Schokolade im Reisegepäck

PIESPORT. So sehr sich zwei Piesporter auf ihren Aufenthalt in Brasilien freuen - eine Vergnügungsreise wird der Besuch ihres Patenkindes nicht werden.

Mitte Januar begibt sich ein Piesporter Ehepaar mit insgesamt 18 Menschen aus ganz Deutschland auf eine besondere Reise. Doris und Otmar Ertz wollen in Brasilien ihr Patenkind besuchen. Eine Erholungsreise wird diese zweiwöchige Exkursion über holprige Straßen in teils abgelegene Dörfer aber nicht werden. "Das sind mehr als 2500 Kilometer mit dem Bus", sagt Doris. Ihr ist ein wenig bang vor den zu erwartenden Strapazen. Außerdem gehe es Tag für Tag schon um neun Uhr morgens los, fügt Ehemann Otmar hinzu. Für den Abstecher zu ihrem Patenkind, der 14-jährigen Santana, müssen die beiden sogar einige Tage ohne die Gruppe, wenn auch mit Dolmetscher, auskommen. Denn der im Nordosten Brasiliens gelegene Heimatort des Mädchens, dessen Patenschaft sie 1995 übernahmen, liegt zu weit abseits von der übrigen Route. Die Entscheidung für diese Reise hat sich das Paar lange überlegt. Dabei ist es von Anfang an ihr Wunsch gewesen, ihre Patentochter einmal kennen zu lernen. Den Ausschlag gab die Überlegung, dass ein Besuch der Pateneltern für die Kinder, die dann mit diesen zu einer Gruppen-Rundreise starten, ein einmaliges Erlebnis ist. Viele hätten noch nie in einem Bus gesessen, geschweige denn ein Schwimmbad oder einen Badestrand besucht. Der Verein "Rette ein Kinderleben" (siehe Info) legt seinen Pateneltern, die wie Familie Ertz zum Beispiel 35 Euro Schulgeld pro Monat zahlen, eine solche Reise daher ans Herz. Die Kosten für Übernachtung und Verpflegung für sich selbst sowie für die Kinder und die Betreuer, die die Reisegruppe begleiten, zahlt jeder aus eigener Tasche. Der Obolus für das Mittagessen, das sie in den Heimen des Vereins, die sie besuchen, erwarten wird, wurde bereits vorab überwiesen. Insgesamt stehen 13 Häuser, täglich eines, auf dem Programm. Obwohl sie von dem Sinn ihrer Reise ebenso überzeugt sind wie von den Zielen des Vereins, hatte sich das Ehepaar erst durchringen müssen, die Fahrt öffentlich zu machen. Die Hoffnung, damit vielleicht neue Pateneltern oder Förderer gewinnen zu können, gewann jedoch die Oberhand. "Wenn ich mit diesem Bericht nur ein Patenkind vermitteln könnte oder nur einen Förderer, hätte ich schon viel getan", sagt die Piesporterin. Sie persönlich ist überzeugt, "dass das Geld da ankommt, wo es gebraucht wird". Dadurch, dass der Verein die Hilfe direkt an die Empfänger leite, sei mit jeder einzelnen Unterstützung unheimlich viel zu machen. Deshalb habe sie auch kein Problem damit, sich freiwillig als Bittstellerin zu betätigen, um etwa Verbandsmaterial mitnehmen zu können, sagt Doris Ertz. Unabhängig davon werden kleine, über Monate ausgewählte Geschenke mit auf die Reise gehen - und natürlich Schokolade.

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