Schmucke Kelten tragen Hosen: Archäologiepark Belginum öffnet am 1. April wieder seine Tore

Wederath · Museumsleiterin Rosemarie Cordie verrät dem TV, was für eine Ausstellung in diesem Jahr nach dem Ende der Winterpause zu sehen ist.

 Ein Gefühl für Mode hatten auch schon die Kelten. Diese Rekonstruktion einer Gürtelschnalle wird in der Ausstellung zu sehen sein. Foto: Belginum

Ein Gefühl für Mode hatten auch schon die Kelten. Diese Rekonstruktion einer Gürtelschnalle wird in der Ausstellung zu sehen sein. Foto: Belginum

Foto: (m_huns )

Lange vor den Römern waren die Kelten in der Region. Und nicht nur das - sie sind sogar bis Rom und in die Türkei gewandert. Dennoch gerieten die Kelten lange Zeit in Vergessenheit. Von anderen ist mehr bekannt geblieben: "Wenn man die Geschichte betrachtet, dann ist eben aus der römischen Zeit auch heute noch was zu sehen. In Trier etwa die Porta Nigra oder die Thermen. Hier stolpert man geradezu über die Römer. Ob man will oder nicht", sagt Dr. Rosemarie Cordie, Leiterin des Archäologieparks Belginum bei Wederath.

Der Schwerpunkt der Expertin für Vor- und Frühgeschichte aber liegt bei den Kelten. Und deren Lebensweise erforscht sie im Archäologiepark, der in der Nähe mehrerer keltischer Hügelgräber liegt und nach der Winterpause am 1. April wieder eröffnet wird.

Wie erforscht man nun eine Kultur, die vor Jahrtausenden untergegangen ist? Denn im Gegensatz zu den Römern, die Gebäude aus Steinen errichteten, haben die Kelten Holzhäuser gebaut, die die Jahrhunderte nicht überstanden haben.
"Die Kelten siedelten im Mittleren Hunsrück schon seit dem sechsten Jahrhundert vor Christus. Was von ihnen, neben dem keltischen Ringwall in Otzenhausen, noch übrig geblieben ist, sind hauptsächlich die Hügelgräber", sagt Cordie.
Die nächste Sonderausstellung, die am 7. Mai eröffnet wird, präsentiert daher auch viele Informationen aus den Gräbern der Kelten. "Nachdem wir 2010 eine Ausstellung über keltische Frauen gemacht haben, kommen nun die Männer dran", sagt Cordie. Dazu habe man Funde aus den Gräbern analysiert und rekonstruiert. Warum gaben die Menschen damals wertvolle Gegenstände den Gräbern bei? Cordie hat dafür eine Antwort: "Die Kelten glaubten auch an ein Weiterleben nach dem Tode. Und da war es wichtig, im Jenseits zu zeigen, welche Bedeutung der Tote im Diesseits hatte."

Deshalb habe man neben Rüstung, Schwertern, Kleidung sogar Essgeschirre und Nahrungsmittel beigelegt. Von diesen Dingen haben natürlich nur Überreste die Jahrhunderte überdauert. Aber aus all den Fundorten im Hunsrück, wozu Wintrich, Bescheid, Hundheim, Hochscheid, Haag, Horath und Siesbach zählen, kristallisiert sich ein Bild heraus. "Nicht nur die Frauen kleideten sich damals prachtvoll, sondern auch die Männer", sagt die Chefin des Archäologieparks. Aus den Überresten in den Gräbern rekonstruierten Spezialisten Gewänder, Schmuck und Waffen. Stoff verrotte natürlich sehr schnell, aber wenn Stoff mit Metall in Berührung kommt, wie an Schnallen oder Waffen, dann hinterlässt der Stoff Reste, die mit dem Metall oxidieren. So lassen sich sogar die Farben ermitteln, die Webtechniken und weitere Details, so Cordie. "Es ist schon erstaunlich, dass sich ein Statussymbol wie eine Gürtelschnalle seit Jahrtausenden hält", bemerkt Cordie.

In der Ausstellung, die am 7. Mai eröffnet wird, werden solche rekonstruierten Kleidungsstücke, Schmuck und Waffen zu sehen sein. Aber auch Originalfunde und Zeichnungen gehören dazu. Was übrigens heute ganz normal ist, war damals, zumindest für die Römer, eine Kuriosität: Denn die keltischen Männer trugen schon Hosen, als die Römer noch ihre Gewänder trugen.PRACHT UND HERRLICHKEIT IM BELGINUM

Ab Samstag, 1. April , ist der Archäologiepark Belginum geöffnet. Die Öffnungszeiten sind von Dienstag bis Sonntag, 10 Uhr bis 17 Uhr, an Feiertagen auch montags. Karfreitag bis Ostermontag ist das Museum durchgehend geöffnet.Programme für Schulen und Kitas sowie die beliebten Kindergeburtstage können ab sofort wieder gebucht werden. Ab 7. Mai ist die Ausstellung "Pracht und Herrlichkeit - Bewaffnung und Bekleidung keltischer Männer im Hunsrück" zu sehen. Die Bilanz des Archäologieparks Belginum war in den letzten Jahren leicht zurückgefallen. Das lag, so die Touristinfo Morbach, an der Großbaustelle am Wederather Kreisel, durch die der Archäologiepark für mehrere Monate schwer erreichbar gewesen sei. Die Besucherzahl sank von 7727 im Jahr 2014 auf 6945 im Jahr 2015, steigerte sich aber wieder. Das Belginum feiert in diesem Jahr sein 15-jähriges Bestehen. Archäologiepark Belginum, Keltenstraße 2, 54497 Morbach-Wederath, Telefon 06533/957630, E-Mail: info@belginum.de

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