Schnell am Pranger

Der Grund soll feucht sein, aber nicht nass. Das Wetter soll kühl sein, aber nicht frostig. Am besten ist die Aussicht auf leichten Regen. Die Windrichtung soll so günstig sein, dass der Gestank nicht in Wohngegenden zieht.

Wer als Landwirt über keine parzellengenaue Wettervorhersage von Jörg Kachelmann verfügt, muss schon sehr viel Glück haben, wenn er beim Ausbringen von Gülle alles richtig machen will. Auch wenn Vorschriften zum Boden- und Wasserschutz streng eingehalten werden, wird der Bauer dennoch gerne zum Umwelt-Frevler gestempelt. Üble Gerüche an einigen Tagen im Jahr genügen schon, dass manche Zeitgenossen den ganzen Berufsstand verunglimpfen. Sicherlich gibt es bei den Bauern - wie in anderen Branchen auch - schwarze Schafe, die sich nicht darum scheren, ob Gülle in der Nähe von Bächen ausgebracht wird oder ob Sperrfrist gelten. Doch sie sind die Ausnahme. Die weitaus meisten gehen verantwortungsbewusst mit der Umwelt um. Jungbauern werden heute besser ausgebildet, das Wissen um biologische und chemische Vorgänge ist größer geworden. Nur: eine cleane Landwirtschaft wird es auch in Zukunft nicht geben. Irgendwo muss die Gülle ja hin, und auf den Feldern ist sie den Bauern ein wertvoller Dünger. Einen anderen Nährstoff-Spender könnten sie sich ohnehin nicht leisten. Ein wenig Rücksichtnahme, und das von beiden Seiten, ist im "Gülle-Fall" angebracht. a.follmann@volksfreund.de

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