Schulen nach Absage ohne Begründung enttäuscht

Traben-Trarbach/Bernkastel-Kues · An der Mittelmosel wird es vorerst keine weitere Fachoberschule und kein Wirtschaftsgymnasium geben. Erneut hat das Mainzer Bildungsministerium die Anträge auf Einrichtung höherer Bildungsgänge an der Realschule plus in Traben-Trarbach und der Berufsbildenden Schule Bernkastel-Kues abgelehnt. Eine Begründung wird noch nachgereicht. Ob der Kreis zum dritten Mal entsprechende Anträge stellt, ist noch unklar.

Traben-Trarbach/Bernkastel-Kues. Die Enttäuschung bei Gunnar Teuchner ist groß, doch er will nicht aufgeben und es im kommenden Jahr erneut versuchen. Der Schulleiter der Realschule plus in Traben-Trarbach hatte große Hoffnung, dass es diesmal klappt. Aber das Mainzer Bildungsministerium hat zum zweiten Mal nach 2010 den von der Kreisverwaltung gestellten Antrag zur Einrichtung einer Fachoberschule Wirtschaft/Verwaltung und Gesundheit abgelehnt. Die Begründung wird das Ministerium dem Kreis als Schulträger und der Schule später schriftlich mitteilen.
"Lehrer und Eltern können das nicht verstehen. Wir sind sehr frustriert, zumal es am Standort Traben-Trarbach einen großen Bedarf für eine solche Schule gibt. Wir könnten auf jeden Fall die geforderten zwei Klassen füllen", sagt Teuchner.
Seit Jahren bemüht sich die Schule, einmütig unterstützt vom Verbandsgemeinde- und Stadtrat, diesen Bildungsgang, der zum Fachabitur führt, anbieten zu können. VG-Bürgermeister Ulrich K. Weisgerber, ebenfalls von der Entscheidung aus Mainz enttäuscht, führt gleich mehrere Gründe für eine Fachoberschule Wirtschaft/Verwaltung und Gesundheit an. Traben-Trarbach sei ein anerkanntes Mittelzentrum, vergleichbare Schulen gebe es in Trier und Cochem - sie seien also relativ weit entfernt von Traben-Trarbach. Außerdem seien am Schulzentrum in Traben so gut wie keine Baumaßnahmen notwendig, da genügend Räumlichkeiten inklusive eines eingerichteten EDV-Raums zur Verfügung stünden. Weisgerber: "Kostengünstiger kann es das Land, das ja sparen will, kaum haben."
Ein weiterer Pluspunkt ist für Weisgerber ein zukünftiger Bahnanschluss an der Schule. Die Verbandsgemeinde hatte Ende 2010 eine Machbarkeitsstudie für einen zusätzlichen Haltepunkt an der Bahnstrecke Bullay - Traben-Trarbach in Auftrag gegeben. Das Ergebnis: Der Haltepunkt ist wirtschaftlich sinnvoll.
Weisgerber: "Mir ist keine Schule im Land bekannt, die mit eigenem Haltepunkt an den Rheinland-Pfalz-Takt angebunden ist."
Im vergangenen Jahr hatte nach der Ablehnung die Schule auf Wunsch des Ministeriums den Antrag noch nachgebessert und unter anderem weitere Praktikumsplätze nachgewiesen sowie eine exakte Aufstellung aller vorhandenen Räumlichkeiten vorgelegt. Doch ohne Erfolg: Der Antrag wurde von Mainz mit Hinweis auf die regionale Ausgewogenheit zurückgestellt.
Schüler wandern nach Trier ab


Bürgermeister Weisgerber kritisiert, dass die ablehnende Entscheidung fachlich nicht begründet, sondern offenbar ideologisch motiviert sei. Mainz wolle integrative Schulformen, das heißt Gesamtschulen stärken, vermutet Weisgerber.
Konkret nennt er die Integrative Realschule plus Sohren-Büchenbeuren, die für das Schuljahr 2011/12 aus Mainz den Zuschlag erhielt, eine Fachoberschule Wirtschaft und Verwaltung einzurichten. Dort ist man im August mit zwei Klassen und insgesamt 48 Schülern gestartet.
Enttäuscht ist auch Willi Günther, Schulleiter der Berufsbildenden Schule (BBS) Bernkastel-Kues. Der vom Kreis gestellte Antrag auf Einrichtung eines Wirtschaftsgymnasiums an der BBS wurde ebenfalls abgelehnt. Günther: "In Ergänzung zum Technischen Gymnasium in Wittlich wäre so für die Mittelmosel, den Hunsrück und die Eifel und damit für den gesamten Kreis eine attraktive Schulform bezüglich einer gymnasialen Oberstufe mit Berufsbezug geschaffen worden." Mit einer solchen Schule, so Günther, könnten lange Fahrzeiten und Schülerabwanderungen zum Wirtschaftsgymnasium Trier vermieden werden. Nun müsse die Schule in Gesprächen mit dem Kreis, der ADD und dem Ministerium ausloten, welche Form die künftige Schullandschaft des Landkreises Bernkastel-Wittlich im Bereich der Sekundarstufe I (bis Klasse 10) und der Sekundarstufe II (ab Klasse 11) und damit auch im Bereich der gymnasialen Oberstufe haben soll.
Nach Auskunft der Kreisverwaltung werden sich die Kreisgremien mit der Begründung des Bildungsministeriums befassen und rechtzeitig vor Ablauf der Antragsfrist am 31. März kommenden Jahres über das weitere Vorgehen entscheiden.Meinung

Nur noch wenig Hoffnung
Die Chance, dass Traben-Trarbach eine Fachoberschule (FOS) Wirtschaft/Verwaltung und Gesundheit und Bernkastel-Kues ein Wirtschaftsgymnasium erhalten, wird in Zeiten weiter abnehmender Schülerzahlen immer kleiner. Vor allem für das Wirtschafts-gymnasium an der Berufsbildenden Schule Bernkastel-Kues sieht es schlecht aus, da die Region aus Sicht des Bildungsministeriums über ein ausgewogenes Angebot an beruflichen Gymnasien verfügt. Nachdem in Sohren-Büchenbeuren vor wenigen Wochen die FOS Wirtschaft und Verwaltung an den Start ging, sind die Aussichten auch für Traben-Trarbach noch schlechter geworden. Wo sollen all die Schüler herkommen, um die Klassen zu füllen? Ein Hoffnungschimmer für Traben-Trarbach: Ein Fachabitur "Gesundheit" gibt es weit und breit nicht, und der Bedarf an Fachkräften in diesem Bereich ist nach wie vor groß. w.simon@volksfreund.de

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