Schönste Verwirrung der Gefühle

WITTLICH-WENGEROHR. Pubertät und Sexualität: Zwei komplexe Themen und, wenn es dabei um behinderte Menschen geht, oft noch Tabu-Thema. Um im Kreis unterhaltsam darüber aufzuklären, bringt der Elternkreis behinderter Kinder jetzt das ausgezeichnete Theaterstück "Love" nach Wengerohr.

"Meine zwei anderen Kinder hätten sich mit 16 Jahren nie getraut, sich ein verliebtes Küsschen vor den Augen der Mama zu geben. Aber für meinen Sohn, der seine Freundin liebt, ist das ganz normal", sagt Maria Klein vom Elternkreis behinderter Kinder. Die Mutter des 16-jährigen Jugendlichen mit Down-Syndrom kennt das Thema, das die integrative Theatergruppe der Lebenshilfe-Werkstatt Trier - Hofgut Serrig jetzt in Wengerohr auf die Bühne bringt.Das Kribbeln im Bauch und Liebeslieder

Der Titel des Stücks: "Love". Es geht um Liebe im Allgemeinen und speziell um das Thema Liebe unter Behinderten. Dafür erhielt die Theatergruppe 2003, dem Europäischen Jahr der Menschen mit Behinderungen, einen Preis des Ministerpräsidenten. Claudia Cartellieri, ehemaliges Ensemblemitglied und Theaterpädagogin, kennt das Stück: "Es ist eine Collage mit Live-Musik zum Thema Liebe, ihren Höhen und Tiefen, dem Kribbeln im Bauch und auch den Schmerzen. Etwa ein Drittel des Programms sind Liebeslieder." Die Wengerohrerin hat den Kontakt zum Wirt Jürgen Eltges hergestellt, weil sie das Stück in die Region bringen wollte. Der gab ihr den Tipp, dass sein Gasthaus sowieso Treffpunkt des Elternkreis behinderter Kinder ist, und ruckzuck konnte die Idee Realität werden. Claudia Cartellieri zum Stück: "Es ist zuerst ein Theaterstück für alle, die sich generell fürs Theater interessieren. Doch die Thematik soll auch helfen, Ängste abzubauen. Denn die Liebe ist nicht das Problem der Behinderten sondern der Umwelt." Maria Klein weiß: "Es geht um das Gefühl des Verliebtseins, das Schmusen, Küssen, Kuscheln. Das sind normale Bedürfnisse, die jeder behinderte Mensch auch hat." Genauso normal wie das Thema Pubertät. Maria Klein über ihren jugendlichen Sohn und die Pubertät: "Im Grunde ist es genauso wie bei anderen. Bockig sein, schlampig sein." Die Frau, die seit 15 Jahren in der Behindertenarbeit tätig ist, denkt, dass sich beim Thema Sexualität und Pubertät einiges getan hat: "Das ist eine Generationsfrage. Durch viel Öffentlichkeitsarbeit und Seminare gehen etwa jüngere Eltern ganz anders mit dem Thema um. Aber es gibt noch viele Vorurteile."Verliebt, verlobt und der Heiratswunsch

Um das Unverständnis, die Vorurteile und die Behinderungen durch die Gesellschaft geht es auch in "Love". Das Liebespaar Franziska und Paul soll exemplarisch zeigen, dass die Liebe keinen Unterschied macht zwischen behinderten und nicht behinderten Menschen, und es wirbt für Toleranz statt für ein Tabu. Und was sagte der 16-Jährige als er das Kribbeln im Bauch entdeckte? Maria Klein: "Er hat gesagt, er hätte eine Verlobte und wolle heiraten. Ich habe gesagt, fürs Heiraten ist es aber noch ein bisschen zu früh." Die Theaterproduktion "Love" von der integrativen Theatergruppe "Projekt 54" der Lebenshilfe-Werkstatt Trier - Hofgut Serrig kommt am Freitag, 7. Mai, 20 Uhr, ins Gasthaus "Zur Linde" in Wittlich-Wengerohr. Das Stück ist für alle ab 14 Jahre. Die Karten kosten fünf und acht Euro. Reservierungen bei Maria Klein, Telefon 06571/6696. Die Theatertruppe ist auch schon in Schulen aufgetreten. Kontakt für interessierte Lehrer und Fördervereinsmitglieder: Hofgut in Serrig, Telefon 06581/91450.

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