Schweine in Wittlich, Rinder in Prüm

Wittlich · Mit dem Ankauf von Anteilen der Firma Fuchs in Prüm hat der Wittlicher Schlachthof Simon einen neuen Standort in der Eifel. Dort soll in Zukunft Rindfleisch verarbeitet werden. Die Verwertung von Schweinefleisch bleibt am Wittlicher Standort. Geschäftsführer Bernhard Simon erläutert die neue strategische Ausrichtung des Unternehmens.

Wittlich. Simon-Fleisch in Wittlich ist der einzige Großschlachtbetrieb in Rheinland-Pfalz und dem Saarland und zählt mit fast einer Million Schweinschlachtungen im Jahr und 600 Mitarbeitern zu den Top Ten der Branche. Er wurde 1850 gegründet und wird seitdem von der Familie Simon geführt.

Investition in Prüm: Im Jahr 2014 kam es zu einem bedeutenden Einschnitt: "Wir haben die Rinderschlachtung nach 102 Jahren schweren Herzens eingestellt," sagt Geschäftsführer Bernhard Simon senior und verweist gleichzeitig auf den neu erworbenen Standort in Prüm. Dort hat sich Simon-Fleisch an der Firma Fuchs beteiligt. Am Standort Prüm werde auch weiterhin investiert. Durch die Verlagerung und die Gewinnung neuer Lieferanten seien die Schlachtzahlen dort von wöchentlich 330 auf etwa 500 Rinder gestiegen. Zudem seien neue Maschinen und Fahrzeuge und damit auch zusätzliche Arbeitsplätze hinzugekommen.

Rinderbestände gehen zurück: Insgesamt gehen die Rinderbestände in Rheinland-Pfalz jedoch seit Jahren zurück. Das liegt unter anderem auch an der landwirtschaftlichen Struktur in Rheinland-Pfalz, wie Simon erklärt. Durch die früher in der hiesigen Region übliche Realteilung, bei der landwirtschaftliche Betriebe zwischen den Kindern aufgeteilt wurden, entstanden immer kleinere wirtschaftliche Einheiten, die irgendwann nicht mehr überlebensfähig waren. Manfred Zelder vom Kreisbauernverband pflichtet bei: "Rinderhaltung ist das Sorgenkind der Bauern. Die Grünlandhaltung rechnet sich nicht mehr."
Simon-Fleisch hat auf die Rückgänge bei der Rinderschlachtung reagiert und konzentriert diese nun in der Hocheifel. "Während wir am Standort Wittlich in den 1990er Jahren noch wöchentlich bis zu 800 Rinder verarbeitet haben, waren es zu Beginn 2014 nur noch circa 150 bis 200 pro Woche," erklärt Simon.

Regionalmarke "Eifel": Hochwertiges Rindfleisch unter der Regionalmarke "Eifel" soll nun in Prüm verarbeitet und auch in der Region vermarktet werden. Das sind etwa fünf Prozent des Geschäftsbereichs, so Simon. Währenddessen mache Schweinefleisch mit 95 Prozent den größeren Teil der Verarbeitung aus. Und dessen Produktion soll auch weiterhin in Wittlich erfolgen. In diesem Markt ist Simon ein "Global Player".

Export nach Asien: "Wir verkaufen unser Fleisch nicht nur in Deutschland und Europa, sondern auch nach Asien. Korea und China sind wichtige Absatzmärkte, die zum Teil ein deutlich höheres Preisniveau als Deutschland bei Fleisch haben", erzählt Bernhard Simon junior, der für den Export verantwortlich ist.
Im Handel mit Asien ginge es nicht um Kilos, sondern gleich um ganze Schiffscontainer. Die Kunden in China verlangen zudem, so Simon junior, eine Produktion in sogenannten "Monoschlachtbetrieben" - also in Betrieben, die ausschließlich Schweinefleisch verarbeiten. Das wird in Wittlich durch die Verlagerung der Rindfleischverarbeitung möglich.

Wachstum wird erwartet: Die durch die Verlagerung der Rinderverarbeitung entstandene Fehlmenge werde durch zusätzliche Schweineschlachtungen mehr als kompensiert, so Simon. Insgesamt sei ein Wachstum zu erwarten. Pascal Röder, Leiter der Abteilung Qualitätssicherung bei Simon-Fleisch, verweist auf den hohen Hygienestandard in der Schlachtung.
Beim Rundgang durch den Betrieb wird das auch deutlich: Schutzkleidung ist Vorschrift und Sensoren sorgen dafür, dass niemand ohne gewaschene und desinfizierte Hände hineingelangt. "Hier ist es so sauber wie in einem Operationssaal", sagt Röder.
Hygiene hat sich verändert: Die Räume sind gekühlt und werden täglich aufwendig gesäubert und desinfiziert. Werner Kihm, Jahrgang 1950, ist Metzgermeister und führt seit 40 Jahren die Gruppe der "Kopfschlachter" bei Simon-Fleisch. Er hat den Umzug aus der Innenstadt 1976/77 in die Wittlicher Gutenbergstraße miterlebt: "Die Hygiene hat sich enorm verändert. Wenn sie bedenken, dass früher viele Metzger noch selbst in ihrem Betrieb geschlachtet haben. Das waren andere Zeiten." Für die Zukunft wünscht sich Simon ein "gesundes und stetiges Wachstum des Familienunternehmens", denn er hält sich an den Leitsatz "Never bet the company - Riskiere niemals den Bestand deiner Firma."Extra

Simon-Fleisch in Zahlen: Unternehmen: Simon-Fleisch GmbH in Wittlich, Klaus-Dieter Fuchs GmbH in Prüm und Eifeler Fleischwaren GmbH in Lissendorf; Umsatz: circa 220 Millionen Euro/Jahr; Arbeitsplätze: circa 600 Schlachtungen: circa 980 000 Schweine (Wittlich) und circa 25 000 Rinder (Prüm); Geschäftsleitung: Paul J. Simon, Bernhard J. Simon senior, Erhard Hagen, Alexander Simon, Dr. Bernhard J. Simon.

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