Schülerbeförderung: Heute fällt die Entscheidung

Wittlich/Bernkastel-Kues · Schulkinder, deren Weg kürzer als vier Kilometer ist, haben keinen Anspruch auf Übernahme der Fahrkosten. Es sei denn, er ist besonders gefährlich. Über die Gefahren wird in Wehlen und Lüxem diskutiert. Eltern sammelten Unterschriften. Es gibt unter anderem den Wunsch, ein Gutachten des ADAC abzuwarten.

 Der Weg von Lüxem nach Wittlich ist nach Ansicht der Polizei nicht besonders gefährlich, weil er beleuchtet ist. TV-Foto: Klaus Kimmling

Der Weg von Lüxem nach Wittlich ist nach Ansicht der Polizei nicht besonders gefährlich, weil er beleuchtet ist. TV-Foto: Klaus Kimmling

Wittlich/Bernkastel-Kues. Kindern und Jugendlichen aus Wehlen, die weiterführende Schulen in Bernkastel-Kues besuchen, sollen in Zukunft nur in der dunklen Jahreszeit zwischen November und Ende Februar die Busfahrkarten bezahlt werden. Schüler aus Lüxem, die nach Wittlich müssen, sollen nach den Sommerferien ganz leer ausgehen. Der Kreisausschuss (KA) wird sich heute, Montag, zum wiederholten Male mit der Thematik beschäftigen. Hintergrund: Der Landesrechnungshof moniert, dass der Kreis Bernkastel-Wittlich pro Jahr rund 60 000 Euro zu viel für die Schülerbeförderung ausgibt. Die Forderung: Kindern, deren Schulweg weniger als vier Kilometer lang ist, könne zugemutet werden, zu Fuß zu gehen oder mit dem Rad zu fahren. Die Voraussetzung: Es dürfen keine besonderen Gefahren lauern. Forderung des Rechnungshofs

Gerade die sehen aber die Eltern der Wehlener Kinder an der viel befahrenen L 47 gegeben. Der größte Teil des Fuß- und Radwegs ist unbeleuchtet und weder durch einen Bordstein noch durch Leitplanken von der Straße getrennt. Innerhalb weniger Tage sammelten Eltern mehr als 300 Unterschriften gegen das Vorhaben und überreichten sie am 19. November 2012 Landrat Gregor Eibes (der TV berichtete).Wenige Tage später tat sich auch in Lüxem, dem zweiten betroffenen Ort, etwas. 180 Bürger votierten für den Erhalt des Busgeldes für die Kinder und Jugendlichen, die Schulen in Wittlich besuchen. Um fehlende Beleuchtung ging es dabei nicht. Eher darum, dass es Kindern nicht zuzumuten sei, eine Stunde hin und eine Stunde zurück mit dem schweren Schulranzen zu laufen. Zudem habe der Verkehr im Laufe der Zeit enorm zugenommen. In Wehlen uns Lüxem sind jeweils etwa 50 Kinder betroffen. Die Fahrkarte kostet pro Monat etwa 45 Euro pro Schüler. Der Protest hatte zumindest eine aufschiebende Wirkung. Beide Strecken wurden erneut auf ihre Gefährlichkeit hin untersucht.Interessant bei der Beschlussvorlage, die heute auf der Tagesordnung steht: In Wehlen steht nicht mehr der parallel zur L 47 laufende Weg im Vordergrund, sondern das etwa 100 Meter lange Stück am Ortseingang, das um das Wasserauffangbecken führt. Dort könne von einer besonderen Gefahr gesprochen werden, weil das Becken und der dahinter verlaufende Weg unbeleuchtet seien, und auch die Scheinwerfer der Autos nicht bis dorthin reichen, heißt es in einer Stellungnahme der Polizei. Die etwa ein Kilometer lange Strecke zwischen dem Auffangbecken und dem Cusanuskreisel fällt nach Angaben der Polizei auch weiter nicht in diese besondere Gefahrenzone.Ortsvorsteherin Gertrud Weydert und Stadtbürgermeister Wolfgang Port, beide Mitglieder des Ausschusses, sind mit dem Beschlussvorschlag nicht einverstanden. Sie monieren unter anderem, dass nicht auf ein vom ADAC versprochenes Gutachten gewartet wird.Genauso argumentiert Sabine Lorenz, die zwei Kinder im Schulzentrum hat. "Man sollte mit der Entscheidung warten, bis der ADAC da war", sagt sie. Der Weg sei und bleibe gefährlich. Im Sommer wie im Winter. Wolfgang Port hat "allergrößte Bedenken". Gertrud Weydert ebenfalls. "Ich werde nicht zustimmen. Selbst wenn es hell ist, ist der Weg nicht ungefährlich", sagt sie.Jörg Lamberti aus Lüxem hat noch nicht resigniert, reagiert aber schon pragmatisch. "Dann werden wir das schlucken müssen", sagt der Vater. Es werde bereits über Fahrgemeinschaften gesprochen. Verstehen kann er trotzdem nicht, dass ein sechs Kilometer (hin und zurück) langer Fußweg mit einem schweren Ranzen auf dem Rücken in Kauf genommen wird. Lüxems Ortsvorsteher Peter van der Heyde schlägt vor, dass den Kindern wenigstens auch von November bis Ende Februar die Kosten für die Fahrkarten erstattet werden. Die öffentliche Sitzung des Ausschusses beginnt um 14.30 Uhr im Kreishaus in Wittlich.Meinung

Die Sicherheit geht vorDie Schulranzen werden immer schwerer, der Verkehr nimmt immer mehr zu. Allein das sind schon schlagkräftige Argumente, die für eine vom Kreis bezahlte Busfahrkarte sprechen. Nicht für Schüler, die ein paar Hundert Meter durch einen Ort laufen müssen. Aber für Kinder und Jugendliche, die über unbeleuchtete Strecken gehen oder über Wege, an denen kein Haus steht. Dabei wird es immer Härtefälle geben, denn ein mehrere Kilometer langer Gang durch Wittlich oder Bernkastel-Kues muss auch kein Vergnügen sein. Dort sind aber meistens auch noch andere Passanten unterwegs. Der Landesrechnungshof droht mit Konsequenzen, falls der Kreis sich seiner Forderung widersetzt. Der sollte sich ruhig auf eine Konfrontation einlassen. Er könnte sich der Zustimmung vieler Bürger sicher sein. Kein Mitglied des Kreisausschusses würde sein Kind beispielsweise in der Dunkelheit zu Fuß von Wehlen nach Bernkastel-Kues laufen lassen. Sicherheit geht in diesem Fall eindeutig vor. c.beckmann@volksfreund.de

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