Schwarz ärgern über Frosch-Frage

NIERSBACH/BERNKASTEL-WITTLICH. Die Kreisstraße 42 zwischen Niersbach und der Landesstraße 50 wird ausgebaut. Das hat der Kreisausschuss beschlossen. In der Diskussion ging es auch um die Rolle des Natur- und Umweltschutzes bei der Planung.

Dass die K 42 häufig von Kiestransportern befahren wird, und bei Begegnungsverkehr auf den unbefestigten Straßenrand ausgewichen werden muss, ist bekannt. Spurrillen sind die Folge. Derzeit regeln Ampeln von der Kiesgrube bis vor der L 50 den Verkehr: Über 1160 Meter ist die Straße jeweils für nur eine Fahrtrichtung freigegeben. Jetzt soll die K 42 über gut zwei Kilometer verbreitert werden. Dem stimmte der Kreisausschuss zu - nicht ohne die Details im Erläuterungsbericht zu würdigen. Es ging nicht um LKW sondern um Molche & Co. Hubert Thönes, CDU, zitierte aus den Unterlagen: "Um zu vermeiden, dass Amphibien in den Baustellenbereich gelangen, sind bei der Koordinierung der zeitlichen Arbeitsabläufe auf der Baustelle die An- und Abwanderzeiten der Amphibien zu berücksichtigen." Er fragte: "Ist das aufgrund der rechtlichen Vorgaben so vorgesehen?" Jürgen Jakobs, CDU, kommentierte: "Ich ärgere mich jedes Mal schwarz, wenn ich so etwas lese. Wir müssen uns fragen, ob da Verhältnismäßigkeit gegeben ist." Günter Rösch, SPD, legte nach: "Ich wollte dasselbe aufgreifen. Was passiert, wenn die Wasserfrösche zu anderen Zeiten wandern als angegeben? Hätten wir dann ein Problem?" Das Thema Amphibien taucht mehrfach im Erläuterungsbericht auf. Hintergrund: Um die Bedeutung der Teiche bei Niersbach für die Tiere zu klären, wurde 2001 an der K 42 mit einer "Amphibienfangzaunkartierung" erfasst, welche Tiere vorkommen. Dokumentiert sind: "3074 zu- oder abwandernde Individuen". Es waren: 711 Bergmolche, 37 Kammmolche, 1138 Fadenmolche, 592 Teichmolche, 180 Erdkröten, eine Kreuzkröte, 381 Teich- und Kleine Wasserfrösche, 34 Grasfrösche. Das Fazit: Die Teichanlage ist für den Fortbestand der Molche von landesweiter Bedeutung. Und: "Durch die Wanderung der Amphibien zwischen den Sommer- und Winterquartieren zum Laichbiotop wirkt sich der Straßenverkehr als ein wesentlicher Gefährdungsfaktor aus." Deshalb ist für den Ausbau der K 42 geplant, Schutzzäune, Durchlässe und Amphibienstopprinnen zu errichten. Edeltrud Bayer, Leiterin des Landesbetriebs Straßen- und Verkehr in Trier erklärte: "Wir sind als Fachbehörde nach dem Landespflegegesetz gebunden, die ökologischen Gesetzgebungen europäischer Art und auf Bundes- und Landesebene zu beachten. Wenn wir an so bekannten Stellen arbeiten, stehen wir irgendwann im Fokus der Verbände. Es ist schwer zu glauben, aber das ist für den ökologischen Bereich ein ganz normales, einfaches, kleines Projekt." Dirk Richter, FDP, wollte noch wissen: "Muss da für jeden Abschnitt ein Biologe raus, der originär Erhebungen macht? Ist das immer eine Primärarbeit oder eine Tisch-Sekundär-Zusammenstellung?"Hower: Leitplanken auf Minimum reduzieren

Edeltrud Bayer: "Das ist vor Ort zu erheben oder zu überprüfen, ob das tatsächlich der aktuelle Stand ist. Vergeben wird das an Fachbüros." Dann ging es noch um Zweibeiner, die unterwegs sind. Manfred Hower sagte: "Von Seiten der freien Wählergruppe hätte ich die Bitte, die Leitplanken auf das Minimalste zu reduzieren. Das dient der Sicherheit der Zweiradfahrer und ist eine Kostenfrage. Außerdem bietet eine mittelstarke Hecke den besten Schutz." Edeltrud Bayer: "Leitplanken gibt es nur dort, wo sie tatsächlich notwendig sind. Neuerdings wird dieses Thema Zweiradfahrerhäufigkeit mitbedacht." Die Arbeiten an der K 42 sollen noch in diesem Jahr starten. Im Kreishaushalt sind unter Berücksichtigung einer Landesförderung von 65 Prozent dafür 1,4 Millionen Euro eingeplant.

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