Schuhlöffel für die Familie

WITTLICH. (peg) Immer nur Theorie bringt Jugendliche auf der Suche nach dem passenden Beruf nicht weiter. Im Überbetrieblichen Ausbildungszentrum ÜAZ durfte eine Gruppe Neuntklässler jetzt in die Praxis schnuppern.

Sie kamen im Rahmen der Aktionswoche "Abenteuer Wirtschaft". 15 Jugendliche aus der neunten Klasse der Dualen Oberschule (DOS) konnten sich im Wittlicher ÜAZ über verschiedene Berufsfelder orientieren. Es wurde auch höchste Zeit, denn diese Mädchen und Jungs wollen im Sommer die Schule beenden und ins Berufsleben starten. Die meisten haben bereits Bewerbungen losgeschickt, erste Vorstellungsgespräche geführt und ihre Wünsche und Träume den knallharten Realitäten angepasst. Beneidenswert ist da jemand wie Valon Badalle, der zwar notenmäßig wackelt, wie er gesteht, jedoch in der Firma seines Onkels unterkommen kann. Maurer würde er dann sein, und das wäre ihm recht. Arzthelferin möchte Heike Gehlen aus Altrich werden, die sich in einer Praxis in Trier beworben hat, in der sie schon ein Praktikum absolvierte. Landschaftsgärtner ist der Wunschberuf von Manfred Müller aus Minderlittgen. Sein Klassenkamerad Dirk Teusch aus Wengerohr will Industriemechaniker werden. Christoph Thieltges gehört zu den ganz Glücklichen: Die Lehrstelle als Zimmerer in Dreis ist ihm bereits sicher. Wer noch ein wenig Orientierung brauchte, war beim Rundgang durch die Berufsgruppen genau richtig. Edeltraud Pazen als Berufswahlkoordinatorin der DOS und Volker Löwenberg, Unternehmensbetreuer des ÜAZ und Wirtschaftsförderer der Kreisverwaltung, hatten bereits zum zweiten Mal zu dieser Veranstaltung eingeladen. Wie im vergangenen Jahr, so ernteten sie auch diesmal viel Lob von den Schülern. Ja, es habe ihnen viel gebracht, sagten sie, und manch einer sehe nun klarer für den eigenen Job. Die Lebhaftigkeit von Thomas Künzer, der den "Verfahrenstechniker für Kunststoff und Kautschuk" präsentiert, trug sicher ihren Teil dazu bei. Nicht Plastik werde hier behandelt, erklärte er. "Plastik ist eigentlich nur ein Zustand, ähnlich wie die Aggregatzustände fest, flüssig und gasförmig." Und dann durften sich alle aus einem vorgeschnittenen Stück roten PVCs einen Schuhlöffel machen. Erst erhitzen, dann in zwei Holzschalen stecken, in die Presse spannen und wieder erkalten lassen. Da leuchteten die Augen, und mancher fabrizierte auf die Schnelle Schuhlöffel für die halbe Familie. Weiter ging es an diesem Vormittag "ins Holz" zu Alois Six, der besonders die Mädchen dazu ermunterte, auch einmal über den Beruf des Schreiners oder Zimmerers nachzudenken. Im direkten Umfeld von Wittlich seien Holzarbeitsplätze allerdings dünn gesät, gab er zu bedenken. Auch die Berufsbilder der Energie-Elektroniker, Maler, Metallverarbeiter und Mechatroniker lernten die jungen Leute kennen, ehe sie sich via Internet auf die Suche nach freien Ausbildungsplätzen begaben. Fündig wurden sie bei einer auch in der Region vertretenen Supermarktkette. Es gibt sie also doch noch, die kostbaren Lehrstellen, und Menschen wie Löwenberg helfen dabei, die eine oder andere ausfindig zu machen.

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