Schüler schaffen Kunstwerk der Ruhe

Zusammen mit der Künstlerin Ingeborg Martin arbeiten zwei Schüler der Martin-Luther-King-Schule in Wolf an einem Kunstwerk für den "Raum der Stille" im Ida-Becker-Haus in Traben-Trarbach. Lehrerin Heike Hooghoff sieht in dem Kunstprojekt einen Motivationsschub für ihre Schützlinge.

 Jeremy Danger (links) und Nicolas Kaufmann bereiten die Emaille-Puzzleteile vor. TV-Foto: David Zapp

Jeremy Danger (links) und Nicolas Kaufmann bereiten die Emaille-Puzzleteile vor. TV-Foto: David Zapp

Burg. (zad) Nicolas (15) und Jeremy (15) sind glücklich darüber, einmal die Woche mit ihrer Kunstlehrerin Heike Hooghoff aus dem alltäglichen Schulbetrieb ausbrechen zu können. Mal weder Mathe noch Deutsch in der Förderklasse der Martin-Luther-King-Schule in Wolf. Dann stehen sie im Atelier der Emaille-Künstlerin Ingeborg Martin im ehemaligen Gärtnerhaus von Schloss Burg und werkeln mit Eifer an dem Kunstprojekt.

Eine große Spirale aus Emaille soll später die leere Wand des "Raums der Stille" im Ida-Becker-Haus zieren - farbig, aber dennoch beruhigend. Zusammen schneiden, polieren, brennen und bemalen sie Kupfer-Puzzlestücke. Die kleben sie später auf eine spiralförmige Holzunterlage. Gegen Pfingsten soll das Kunstwerk seinen Platz im Ida-Becker-Haus gefunden haben. "Die Menschen, die im Ida-Becker-Haus einen geliebten Menschen verloren haben, sollen im Raum der Stille Ruhe finden", sagt Ingeborg Martin. Die Idee sei ihr spontan gekommen, als sie etwas für das Seniorenheim kreieren wollte. Bei der Förderschule in Wolf stieß sie mit ihrem Vorschlag, Schüler miteinzubeziehen, auf offene Ohren.

An Pfingsten ist Einweihung



Pädagogin Heike Hooghoff leitet das Kunstprojekt. "Ich möchte mit der Kunst, die die Schüler machen, nach außen gehen. Die Jungs sind stolz darauf - auch wenn sie das so nicht zeigen", sagt Hooghoff. Nicolas und Jeremy seien künstlerisch begabt, hätten schon Preise bei Kunstwettbewerben gewonnen - doch auch sozialer Förderbedarf besteht für die beiden. Beim gemeinsamen Werken im Atelier herrscht entspannte Ruhe - ab und an durchfährt ein lockerer Spruch oder ein derber Fluch der beiden Teenager die Harmonie. Lehrerin Hooghoff kennt das, Künstlerin Martin hat sich daran gewöhnt. So seien sie eben, die Jugendlichen, sie meinten das nicht grob oder böse.

Die Stille, die sie in das Kunstwerk der Stille einarbeiten, färbt auch im Atelier auf die beiden Halbwüchsigen ab. "Das ist eine schöne Möglichkeit, dass sie kreativ sein und später auch ihren Erfolg in den Händen halten können. Das tut ihnen gut", sagt Hooghoff. Solche Erfolgser lebnisse seien ein wichtiger Faktor für die Motivation Jugendlicher. "Das Arbeiten mit den Materialien macht mir Spaß", erklärt Jeremy Danger. Das meint auch Nicolas Kaufmann: "Viel besser, als in der Schule herumzusitzen."

Begonnen haben Ingeborg Martin und die beiden Jungs mit den vorbereitenden Arbeiten bereits im April 2009. Ideen und Vorstellungen sammelten sich erst in Skizzen und Bildern. Auch die Anregungen der beiden Schüler fanden Platz im Konzept. Seit Anfang des Jahres geht es nun an die praktische Arbeit - die Puzzlesteine für die Emaille-Spirale anzufertigen. Bis Pfingsten soll die Spirale fertig sein. Dann findet zur Einweihung eine festliche Feierstunde im Ida-Becker-Haus statt. Für Jeremy und Nicolas heißt es dann, ihre Künstlermiene aufzusetzen. "Da ziehen wir natürlich einen Anzug an", sagt Nicolas ernsthaft. Für diesen Anlass bleiben dann auch mal die Käppis im Schrank - statt lässig auf dem Kopf.

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