Schutz gegen Unwetter und Krankheit

Klausen · Heil- und Nutzpflanzen wurden früher gesegnet, und bei Krankheit von Mensch und Tier wurde Tee daraus gekocht. In einigen Gemeinden ist der Brauch wieder aufgelebt, so wie beispielsweise in Klausen, wo 240 Sträuße für einen guten Zweck gebunden werden.

 Gute Stimmung bei der Arbeit: 240 Sträuße aus Kräutern und Blumen werden in Klausen von Ehrenamtlichen gebunden. Meist mit dabei sind Eveline Kommers, Margret Dornhoff, Elfriede Thiemann, Waltraut Hess und Waltraut Simon (von links). Pater Albert Seul freut sich über das Engagement und gibt eine Runde Kaffee aus. TV-Foto: Christina Bents

Gute Stimmung bei der Arbeit: 240 Sträuße aus Kräutern und Blumen werden in Klausen von Ehrenamtlichen gebunden. Meist mit dabei sind Eveline Kommers, Margret Dornhoff, Elfriede Thiemann, Waltraut Hess und Waltraut Simon (von links). Pater Albert Seul freut sich über das Engagement und gibt eine Runde Kaffee aus. TV-Foto: Christina Bents

Klausen. Johanniskraut, Pfefferminz und Goldrute, das sind nur drei von insgesamt 36 Kräutern, die Waltraut Simon und zehn weitere Helfer gesammelt haben, und die jetzt auf der 20 Meter langen Mauer neben der Kirche zu Sträußen zusammengebunden werden. Waltraut Simon: "Anfang der 90er Jahre ist der Brauch hier wieder durch Christel Pickart belebt worden. Seitdem werden jedes Jahr Sträuße gebunde und in der Kirche gegen eine Spende abgegeben. Für soziale Projekte in Kuba, dem Kongo, eine Delfintherapie wurden die Gelder unter anderem verwendet."
In diesem Jahr geht der Erlös nach Indien, dort macht ein junger Mann aus dem Ort ein freiwilliges soziales Jahr.
Waltraut Simon gehört mit drei weiteren Frauen zum harten Kern der Krautwischbinder. Sie sagt: "Wir haben 2001 angefangen mitzuhelfen und sind fast immer dabei, insgesamt sind es meist so um die zehn Personen, die Sträuße binden." Aber die Arbeit beginnt schon vor dem sechsstündigen Zusammenfügen. Ein bis zwei Tage vor Mariä Himmelfahrt gehen fünf Leute um die vier Stunden die Kräuter und Blumen sammeln. Dazu kommt, was aus den eigenen Gärten mitgebracht wird.
Früher hängte man die Kräutersträuße oder Krautwische, wie man sie auch nennt, auf den Speicher, und wenn jemand krank war, holte man das entsprechende Heilkraut aus dem Bündel, kochte daraus einen Tee und gab dem Kranken davon zu trinken. Die Kräuter wurden auch unter das Getreide fürs Vieh gegeben, damit es gesund bleibt. Um Blitzeinschläge bei Gewitter abzuwehren, hat man Johanniskraut im Ofen verbrannt. Zudem sind die Sträuße auch eine Erntebitte.
In Dreis werden ebenfalls Kräutersträuße gebunden, dort sind es sogar 77 Pflanzen, die verwendet werden. Auch in Wittlich ist der Brauch noch lebendig, was nicht überall selbstverständlich ist, wie Pater Albert Seul O.P. weiß: "Ich habe den Brauch erst hier kennengelernt. Weder in der Oldenburger Gegend, wo ich einige Jahre war, oder in meiner Heimat Köln gibt es das noch."

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