Schmetterling bleibt treu

BURGEN. Anna Becker war ein ganz besonderer Mensch. Die Erinnerung an sie wird auf vielfältige Art hoch gehalten: in erster Linie durch den Verein "Von Betroffenen für Betroffene".

Der November gilt als Gedenkmonat. Mehr Menschen als sonst besuchen dann die Gräber ihrer Angehörigen. Das Grab von Anna Becker auf dem Burgener Friedhof ist dagegen das ganz Jahr über Anlaufpunkt für Familie und Freunde. Heute vor drei Jahren starb die damals 17-Jährige an Krebs. "Ein Schmetterling fliegt in die Lüfte", hieß es damals im Trierischen Volksfreund über die junge Frau. Anna Becker liebte Schmetterlinge. Ein solcher ziert, neben vielen anderen kleinen Gaben von Freunden, auch ihr Grab. In die Schlagzeilen war Anna Becker geraten, weil sie gemeinsam mit ihrem Vater und einigen Freunde und Bekannten im Jahr 2000 den Verein "Von Betroffenen für Betroffene" gegründet hatte. Damals schien sie den Krebs besiegt zu haben. Ein Trugschluss: Einen Monat vor ihrem 18. Geburtstag starb die junge Frau, die den Menschen, die sie gekannt haben, sehr viel gegeben hat. Auch und vor allem ihren Eltern, Heidelinde und Hermann, die ihr Werk, den Verein, fortführen. Der Verein hat sich zum Ziel gesetzt, kranken Kindern und ihren Angehörigen zu helfen. Seither kamen durch vielfältige Aktionen (Benefiz-Veranstaltungen, Konzerte, Spenden) weit mehr als 100 000 Euro zusammen. Damit werden unter anderem die "Villa Kunterbunt", die Kinderkrebsstation im Trierer Mutterhaus und die Kinderstation im Wittlicher Krankenhaus unterstützt. Der Verein beteiligt sich zum Beispiel an Personalkosten für zwei Psychologinnen. Ein neues Projekt ist in der Planung

Unterstützt werden außerdem Ferienaufenthalte und Reittherapien. Auch eine neues Projekt ist geplant: Hilfe für Kinder krebskranker Eltern. In wenigen Tagen steht auch der neue Internetauftritt: www.annas-verein.de Immer um den Todestag herum organisiert der Verein (sieben Vorstandsmitglieder, 103 fördernde Mitglieder) eine Veranstaltung. Am Montag zum Beispiel einen Vortrag mit der Psychologin Sonja Fischbach, die auch Anna Becker betreute. Fischbach sprach darüber, wie Eltern, Lehrer und Kindergartenpersonal mit Kindern umgehen sollten, die mit dem Tod eines Angehörigen oder Freundes konfrontiert werden. "Es war eine sehr ergreifende Veranstaltung", sagt Hermann Becker. Anna Becker ist in ihrem Elternhaus - und nicht nur da - allgegenwärtig. "Wir haben durch sie viel gelernt", sagen ihre Eltern. "Vor Annas Krankheit war ich voller Angst", sagte Mutter Heidelinde. "Durch Anna bin ich gewachsen. Ich habe meinen Weg gefunden." Sie macht derzeit eine Phase durch, wo sie noch einmal die ganze Krankheit durchläuft. Das gehöre wohl zur Trauerbewältigung dazu sagt sie. Im ersten Jahr nach dem Tod sei sie von der "Helligkeit", die Anna hinterlassen habe, gefangen gewesen. Ehemann Hermann durchlebt derzeit eine Phase, "in der alles Negative verschwindet". Mit der Trauer muss jeder von ihnen, alleine fertig werden: natürlich auch Annas jüngerer Bruder Johannes. Doch im Gespräch miteinander taucht die Tochter und Schwester täglich auf. Heute Abend werden Freunde von Anna zu Besuch kommen. Man wird sich zum Fondue-Essen zusammensetzen, Erinnerungen austauschen und viel lachen. Auch Lucy, die rothaarige Puppe, die Anna bekam, als sie die Krebsdiagnose erhielt, wird ihren Platz haben - wie immer, wenn die Beckers zusammensitzen. Lucy trägt weiterhin Annas Halskettchen mit einem goldenen Kreuz. Sie erinnert, wie vieles andere im Hause Becker, an einen außergewöhnlichen Menschen.

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