Schule anno dazumal

Vor wenigen Wochen hat der Unterricht für zahlreiche Schüler nach den Sommerferien wieder angefangen. Dies nahm die 83 Jahre alte Thalfangerin Wilma Schmidt zum Anlass, sich noch einmal mit ihrer Schulzeit auseinanderzusetzen.

Thalfang. Ein andermal begegneten wir einem Trupp Arbeitsdienst-Männern, die an uns vorbei marschieten. Diesen sollten wir es wohl nachmachen. Da wir mit den großen Mädchen an diesem Morgen zusammen waren, gab Hilde Winter das Kommando, uns zu dritt in Reihen hintereinander aufzustellen. Nun hieß es : "Links, zwo, drei, vier, im Gleichschritt marsch!" Das klappte jedoch nicht immer, und so gab es Gehampel unter den Kleinen. Da meinte Hilde: "Die kaen Sei lo! Die kenne dach kä Tritt hale."

Wir waren vier Mädchen des Jahrgangs 1925. Else Pfeiffer, Irene Biel und ich - wir trafen uns morgens bei Irene Röder auf dem Weg zu Schule. Oskar Röder, der Bruder von Irene, hatte schon ein Motorrad, mit dem er nach Thalfang zur Arbeit fuhr. Da nahm er schon mal die kleine Schwester Lieselotte mit. Dies jedoch ärgerte Irene sehr und sie sagte: "Die kläm Sou, die def emma met foahre!"

Das hörte ihr Nachbar Otte Schmidt (Nickels) der gerade in der Scheunentür stand. Er meinte dann: "Kommt her, ihr Mädchen, ich gebe euch auch ein Fahrzeug, das nehmt ihr mit und gebt es dem Meiermischels Karl." Es war ein großer, schwerer Handwagen.

Als erste setzte sich Irene Biel, die Kleinste, in den Wagen und übernahm das Steuer. Else und ich platzierten uns mitten im Wagen. Irene Röder ließ hinten ihre Beine zum Bremsen runter hängen. Dann ging's los. Bei der ersten Kurve am Ende des Dorfes ging es schon den Graben. Aber wir zogen die Karre wieder raus und weiter ging's. Kaum vierzig Meter weiter, auf der linken Straßenseite, fuhren wir haarscharf am Telegrafenmast vorbei - und wieder in den Graben.

Irene Biel saß unter dem Wagen. Else und ich hatten die Karre im Kreuz, und Irene Röder war wohl etwas mitgeschleift worden, da ihre Strümpfe an den Knien zerrissen waren. Nun mussten wir wieder unser Fahrzeug aus dem Graben ziehen. Der Landwirt Friedrich Klein ("Schodichnaueenischte"), der mit seiner Sense auf dem Rücken an uns vorbei kam, lachte, aber half uns nicht. Nun setzten wir unsere Fahrt nicht mehr fort, sondern zogen den Wagen bis zur Schmiede.

Mit einiger Verspätung ging's danach zur Schule. Man hörte uns mit unseren genagelten Schuhen schon die Treppe hochkommen, ließ uns nach unserem Klopfen jedoch noch einige Zeit stehen, bis sich endlich die Tür öffnete, und Lehrer Klein meinte: "Wo kommt denn jetzt die Bäscher Artillerie her?"

Zu unserem Jahrgang 1925 gehörte auch Werner Pfeiffer aus Bäsch. Er fiel im zweiten Weltkrieg.

Wilma Schmidt aus Thalfang-Bäsch

Wenn auch Sie eine historische Anekdote kennen, schreiben Sie unter dem Stichwort "Dorfgeschichten" mit Namen, Adresse und Telefonnummer an die E-Mail-Adresse mosel@volksfreund.de. Wichtig ist, dass Ihre Geschichte höchstens 2000 Anschläge umfasst.

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