Schwerer Unfall überschattet das Weinfest der Mittelmosel – Besucheransturm am Samstag

Bernkastel-Kues · Wetter gut, Stimmung toll, Gästezahl wahrscheinlich überragend (mehr als 200.000): Das Weinfest in Bernkastel-Kues könnte als Glanzlicht in die Geschichte eingehen. Ein Unfall mit einer Toten trübt den Eindruck.

So nah liegen Freude und Lebenslust, Leid und Trauer zusammen. Noch nie, so die Polizei, strömten mehr Menschen am Weinfestsamstag nach Bernkastel-Kues. Als die meisten schon wieder friedlich schlummern, passiert das Unfassbare. Um 4.36 Uhr am Sonntag erfasst ein Auto eine Frau und einen Mann, die auf dem Gehweg in der Nähe des Brückenkreisels in Kues unterwegs sind. Die 32 Jahre alte Frau wird so schwer verletzt, dass sie zwei Stunden später stirbt.

Wenige Stunden vorher haben Zigtausende das prächtige Feuerwerk bestaunt und beklatscht. Anschließend haben sie es sich auf der Weinstraße, dem Rummelplatz, dem Kunsthandwerkermarkt oder bei Konzerten auf diversen Plätzen gut gehen lassen. Wenige Stunden später spielen am ehemaligen Bundesbahnhof die ersten Musikkapellen bereits wieder, und die Zuhörer wagen ein Tänzchen. Sie wissen noch nichts von dem tragischen Geschehen, das sich wenige Stunden vorher einen Steinwurf entfernt abgespielt hat.

Der Festzug am Sonntag findet trotzdem statt. Stadtbürgermeister Wolfgang Port ordnet an, dass die Musikkapellen ihr Spiel unterbrechen, wenn sie in die Nähe des Kreisels kommen. Er und Ulf Hangert, Bürgermeister der Verbandsgemeinde Bernkastel-Kues, legen am Unfallort Blumen nieder und verharren eine kurze Zeit in Stille. Die Zuschauer entlang der Strecke werden allerdings nicht informiert. Er wolle keine Angst und keinen Schrecken verbreiten, sagt Port gegenüber dem TV.

Die schöne Seite des größten Weinfestes der Region sieht so aus: Von Samstagmittag bis Sonntagabend herrscht bestes Wetter, in der Sonne ist es schon fast wieder zu warm. Zum Empfang und der Krönung der neuen Stadtweinkönigin Alexandra Monzel kommen auch Majestäten und Prinzessinnen aus der Umgebung. Über einen roten Teppich laufen sie über den Marktplatz. Beim Weinfest haben Handys und Smartphones weitgehend Pause. Dies vermerken viele Gäste positiv. Der Wein macht es möglich. Die Besucher reden tatsächlich miteinander.

Die jungen Leute zieht es nicht nur zum Rummelplatz. Der hat schließlich genau wie der Kunsthandwerkermarkt auch noch am Dienstag geöffnet. Viel junges Volk zieht es auch auf die Weinstraße. Eine achtköpfige Gruppe aus Blieskastel (Saarland) ist mit Zug und Bus angereist und in erster Linie traurig, dass sie relativ früh wieder die Heimreise antreten muss.

Alles wäre bestens, wäre der schreckliche Unfall nicht. Denn ansonsten bleibt die Arbeit von Polizei und DRK trotz der Masse an Menschen im Rahmen. Das DRK ist am Samstag in der Spitze mit 30 Sanitätern und Notärzten aus verschiedenen Ortsvereinen Bernkastel-Kues, Morbach, Traben-Trarbach, Wittlich, Manderscheid, Thalfang, Neumagen-Dhron, Heckenland unterwegs. Dreimal muss der Notarzt eingreifen, beispielsweise, als sich jemand bei einem Sturz von einer Mauer einen Bruch zuzieht, berichtet Einsatzleiter Michael Rosswinkel.

Meist haben es die Helfer mit Kreislaufproblemen zu tun. Die Liegen zur Ausnüchterung von Betrunkenen werden in der Nacht zum Sonntag nur ein- zweimal gebraucht. Auch die Polizei kann sich bis Sonntagmorgen weitgehend auf die Verkehrslenkung konzentrieren. "So viel Zustrom hatten wir noch nie", sagt Axel Schnitzius, stellvertretender Leiter der Polizeiinspektion Bernkastel-Kues. Noch nach dem Beginn des Feuerwerkes hätten Autofahrer, die dorthin wollten, im Stau gestanden. Speziell der Stadtteil Kues war komplett zugeparkt.

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