Schnelles Internet nicht für alle

Die Telekom hat in Binsfeld im vergangenen Jahr Leitungen für schnelle Internetverbindungen verlegt. Allerdings können diese nicht alle potenziellen Surfer nutzen. Kunden von Firmen, die die Telekomanschlüsse normalerweise vermieten, können nicht angeschlossen werden.

Binsfeld. "DSL-Ausbau in Binsfeld perfekt". So hieß es noch kürzlich auf der Internetseite der Gemeinde Binsfeld, die zurzeit aber nicht zu erreichen ist, weil sie umgebaut wird. Die Telekom hatte die Leitungen für einen schnellen Internetzugang vergangenes Jahr verlegt. Die Gemeinde hat sich laut VG-Verwaltung Wittlich-Land mit 57 000 Euro - das ist fast ein Drittel der Kosten - beteiligt. Doch perfekt sind die schnellen Internetleitungen mit einer Bandbreite von 16 000 Megabyte pro Sekunde - das sind zurzeit die drittschnellsten Leitungen auf dem Markt - lange nicht für alle. Denn Kunden sogenannter Reseller (zu Deutsch: Wiederverkäufer) von T-DSL - das sind Firmen, denen die Telekom ihre DSL-Anschlüsse zur eigenen Vermarktung vermietet - haben keinen Zugriff auf diese Leitungen.

Leitung kann nicht gebucht werden



Günter Schneider, Kunde des Resellers 1&1 wurde aus diesem Grund beispielsweise angeboten, dass sein Vertrag im Rahmen der Kulanz vorzeitig aufgelöst wird. Der Binsfelder Peter Kröschel hat sich gleich entschieden, von Tele 2 zur Telekom zu wechseln. Dies ist nach längerem Hin und Her - mal kam die technische Ausstattung nicht, mal lief mit dem Vertrag was schief - auch gelungen.

Doch was steckt dahinter? Soll am Ende erreicht werden, dass die Menschen, die einen schnellen Internetzugang haben wollen, zur Telekom wechseln? George-Stephen McKinney, Sprecher der Region West der Telekom, dementiert entschieden. Er verweist darauf, dass die Telekom per Gesetz verpflichtet sei, ihre Mitbewerber diskriminierungsfrei auf die Teilnehmeranschlussleitungen zuzuschalten. "Und das passiert auch tagtäglich", versichert er. Er könne nicht sagen, warum die anderen Firmen die Telekomleitungen in Binsfeld nicht nutzen könnten. Es sei Sache der Reseller, diese Fragen für ihre Kunden zu beantworten. Sie würden bei Bedarf auch ihre Ansprechpartner bei der Telekom kennen.

Die beiden Unternehmen 1&1 und Tele 2 tun sich jedoch schwer damit. Bei beiden heißt es, dass sie normalerweise die Telekomleitungen nutzen könnten, dass dies in Binsfeld jedoch generell nicht möglich sei. Auf die mehrfache Frage nach dem Warum antwortet Ingrun Senft, Pressesprecherin von 1&1 schlicht: "Die Leitungsbuchung war in diesem Fall technisch einfach nicht möglich." Dorothee Schmeil, Sprecherin von Tele 2, erhält aus ihrem Haus überhaupt keine Rückmeldung, wo es hakt.

Meinung

Ein Stück Wüste in Deutschland

Nicht jeder, der im Internet surft, muss verstehen, wie das funktioniert. Bei einer Firma, die den Zugang zum Internet verkauft, ist das etwas anderes. Sie sollte die Technik, die dahintersteckt, durchaus verstehen und beherrschen. Die beiden Firmen 1&1 und Tele 2 lassen es offen, ob sie die DSL-Technik in Binsfeld nicht durchschauen oder nicht durchschauen wollen. Das eine wie das andere erscheint nicht kundenfreundlich. Da bleibt dem Kunden generell und im speziellen Fall Binsfeld sowieso nur eine Lösung: der Wechsel. Die Frage ist allerdings, ob er da nicht vom Regen in die Traufe kommt. Fast jeder Handy- und Internetnutzer hat schon leidvolle Erfahrungen mit den gängigen Telekommunikationsunternehmen gemacht, oder er kennt zumindest Menschen, die solche Erfahrungen gemacht haben. War da nicht mal was mit Servicewüste Deutschland? Auf dem Telekommunikationsmarkt scheint die häufig noch Realität zu sein. m.maier@volksfreund.de

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort