Schweres Unwetter wütet über der Mittelmosel

Bernkastel-Kues · Ein Hagelunwetter hat gestern Mittag in zahlreichen Orten an der Mosel schwere Schäden an Häusern, Fahrzeugen und in Weinbergen angerichtet. Besonders betroffen ist der Ort Veldenz, wo Sturm und Hagel die Ziegel fast aller Häuser von den Dächern riss. Die Schäden in den Weinbergen sind ebenfalls enorm.

 Millionenschaden: Während eines Helikoptertreffens in Mülheim werden 17 Hubschrauber beschädigt. TV-Foto: Andreas Sommer

Millionenschaden: Während eines Helikoptertreffens in Mülheim werden 17 Hubschrauber beschädigt. TV-Foto: Andreas Sommer

Bernkastel-Kues. Werner Ochs stehen die Tränen in den Augen. Er steht fassungslos vor seinem Haus im Veldenzer Neubaugebiet. Das komplette Dach ist zerstört. Innerhalb von 15 Minuten, kurz nach 15 Uhr, hat das Unwetter sämtliche Ziegel vom Dach gerissen. Die Seitenfassade sieht aus, als ob dort Granaten eingeschlagen hätten. Die Fensterrollladen sind kaputt, die Wand hat faustgroße Löcher. "Was ich gerade erlebt habe, kann ich nicht beschreiben. Es war wie in einem Horrorfilm. Ich war im Haus, als es krachte und rauschte, und ich hatte richtig Angst." Vor seinem Haus stehen zwei Kleinwagen, sein eigenes und das seiner Tochter. Das Blech ist total zerbeult, die Fenster kaputt.
So wie Werner Ochs erlebten gestern zahlreiche Menschen in Veldenz, Mülheim, Brauneberg, Maring-Noviand, Bernkastel-Kues und vielen weiteren Orten moselabwärts ein Unwetter, wie es sich seit vielen Jahren nicht mehr ereignet hat.
In Veldenz sind die Dächer fast aller Häuser schwer beschädigt. So gut wie alle Autos, die draußen standen, sind zerbeult. Nicht viel anders sieht es in anderen Orten aus. Thomas Theisen aus Andel erzählt: "Es wurde dunkel, und dann hat es nur noch geklirrt und gescheppert. Regenwasser ist durch das zerstörte Dachfenster in sein Haus gedrungen. Vor der Eingangstür kehrt er einen Haufen Dachziegel zusammen. Vor dem Haus von Klemens Steffgen aus Mülheim stehen zwei völlig zerbeulte Autos. "Die Hagelkörner", sagt er, "waren so groß wie Tennisbälle. Die kamen mit einer ungeheuren Wucht vom Himmel geschossen."
"Es war lebensgefährlich"


Auch die Schilderungen von Krövs Ortsbürgermeister Günter Müllers erinnern an einen Katastrophenfilm. "Der Hagel schlug einem Auto nach dem anderen die Scheiben ein. Es war lebensgefährlich da draußen."
Schwer getroffen hat das Unwetter viele Weinberge an der Mittelmosel. In Kröv entlaubten faustgroße Hagelkörner die Reben.
"Viele Blätter sind weg, die Trauben sind aufgebrochen. Kröv war im Zentrum des Unwetters", berichtet Winzer Christian Klein verzweifelt. Die Hälfte der Weinernte könne durch das Unwetter vernichtet worden sein, befürchtet er. Wie schlimm es die Weinberge getroffen habe, wisse man erst in einigen Tagen.
Weitestgehend verschont blieben die Hunsrückgemeinden Thalfang und Morbach. In der Ortsmitte Büdlich geriet eine Scheune in Brand, in der landwirtschaftliche Geräte und Holz gelagert waren. 35 Feuerwehrleute aus Büdlich, Breit, Heidenburg und Thalfang waren im Einsatz. Verletzt wurde niemand. Auf die L 150 zwischen Thalfang und Büdlich waren Bäume gestürzt, Schlamm und Äste machten die Straße zeitweise unbefahrbar.
In Mülheim wurden bei einem Helikoptertreffen 17 Hubschrauber stark beschädigt. Der Schaden geht in die Millionen.
Bei der Einsatzzentrale der Feuerwehr Bernkastel-Kues ging ein Notruf nach dem anderen ein. "Überall gibt es Schäden - in Veldenz, Mülheim, Lieser, Kues", berichtet der Wehrleiter der VG Bernkastel-Kues, Thomas Edringer. Bis in den späten Abend waren die Feuerwehren im Einsatz, um Dächer mit Plastikplanen notdürftig abzudecken und um Gehwege und Straßen vor herunterfallenden Dachziegeln abzusichern. Bis Redaktionsschluss wurden keine Verletzten gemeldet.

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