Schüsse und Schreie am Juni-Abend

Osann-Monzel/Trier · Vor dem Trierer Landgericht hat am gestrigen Dienstag der Prozess gegen einen 59-jährigen Mann aus Osann-Monzel begonnen. Ihm werden versuchter Totschlag und gefährliche Körperverletzung vorgeworfen.

Osann-Monzel/Trier. Es sollen dramatische Szenen gewesen sein am Abend des 29. Juni in Osann-Monzel: erst ein Scheppern und laute Schreie aus einer Wohnung. Kurz darauf fallen Schüsse - im Haus und auf der Straße. Zurück bleiben zwei erheblich verletzte Männer, außerdem die geschockte Ex-Frau des einen Verletzten mit ihren beiden Töchtern im Teenageralter.
Nun sitzt einer der beiden Männer, ein 59-jähriger ehemaliger LKW-Fahrer, auf der Anklagebank der Trierer Schwurgerichtskammer. Der 44-Jährige, dem die Schüsse aus einem Gasrevolver gegolten haben sollen, tritt als Hauptzeuge und Nebenkläger auf.
Der Beschuldigte schweigt


Einen aggressiven Eindruck macht der eher behäbig wirkende Angeklagte nicht. Er leidet an einer Herzerkrankung und kann seine Arbeit als LKW-Fahrer nicht mehr ausüben. Direkt zum Tatvorwurf will er sich noch nicht äußern. Obwohl deutscher Staatsangehöriger, spricht er besser Polnisch als Deutsch, denn er ist im ehemaligen Ostpreußen geboren und ging dort zur Schule. Erst 1985 folgte er seinen Geschwistern nach Deutschland, wo er seine zweite Frau kennenlernte. Auch diese Ehe ist inzwischen geschieden. Zurück blieben zwei gemeinsame Töchter, die bei der Mutter leben. Kurioserweise wohnen die Geschiedenen in Osann-Monzel noch immer unter einem Dach, allerdings in getrennten Wohnungen.
Tatmotiv Eifersucht?


Als sich seine Ex-Frau im Mai dieses Jahres mit dem 44-Jährigen aus demselben Ort anfreundete und sich regelmäßig mit ihm traf, schien sich eine Spannung aufzubauen. Dazu erklärt das 44-jährige Opfer als Zeuge am ersten Sitzungstag: "Der Angeklagte hat mir mehrfach gedroht, ich solle die Finger von der Frau lassen. Auch sie ist bedroht worden."
Am Abend des 29. Juni scheinen die Spannungen sich entladen zu haben. In seiner Anklageschrift geht Staatsanwalt Wolfgang Barrot von folgendem Ablauf aus: Gegen 20 Uhr dringt der Angeklagte mit Hilfe eines Hammers in die Wohnung seiner Ex-Frau ein und brüllt: "Ich bring\' euch und mich um!" Die beiden Töchter, die allein in der Wohnung sind, verbarrikadieren sich im Bad. Ihr Vater tritt die Badezimmertür ein. Die ältere Tochter bringt ihn dazu, ihr den Hammer zu übergeben. Danach flüchten die Mädchen und schlagen Alarm. Als kurze Zeit später die Ex-Frau und ihr Freund eintreffen, attackiert der Angeklagte den anderen Mann: Aus nächster Nähe feuert er drei Mal mit einem Gasrevolver. Dann verletzt er sich selbst mit der Waffe am Kopf.
Das 44-jährige Opfer erleidet nach eigenen Angaben Verbrennungen am Kopf, einen Trommelfellschaden und Schwellungen im Gesicht. Außerdem, erklärt er, leide er heute an Alpträumen. Als Zeuge belastet er den Angeklagten am ersten Verhandlungstag schwer.
Der Prozess wird am Freitag, 6. Dezember, 10 Uhr, am Trierer Schwurgericht fortgesetzt.

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