Schwerer Wagen und Freundin im Saarland

Wittlich · Erst fuhr er ein großes Auto, jetzt hat er ein Mofa: Ein vorbestrafter Mann, der erneut mit dem Gesetz in Konflikt geraten ist, hat eine letzte Chance bekommen. Auch weil er sich anders präsentierte, als Richterin und Staatsanwalt es erwartet hatten.

Wittlich. "Man macht sich ein Bild von jemandem. Ich habe Sie mir ganz anders vorgestellt", sagt Richterin Silke Köhler. Ähnlich äußert sich Staatsanwalt Thomas Grawemayer über den 22 Jahre alten Angeklagten, der einiges auf dem Kerbholz hat und nach beider Meinung viel kriminelle Energie aufweist. Sie haben aufgrund der Anklage und der Vorstrafen jemanden erwartet, der nicht vertrauenerweckend aussieht, unfreundlich und unkooperativ ist und in den Tag lebt. Doch das ist nicht der Fall. "Man glaubt nicht, dass Sie das alles getan haben. Sie sehen aus, als könnten Sie kein Wässerchen trüben", sagt der Staatsanwalt.
Fremde Karte 34-mal genutzt


Der gravierendste Punkt der Anklage vor dem Wittlicher Amtsgericht: Der Mann aus der Verbandsgemeinde Manderscheid soll in regelmäßigen Abständen einem Wittlicher, den er als Ziehvater betitelt, die Tankkarte entwendet und seinen eigenen Wagen vollgetankt haben.
34 Fälle gibt der Mann zu. Der Gesamtschaden liegt bei etwa 3000 Euro. Er habe in einer Werkstatt des Mannes sein Auto umbauen dürfen, ihm aber auch geholfen. Mehrere Male habe der ihm zum Dank eine Tankkarte gegeben und ihm erlaubt, den Wagen zu befüllen. Später habe er sich die auf einem Schreibtisch liegende Karte immer wieder genommen. Manchmal fuhr er täglich an einer Wittlicher Tankstelle vor und zapfte bis zu 80 Liter Sprit ab. "Ich hatte einen schweren Wagen und eine Freundin im Saarland", erläutert er den hohen Verbrauch. Weiterverkauft habe er nichts von dem Benzin.
Zweite durchaus schwere Anschuldigung: Er habe ein längst ungültiges Schülerfreizeitticket der Bahn manipuliert und bei einer Kontrolle gezückt. Schwarzfahren komme häufig vor, bemerkt der Staatsanwalt, das Fälschen von Tickets eher selten. Der Angeklagte gibt auch die Urkundenfälschung zu.
Und er gesteht, dass er mit einem Motorroller und mit einer Motocross-Maschine unterwegs war, ohne eine Fahrerlaubnis zu haben.
Eines der Gefährte hatte auch keinen Versicherungsschutz. "Jetzt fahre ich Mofa", sagt der Mann. Er werde auch häufig kontrolliert, weil die Polizisten ihn kennen. Bei aller kriminellen Energie: Der 22-Jährige hat ständig gearbeitet beziehungsweise nach Arbeit gesucht. Er hat zwar eine Lehre abgebrochen, kann sie aber im Sommer fortsetzen.
Bisher ist er mit Geldstrafen davongekommen. "Das hat offenbar nichts genutzt. Deshalb kommt nur eine Freiheitsstrafe in Betracht", sagt der Staatsanwalt und fordert 16 Monate auf Bewährung. Pflichtverteidiger Jörg Hosp hebt das Geständnis und die günstige Sozialprognose hervor. Er weiß aber auch, dass es mehr wird als eine Geldstrafe.
Die Richterin folgt dem Antrag des Staatsanwalts. Ihre Mahnung klingt dieses Mal besonders eindringlich: "Ich hoffe, Sie nutzen die Chance. Denken sie daran. Schon einmal schwarzfahren hat schwerwiegende Folgen." cb

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