Schuften für buntes Glas und Schminke

Butzweiler · Wer entlang des Eifelsteigs oder Römerpfades zwischen Kordel und Butzweiler wandert, kommt an den sogenannten Pützlöchern vorbei. Hier, oberhalb des Butzerbachtals, schufteten im 2. Jahrhundert n. Chr. römische Sklaven im Bergwerk und Steinbruch.

Butzweiler. Vielleicht hieß er Marci, der Besitzer des römischen Steinbruchs im Wald zwischen Butzweiler und Kordel. Dieses Wort steht zumindest in Stein gemeißelt oberhalb des Stolleneingangs. Und es findet sich wieder auf zahlreichen Quadern der Porta Nigra. Eine sensationelle Entdeckung: Ein Teil der Steine zum Bau des bekanntesten Trierer Bauwerks wurde also vermutlich von diesem Steinbruch am Hang des Butzerbachtales geliefert.
Doch bevor hier Steine abgebaut wurden, befand sich an der Stelle ein römisches Bergwerk zum Abbau von Erz.
Die Pützlöcher gehören zu den ältesten Anlagen antiken Bergbaus in Deutschland. Archäologische Ausgrabungen in den Jahren 1967 und 1991 machten es möglich, einen detaillierten Übersichtsplan der Schächte zu zeichnen. Demnach bestand das Bergwerk aus neun Rundschächten. Darin zu arbeiten war kein Zuckerschlecken. Über einen senkrechten Schacht mit nur 1,15 Meter bis 1,25 Meter Durchmesser fuhren die Bergmänner in die Grube ein, wie die Fachleute das Hinabsteigen nennen. Sie waren vermutlich Sklaven, Sträflinge und Kriegsgefangene. Als Werkzeuge benutzten sie Zweispitz, Hammer und Meißel, Keilhaue (Pickel), Beil, Spaten und Keile. Ein Aufseher sorgte dafür, dass die Männer parierten. Das losgelöste Gestein brachten sie mit Förderkörben hinauf.
Um nach dem Erz zu suchen, gruben die Bergmänner nebenein ander verschiedene senkrechte Schächte. Erst wenn sie eine größere Zahl von Erznestern gefunden hatten, gingen sie in den horizontalen Abbau über. Der tiefste Schacht geht 19,45 Meter in die Erde bei einem Durchmesser von einem Meter. Die sich anschließende Abbaukammer war gerade mal 1,30 Meter hoch. Der heutige horizontale Zugang stammt aus dem 18. Jahrhundert, als der Abbau wieder aufgenommen wurde.
Gemessen an den Strapazen war der Ertrag der Bergmänner gering: Nicht mehr als 250 Kilogramm Erz gab das Bergwerk pro Jahr her, schätzen Experten. Sie gehen davon aus, dass bei der geringen Fördermenge der Abbau des Erzes eher nicht geeignet war, um daraus Kupfer zu gewinnen. Vielmehr vermuten sie, dass Malachit und Azurit zur Herstellung von Farbstoffen für die Glasproduktion in Kordel auf der Hochmark und für Schminke verwendet wurden.
Bergbau betrieben die Römer nur höchstens 40 Jahre an den Pützlöchern, vermutlich bis 180 n. Chr. Danach wurde das Gebiet als Steinbruch genutzt. Die Spitzhiebe sind noch zu erkennen, manche Quader liegen noch herum, markiert mit eingemeißelten römischen Ziffern. Viele antike Spuren wurden im 19. Jahrhundert vernichtet, als der Steinbruch an den Pützlöchern wieder genutzt wurde.
Tipp: Der Heimatverein Butz weiler bietet entlang des Römerpfades auch Führungen zu den Pützlöchern an. Kontakt: Heinrich Wagner, Telefon 06505/8950.
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Malachit und Azurit: In römischer Zeit wurden Malachit, ein schwarzgrünes Kupferkarbonat, und Azurit, eine tiefblaue Kupferlasur in den Pützlöchern abgebaut. Die beiden Erze wurden zur Herstellung von Kupfer und Bronze weiterverarbeitet. Der Malchit wurde auch zum Glasfärben und als Schminke verwendet. Mit Azurit stellten die Römer Azurfarben her. sysExtra

Der Name Pützlöcher: Die Bezeichnung Pützlöcher hat im Lauf der Zeit der Volksmund geprägt. Der Ausdruck Pütz steht für ein ausgemauertes Loch in der Erde zum Sammeln von Grund- und Regenwasser. Weil es Löcher im Felsen (auch Ley genannt) gab, wurden die beiden Begriffe miteinander zu den Namen Pützley oder Pützlöcher verbunden. sys

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