Schon heute zu wenig Flächen rund um Wittlich

Wittlich · Künftig soll noch mehr Strom statt aus dem Kraftwerk vom Bauern nebenan kommen. Dieser Aufgabe wollen sich die Landwirte stellen. Dafür brauchen sie unter anderem Land. Doch das wird zusehends knapper.

 Entlastung beim Agrardiesel: Mit dem Mähdrescher die Felder zu bearbeiten, kostet die Landwirte künftig weniger. TV-Foto: Archiv/Rudi Höser

Entlastung beim Agrardiesel: Mit dem Mähdrescher die Felder zu bearbeiten, kostet die Landwirte künftig weniger. TV-Foto: Archiv/Rudi Höser

Wittlich. Die Grenzen der Energiewende sind auch in Wittlich spürbar. Da sollte vor rund einem Jahr in der Nähe des Industriegebiets eine Biogas-Anlage gebaut werden. Doch es gibt bereits drei ähnliche Anlagen in Platten und Altrich. Und so versagte der Stadtrat die Genehmigung, weil jede der Anlagen viel Fläche braucht, auf der die nachwachsenden Rohstoffe angebaut werden, die verstromt werden. Zu wenig Platz in der Wittlicher Senke, lautete das Urteil des Rats.
100 Hektar weniger pro Tag


Bei ihrem Dreikönigstreffen war im Pfarrheim St. Bernhard zwar noch Platz. Doch auch die rund 100 Landwirte und Winzer beschäftigten sich mit dem Thema Energie und der für deren Gewinnung notwendigen Flächen. Was die nach den Reaktorunfällen in Japan von der Bundesregierung verkündete Energiewende für Landwirte und Nichtlandwirte im Raum Eifel-Mosel-Hunsrück bedeutet, beleuchteten dabei der parlamentarische Staatssekretär Peter Bleser, Landrat Gregor Eibes und Manfred Zelder, Vorsitzender des Bauern- und Winzerverbands Bernkastel-Wittlich.
Der Bundespolitiker: "Bis 2020 sollen 35 Prozent des Strombedarfs aus erneuerbaren Energien stammen, 2050 sollen es 80 Prozent sein", sagt Peter Bleser. Aktuell sind es rund 20 Prozent. Der Landwirtschaft komme insbesondere bei der Gewinnung von Strom aus Biomasse große Bedeutung zu. Die dazu notwendigen Flächen würden aufgrund von Versiegelungen in Deutschland täglich um 100 Hektar kleiner. Dieser Landverbrauch müsse gestoppt werden.
Der Kommunalpolitiker: Geht es nach Gregor Eibes, sollen alle Bürger im Kreis von der Energiewende profitieren. Er wendet sich der Goldgräberstimmung in einigen Gemeinden zu und hat die Vision einer kreisweiten Energieerzeugungsgesellschaft (der TV berichtete). Wie bei der Windkraft, so müsse auch bei der Energiegewinnung durch Biomasse gelten, dass sie von den Menschen akzeptiert werde. Dem Flächenverbrauch will er dadurch begegnen, dass es im Kreis weniger neue Baugebiete geben soll. Für den Landrat steht fest, dass Innen- vor Außenentwicklung gehen muss.
Der Kreisvorsitzende: Manfred Zelder erinnert daran, dass die Landwirtschaft durch Infrastrukturprojekte wie den Bau der B 50 neu viel Land verloren hat. "Da kann es nicht sein, dass wegen der deshalb benötigten Ausgleichsflächen Land enteignet werden soll", sagt der Bernkastel-Wittlicher Kreisvorsitzende. Er verweist darauf, dass gerade auf den Dachflächen bäuerlicher Betriebe viele Solarkollektoren angebracht sind. Hingegen verschärften Solarfelder auf Ackerflächen die Landknappheit.
Die Praktiker: Biogasanlagen ja, jedoch von Landwirten und nicht von auswärtigen Firmen oder Investoren betrieben. Mit dieser Aussage spricht der Arenrather Arno Weber das aus, was viele seiner Berufskollegen denken. "Kleine Anlagen fallen nicht auf und sorgen auch nicht für höhere Pachtpreise", sagt er. Große Anlagen benötigten große Flächen. Dies führe dazu, dass die mittelständischen bäuerlichen Betriebe auf der Strecke zu bleiben drohen.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort