Schlichten statt richten

WITTLICH. "Schlichten ist besser als richten", lautet der Leitspruch von Schiedsleuten. Nach zehn Jahren erfolgreichem Schlichten am Wittlicher Amtsgericht beendete Arnold Ketter nun seine Tätigkeit als Schiedsmann der Verbandsgemeinde Kröv-Bausendorf. Sein Nachfolger wurde Ossi Steinmetz.

Der Direktor des Amtsgerichts entließ Arnold Ketter nur ungern ganz ins Privatleben. Daran ließ Peter Sauer keinen Zweifel aufkommen. Vor einem Foto des ehemaligen World Trade Center verdeutlichte er die Bedeutung der Aufgabe: "Ich möchte diese beiden Türme zum Anlass nehmen, darauf hinzuweisen, was passiert, wenn es Menschen nicht gelingt, miteinander Frieden zu halten", sagte Sauer zu den drei Schiedspersonen, die er für ihre zehnjährige Tätigkeit auszeichnete. Neben dem aus dem Amt scheidenden Ketter sind auch Renate Ambrosius aus Hupperath und Jakob Sabel aus Heckenmünster bereits eine Dekade lang als Streitschlichter tätig.Glückliche Streithähne

Wertvolle Friedensarbeit leisteten sie in ihrem jeweiligen Bezirk, betonte Sauer. Verbandsgemeinde-Bürgermeister Otto Maria Bastgen wünschte auch Ketters Nachfolger viel Erfolg und bemerkte augenzwinkernd: Offenbar seien die Einwohner Kröv-Bausendorfs in den vergangenen Jahren friedliebender geworden. "Als ich anfing, hatte die VG noch drei Schiedsmänner, inzwischen genügt einer!" Oskar Lautwein als Vertreter der VG Wittlich-Land würdigte die Arbeit von Ambrosius und Sabel, die sich für weitere fünf Jahre zur Verfügung gestellt hatten. Die Streitigkeiten vor Gericht, die sie verhinderten, förderten in den Gemeinden gute Nachbarschaft und ein besseres Zusammenleben. Schiedsleute müssen keine besonderen Fähigkeiten haben, um den Posten zu bekommen. Ein polizeiliches Führungszeugnis und ein guter Leumund sind allerdings obligatorisch. Während Ambrosius im Amtsblättchen eine Art Stellenausschreibung gelesen hatte, waren Ketter und Sabel von ihren zuständigen Gemeinderäten vorgeschlagen und ins Amt gebeten worden. Einig sind sie sich weitgehend in der Bewertung ihrer Klientel, die sie häufig persönlich kennen und einzuschätzen wissen. Ambrosius: "Es gibt durchaus Menschen, die von vornherein keine Einigung wollen." Meist aber seien die beiden Streithähne - oft Nachbarn, deren beidseitiger Zorn sich über Jahre gesteigert habe - regelrecht glücklich über das schlichtende Gespräch, das im Beisein von Schiedsmann oder -frau möglich werde. Ketter: "Dies ist nicht selten das erste Gespräch überhaupt, das die beiden Kontrahenten führen." Fingerspitzengefühl ist in jedem Fall gefragt. Etwa zehn Fälle bearbeiten die Schiedspersonen pro Jahr - erstaunlich wenig im Hinblick auf die immensen Kosten, die Rechtsanwälte bereits für Bagatellfälle einfordern. Die Gebühr der Schiedsleute ist dagegen fast lächerlich niedrig: 20,46 Euro kostet ihre Dienstleistung. Die Erfolgsquote liegt bei 90 bis 95 Prozent. In den seltenen Fällen, in denen keine Schlichtung erzielt werden kann, wird ein Strafantrag gestellt.

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