Schon wieder: Kraniche gestohlen

Wittlich · 15 000 Euro reiner Sachschaden plus der nicht in Zahlen fassbare Verlust eines stadtbekannten Kunstwerks: Zum dritten Mal seit 2004 sind die Bronze-Kraniche von Hanns Scherl am Cusanus-Gymnasium Ziel eines Beutezuges von Kriminellen geworden.

 Vier Vögel, ein Wahrzeichen, das war einmal: Der verstorbene Bildhauer Johannes Scherl am Kranichbrunnen. Foto: TV-Archiv/Franz-Josef Scherl

Vier Vögel, ein Wahrzeichen, das war einmal: Der verstorbene Bildhauer Johannes Scherl am Kranichbrunnen. Foto: TV-Archiv/Franz-Josef Scherl

Wittlich. Vier Kraniche stolzierten seit 1971 auf einem Brunnen an der Kurfürstenstraße: Der Wittlicher Bildhauer Hanns Scherl (1910 - 2001) schuf das Vogelquartett aus Bronze. Es war nicht nur eine Art Wahrzeichen der Schule, sondern auch ein Hingucker an der viel befahrenen Straße.
Doch die lange Rast der graziösen Tiere am Rande des Schulhofs weckte das Interesse von Kriminellen: 2004 wurde ein Kranich gestohlen, ein weiterer angesägt. Mit Geld von privaten Spendern und dem Eigentümer des Kunstwerks, der Kreisverwaltung Bernkastel-Wittlich, wurde die eine Skulptur restauriert und die andere nachgegossen: 2007 war das Ensemble wieder komplett. Die Täter wurden nie gefasst. Ostern 2009 scheiterte ein vermutlich erneuter Diebstahlsversuch: Dem auffälligsten Vogel mit den ausgebreiteten Schwingen, werden dabei die Beine gebrochen. Er musste abgebaut werden und wird gelagert. Zur Wiederherstellung des Ensembles muss er nach jetzigem Kenntnisstand neu gegossen werden (der TV berichtete). Seither thronten nur noch drei seiner bronzenen Artgenossen auf dem Brunnen.
Das war einmal: In der Nacht zum gestrigen Donnerstag versuchen Unbekannte die je rund 200 Kilo schweren Figuren abzuschneiden, dann brechen sie sie mit Gewalt vom Sockel. Die Kriminalpolizei (Kripo) hofft auf Zeugen. "Der Abtransport der Kunstgegenstände erfolgte vermutlich durch ein im Bereich der Kurfürstenstraße abgestelltes Fahrzeug", sagt Winfried von Landenberg, Pressesprecher der Kripo, der den Sachschaden auf 15 000 Euro schätzt. Die Polizei weiß noch nicht: Geht es um eine Diebstahlserie von ein und derselben Tätergruppe? Geht es um die Kunstwerke selbst oder ausschließlich um deren Materialwert? "Die Bronzen müssen ja in irgendeiner Form abgesetzt werden. Die Täter wissen genau, was sie damit anfangen", sagt Winfried von Landenberg, "Weil es drei Mal derselbe Tatort ist, könnte es sich immer um dieselben Täter handeln." Für den Eigentümer, die Kreisverwaltung, sagt deren Pressesprecher Alfons Kuhnen: "Wir sind entsetzt, dass sich Diebe zum wiederholten Mal an dem Kunstwerk vergangen und es jetzt ganz entfernt haben." Unklar sei, ob eine Versicherung für den Schaden aufkomme. Aufgrund der angespannten finanziellen Lage sei es ansonsten unmöglich, das Werk kurzfristig nacharbeiten zu lassen. Denn anders als der reine von der Polizei geschätzte Materialwert kostet der Nachguss eines Kranichs rund 15 000 Euro. "Für alle vier müssten wir von einer Summe von 60 000 Euro ausgeben", sagt Alfons Kuhnen.

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