Schnelles Internet verspätet sich

Wenigerath · Im März sollte Wenigerath als erster Ort der Gemeinde Morbach in den Genuss von schnellen Internetverbindungen kommen. Doch nun, drei Monate später, funktioniert dies immer noch nicht. Die Firma kämpft mit technischen Problemen. Vor Ort wächst der Unmut.

Wenigerath. Wenigeraths Ortsvorsteher Thomas Jakobs wählt die Worte vorsichtig, doch seine Unzufriedenheit ist nicht zu überhören. "Schon seit vielen Wochen behauptet die Firma, dass das schnelle, kabelgebundene Internet in Wenigerath in wenigen Wochen so weit ist", sagt er. Die Leute würden auch dauernd nachfragen. Doch das schnelle Internet, das im März schon laufen sollte, lässt auf sich warten.
Die Wenigerather, die derzeit via Kabel im weltweiten Netz surfen, müssen sich also weiter in Geduld üben: Internetseiten aufzurufen dauert, Videos laufen laut Jakobs nur abgehackt.Quote bei Weitem erfüllt


Der Ortsvorsteher moniert: "Seit einem Jahr reden wir nun schon über die Geschichte. Die Firma hat alles in schillernden Farben geschildert. Wir müssten nur die Leute besorgen, den Rest machen wir, hieß es. Wir haben die Leute besorgt. Mit 40 Einwohnern haben wir die Quote bei Weitem erfüllt. Aber den Rest haben sie noch nicht gemacht." Es geht in Wenigerath um komflat DSL. Dahinter steckt der Anbieter mr.net services, der gemeinsam mit RWE und dem Netzbetreiber Netcon den Breitbandausbau im Hunsrück mit Empfangsraten von bis zu 50 Megabit realisieren will und dafür vorhandene Leerrohre der RWE nutzt.
Zu den Verzögerungen sagt Kerstin Komander, Sprecherin von mr.net services: "Erst hat der Winter verhindert, dass wir vorwärtskommen, dann hatten wir technische Probleme." Die Fehlerquelle sei noch nicht gefunden, doch es werde daran gearbeitet. Es handele sich um eine hochinnovative Technik, da gehe es manchmal um Kleinigkeiten. Viele Teile seien schon ausgetauscht worden. Der Morbacher Gemeinderat hatte sich im Mai 2012 dafür ausgesprochen, dass mr.net services die vorhandenen Leerrohre in der Gemeinde nutzt. Bürgermeister Andreas Hackethal äußert sich ebenfalls kritisch. "Das Tempo der Umsetzung ist zu gering. Ich bin äußerst unzufrieden mit der Situation. Wir sind in Gesprächen, stellen aber auch sehr grundsätzliche Fragen." Von Anfang habe die Firma Vereinbarungen nicht eingehalten.
Das große Ziel sei weiterhin, acht Ortsbezirke an die schnellen Leitungen anzuschließen. Vorgesehen sind dafür neben Wenigerath Hoxel, Morscheid-Riedenburg, Wolzburg, Gutenthal, Rapperath, Morbach und Hundheim.
Die Firma mr.net services hat Wenigerath mit seinen 300 Einwohnern als Pilotprojekt herausgegriffen. Für die übrigen Orte hieß es, der Ausbau komme nur, wenn sich 40 Prozent der Haushalte für komflat DSL entscheiden würden. Kerstin Komander sagt: "Diese Zahl haben wir in den Orten nicht erreicht. Das Interesse ist verhalten, die Leute wollen wissen, ob es läuft.
Es gab schon andere Firmen, die sich wieder zurückgezogen haben. Deshalb haben wir gesagt: Ok, wir beweisen zunächst, dass es läuft mit dem Pilotprojekt."Meinung

Weniger Worte, mehr Taten
Dass es mit Computern oder Internet mal nicht so läuft, wie es soll, hat bestimmt jeder schon erlebt. Die Technik ist kompliziert, Ok. Dennoch hält sich das Verständnis für die Firma mr.net services in Grenzen. Wenn die Sache so kompliziert ist, wie kann man sie dann so vollmundig anpreisen? Wie kann man da von Menschen verlangen, dass sie schon mal eine Zusage für einen Anbieterwechsel geben? Mehr Zurückhaltung an dieser Stelle und dafür jetzt volle Kraft in Richtung Fehlersuche - das wäre der bessere Weg. m.maier@volksfreund.deExtra

Zur DSL-Versorgung in der VG Thalfang sagt Michael Suska von der Verwaltung: "Wir sind ganz gut aufgestellt, es gibt kaum weiße Flecken." In Deuselbach gebe es ein Problem, weil der Ort von Morbach aus ebenfalls mit komflat DSL versorgt werden solle, doch das stocke. Merschbach und Berglicht würden seit Kurzem über einen Funkmast versorgt. Über diesen werde auch Gräfendhron erreicht, allerdings nur zum Teil; der Ort sei teilweise unterversorgt. Ansonsten könne flächendeckend Internet mit einer Leistung bis zu 6000 Kilo-Bit angeboten werden. Das reiche für den Hausgebrauch. Höhere Ansprüche könnten damit aber nicht erfüllt werden. Andreas Hackethal, Bürgermeister der Gemeinde Morbach, war gestern nicht für eine Auskunft zu erreichen. mai

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