Schluss mit feiern - jetzt wird verzichtet

Wittlich/Bitburg/Daun · Tschüss Kamelle, Fritten mit Bratwurst und Alkohol. Am gestrigen Aschermittwoch ist die Fastenzeit gestartet. Traditionell kommen dann Heringe auf den Tisch - und viele verzichten bis Ostern. Manche entsagen dem Alkohol, andere dem Fleisch. Und wieder andere lassen das Auto öfter mal stehen (siehe Extra). Der TV hat sich umgehört, worauf Menschen in der Fastenzeit verzichten.

Wittlich/Bitburg/Daun. Die Fastenzeit beginnt an Aschermittwoch und dauert 40 Tage. Früher diente sie der Vorbereitung auf Ostern. Heute nutzen viele die Zeit, um ihre Gewohnheiten zu überdenken. Laut einer Umfrage des Forschungsinstituts Forsa würden die meisten am ehesten auf Alkohol verzichten, es folgen Zigaretten, Fleisch und Fernsehen.
Doch in den vergangenen Jahren haben sich noch weitere, speziellere Formen des Fastens entwickelt - etwa das Handy-, Auto und Kaffeefasten. Der TV hat sich umgehört, wie es Menschen im Kreis Bernkastel-Wittlich, im Eifelkreis Bitburg-Prüm und Vulkaneifelkreis in der Fastenzeit halten.

Helmi Mikruda, Maanischda Möhnen, Manderscheid:
"Wir Manderscheider Möhnen haben früher immer noch an Fastnachtsdienstag die Fastnacht gemeinsam verbrannt, und an Aschermittwoch ist es immer noch Brauch, Heringe essen zu gehen. Ich persönlich verzichte auf Alkohol während der Fastenzeit."

Claudia Illigen, Metzgerei Illigen, Wittlich: "An den beiden Fastentagen Aschermittwoch und Karfreitag merken wir in der Metzgerei schon, dass die Leute auf Fleisch und Wurst verzichten. Wir bieten den Kunden dann Heringe an, und deshalb kommen sie dann doch."

Anita Schander, Bäckerei Schander, Heidenburg: "Wir merken nach Fastnacht sehr wohl, dass viele Menschen auf Süßes verzichten. Für mich ist das Fasten von Süßem sehr schwierig bei den vielen leckeren Sachen, die ich hier den ganzen Tag sehe. Und ich muss ja auch in der Backstube probieren, was wir verkaufen."

Dietmar Heidweiler, Musiker, Sehlem: "An Fastnacht habe ich sehr viele Termine, weil ich mich auch im Ort an Fastnacht sehr engagiere. Aber in der Fastenzeit wird es kaum ruhiger, dann stehen Vorbereitungen auf Konzerte an. Ich versuche, ein bisschen mehr auf mich zu achten und auf Alkohol zu verzichten und etwas Sport zu treiben."

Abt Johannes Müller, Kloster Himmerod: "Im Kloster selbst gibt es in der Fastenzeit keine großen Veränderungen im Tagesablauf, außer einem Kreuzweg, der gebetet wird. Die Mönche handhaben das eher individuell. Ich selbst möchte in dieser Zeit in der Freude des Glaubens wachsen, indem ich die Liturgie aufmerksam vertiefe, so wie der Heilige Benedikt es sagt. Mehr Menschen kommen nicht während dieser Zeit zu uns, das geht erst ab Ostern los."
Uwe Schüller, Fitness-, Wellness & Gesundheitspark well.come, Wittlich: "Bei uns gibt es tatsächlich zur Fastenzeit nach den "guten Vorsätzen" eine zweite spürbar größere Eintrittswelle. Für viele ist es eine Zeit des bewussten Verzichts und eine Umstellung ihrer teilweise ungesunden Ernährung. Ich selbst mache gerade eine Stoffwechselkur, indem ich an 21 Tagen auf Sättigungsbeilagen verzichte und mich mit einer hochwertigen eiweißreichen Nahrung und Obst und Gemüse ernähre."

Claudia Müller, Kaffeerösterei, Daun: "Vom Thema Kaffeefasten haben wir hier noch nie was gehört. Einige Kunden gehen aber in der Fastenzeit an unserem Schokoladenregal vorbei. Ich selbst mache bei der Fastenzeit nicht mit, denn ich ernähre mich das ganze Jahr über bewusst und achte ein wenig auf mich."

Kai-Uwe Klos, Media Parts, Bitburg: "Das Thema Handyfasten hat hier keine Anhänger, und ich bin aus Verkaufssicht auch froh, dass ich mich damit nicht beschäftigen muss. Ich selbst habe noch nie gefastet, ich genieße meine knappe Freizeit in vollen Zügen."

Ute Marmann, Gastronomie Marmanns, Klausen: "Viele meiner Kollegen haben in der Fastenzeit geschlossen und nutzen die geschäftlich ruhige Zeit, um Urlaub zu machen. Es ist gerade in den Bierkneipen während der Fastenzeit deutlich weniger los als zu anderen Zeiten. Das Alkoholfasten merkt man deutlich. Ich persönlich faste nicht, gönne mir ein paar Tage frei."

Marlies Binias, Frauenbund Prüm: "Wir bieten in diesem Jahr am 4. März wieder einen Besinnungstag in der Fastenzeit an. Die Älteren spricht das eher an, die Jüngeren interessieren sich dafür nicht. Für mich ist die Fastenzeit mit dem Engagement bei der Frauenmesse verbunden, deren Kollekte in diesem Jahr an die Flüchtlingshilfe vor Ort geht. Wir lassen auch Solibrote segnen und es gibt ein Frauenfrühstück, mit deren Erlösen wir helfen."

Claudia Winkler, Exerzitienhaus St. Thomas: "Wir merken die Fastenzeit hier. Es gibt Gruppen und Einzelpersonen, die explizit diese Zeit suchen, um sich zu besinnen und Körper und Geist zu reinigen. Wir haben dafür auch spezielle Angebote wie "Heil werden durch Fasten und Schweigen". Ich selbst verzichte bewusst und beschäftige mich intensiv mit meinem Glauben in der Fastenzeit."Extra

Zum 18. Mal findet die ökumenische Aktion Autofasten, zu der katholische und evangelische Kirchen in Deutschland und in Luxemburg eingeladen haben, statt. Das Ziel: Vom 1. bis 29. März das Auto bewusster zu nutzen und alternative Formen der Mobilität auszuprobieren. Eröffnet wurde die Aktion am Aschermittwoch im Trierer Alleencenter. Die Aktion Autofasten wird von vielen Kooperationspartnern unterstützt. Auch in diesem Jahr beteiligt sich wieder der Verkehrsverbund Region Trier (VRT). Im Zeitraum der Aktion können Teilnehmende ein vergünstigtes Ticket für 56,80 Euro erwerben und damit im gesamten Raum des VRT fahren. Ebenso unterstützt wird die Aktion von "stadtmobil carsharing". Es gibt ein Schnupperpaket und die Möglichkeit, das Carsharing auszuprobieren. Info: www. autofasten.de

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