dem Niederlassungsleiter der Umweltschutz West gehen die Zugeständnisse nicht weit genug. So könne man mit Betrieben, die sich dort angesiedelt hätten, nicht umgehen, findet Frank Wegner. Selbst bei Einhaltung der Bedingungen seien Probleme mit Anliegern langfristig nicht zu vermeiden. Die Betriebe hätten in der Regel schlechte Karten. Hinzu kämen die Einschränkungen für eine vorhandene Anlage zur Behandlung besonders überwachungsbedürftiger Abfälle. "Wenn wir eine Änderung machen wollten, beispielsweise, statt Boden Schlämme behandeln, dann dürften wir das nicht mehr tun."Umsiedlung keine Alternative

Die Anregung der Gemeinde, in die Morbacher Energielandschaft umzusiedeln, ist für Wegner wirtschaftlich keine Alternative. Am heutigen Standort, den die Zechbau Holding Ende 2003 übernahm, seien vor gut zehn Jahren Millionen investiert worden. Rein sachlich sehe er einen Umzug gelassen: "Wenn die Gemeinde sagt, wir bauen für euch, dann packen wir sofort die Koffer". Während dies unwahrscheinlich ist, hält Wegner eine andere Konsequenz für den Betrieb mit einem Dutzend Beschäftigten für denkbar: "Die Zelte abbrechen kann natürlich auch eine Lösung sein." Doch noch ist alles offen. "Wir sind uns noch nicht schlüssig, was wir tun", verweist der Niederlassungsleiter auf ein anstehendes Gespräch mit der Geschäftsleitung. Das Abwägen der Interessen ist für die Gemeinde eine Gratwanderung. "Wir müssen der Entwicklung im Wohnbereich Rechnung tragen", betont Bürgermeister Gregor Eibes. Andererseits sei wichtig, dass die Existenz des Bodenreinigungsbetriebes nicht beeinträchtigt werde. Mit der geänderten Planung hofft die Gemeinde, einen Kompromiss gefunden zu haben. Ob die Firma damit leben kann, kann der Bürgermeister nicht sagen. Er kenne deren aktuelle Planungen nicht. Eine Reaktion auf ein angebotenes Gespräch stehe noch aus. Die Möglichkeiten der Gemeinde seien weitestgehend erschöpft: "Ansonsten sehen wir die bauliche Entwicklung des Ortsbezirks Bischofsdhron als gefährdet." Und das wäre nicht zuletzt ein Problem für Morbach. Denn der quasi direkt angrenzende Ort verzeichnet mit Morbach und Gonzerath die größten Einwohner-Zuwächse in der Einheitsgemeinde.

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