Schwedenkrimis sind in Thalfang ein Renner

Leser jeden Alters nutzen das Angebot der Verbandsgemeindebücherei Thalfang. Allerdings machen sich zwei Personengruppen rar: Jugendliche ab dem siebten Schuljahr und Männer.

 Treue Besucher der Bücherei: Laura und Lisa. TV-Foto: Ursula Schmieder

Treue Besucher der Bücherei: Laura und Lisa. TV-Foto: Ursula Schmieder

Thalfang. Besucher der Verbandsgemeindebücherei Thalfang haben 2010 insgesamt 4000 Bücher, Zeitschriften und CDs entliehen. Für ein Angebot, das nur zwei Nachmittage die Woche für insgesamt fünf Stunden zur Verfügung steht, ist das beachtlich. Die Renner waren laut Leiterin Petra Schmidt Krimis, Historien- und Fantasy-Romane. Wenig gefragt gewesen sei der Roman "Atemschaukel" von Nobelpreisträgerin Herta Müller - im Gegensatz zu "Deutschland schafft sich ab" von Thilo Sarrazin.

Bedauerlich findet Schmidt das geringe Interesse von Jugendlichen. Während die älteste Besucherin mit über 90 Jahren alle vier Wochen vorbeischaue, fühlten sich Schüler ab den siebten oder achten Klassen kaum angesprochen.

Die Ursachen sieht Schmidt in der Reizüberflutung durch Fernseher und Computer. Aber auch der Einfluss des Elternhauses spiele eine Rolle. Dass es vielen Kindern an Konzentrationsfähigkeit mangelt, sieht sie mit Besorgnis. Laut der jüngsten Pisa-Studie rangierten deutsche Schüler im internationalen Lesekompetenz-Vergleich nur im Mittelfeld.

Die elfjährigen Thalfanger Leseratten Lisa und Laura drücken den Schnitt eher nach oben. Alle zwei Wochen versorgen sie sich in der Bücherei in Trägerschaft der Verbandsgemeinde mit neuer Lektüre. "Die Bücher daheim habe ich ja schon oft gelesen", begründet Laura, die derzeit gern die "Hot dogs", eine witzige Kinderbuchreihe, liest. Zusätzlich zu den regulären Öffnungszeiten sorgen Theateraufführungen für Andrang in der Bücherei im Obergeschoss des Hauses der Begegnung. Am Dienstag, 21. Juni, steht "Der kleine Hobbit" dort auf dem Programm. Zusätzliche Frequenz erhofft sich Schmidt zudem durch die in diesem Jahr erstmalige Teilnahme der Bücherei am Lesesommer. Die in Rheinland-Pfalz während der Sommerferien angebotene Leseförder-Initiative lockt erfahrungsgemäß auch Nicht-"Leseratten". In diesem Jahr startet die knapp sechswöchige Aktion am 14. Juni.

Bestand und Besucher: Die Verbandsgemeindebücherei hält etwa 3500 Medien (Sachbücher, Romane, Zeitschriften) vor. Romane stellen etwa 60 Prozent, Sachbücher 30, Kinder- und Jugendbücher zehn. Bei den Zeitschriften waren vor allem Wohn- oder Gartenhefte gefragt sowie Gesundheits- und Wissenschaftsthemen. Beliebte Bücher waren die Schweden-Krimis "Verblendung", "Verdammnis", "Vergebung" von Stieg Larsson sowie Historienromane von Rebecca Gablé, Iny Lorentz und Andrea Schacht. Daneben sind DVDs, Literatur- und Musik-CDs sowie Hörspielcassetten im Angebot. Der Bestand wird aktualisiert - jährlich mit 100 bis 120 neuen Büchern. Unverzichtbare Partner dabei sind die Kreisergänzungsbücherei Wittlich und das Landesbibliothekszentrum (Rheinische Landesbibliothek) Koblenz. Sonderwünsche können per Fernleihe erfüllt werden.

2010 zählte die Bücherei 2500 Besucher, die insgesamt 4000 Medien ausliehen. Aktive Nutzer waren rund 100 Frauen und Kinder sowie ganz wenige Männer.

Öffnungszeiten im Haus der Begegnung: dienstags 15 bis 17 Uhr, donnerstags 15 bis 18 Uhr. Kinder und Jugendliche bis 16 Jahren können kostenfrei entleihen, Erwachsene zahlen pro Jahr fünf Euro - unabhängig von der Intensität der Nutzung.

DREI FRAGEN AN ...



... Petra Schmidt, Leiterin der Verbandsgemeinde-Bücherei Thalfang. Was haben Sie selbst zuletzt gelesen? Schmidt: "In der Mitte des Lebens" von Margot Käßmann. Mit Begeisterung gelesen habe ich zuletzt "Die Stadt der Diebe" von David Benioff. Das hat mir unwahrscheinlich gut gefallen. Ähnliches gilt für "Die Vermessung der Welt" von Daniel Kehlmann. Welche Bücher empfehlen Sie den Nutzern? Schmidt: Erwachsenen empfehle ich nur ungern ein Buch - das kommt ja ganz auf den persönlichen Geschmack an. Es ist überhaupt ganz schwierig, etwas zu empfehlen. Welches Buch aus Ihrer Kinder- und Jugendzeit war Ihr Lieblingsbuch? Schmidt: Ich habe viel gelesen - beispielsweise die ganzen Klassiker wie Tolstoi oder Dostojewski oder Tom Sawyer und Huckleberry Finn sowie die Kinderbücher von Enid Blyton. Ein Faible hatte ich für die Ostpreußen-Trilogie von Christine Brückner. urs

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