Schwermütig und faszinierend zugleich

Wittlich · Es heißt, sie sei die bekannteste deutsche Philosophin, Schriftstellerin und Lyrikerin, und doch kennen wenige sie wirklich. Die Wittlicher Schriftstellerin Christel Werner und das musikalische Trio Saitenwind nähern sich den Texten und dem Leben Bachmanns auf außergewöhnliche Weise.

 Antje Kaerlein, Heidrun Leischner, Christel Werner und Axel Leischner servieren schwere literarische Kost leicht verdaulich. TV-Foto: Rosemarie Schmitt

Antje Kaerlein, Heidrun Leischner, Christel Werner und Axel Leischner servieren schwere literarische Kost leicht verdaulich. TV-Foto: Rosemarie Schmitt

Wittlich. Sie war kein einfacher Mensch, ihre Texte sind schwer zugänglich, schwermütig und faszinierend zugleich. Ihr Leben war und ist bis heute so geheimnisvoll wie ihr Sterben. "Eine einzige Stunde frei sein", so beginnt eines von Bachmanns Gedichten. Eine einzige Stunde Annäherung an Ingeborg Bachmanns Leben und Werk erlebten die 50 Besucher in der Stadtbücherei. Es war mehr als der angekündigte Versuch einer Annäherung, es war eine Lesung, so einzigartig und besonders wie es Bachmann gebührt. Christel Werner liest Bachmanns Texte einfühlsam und verständlich, sie schafft den Spagat, den Sinn und die Trauer der Zeilen zu vermitteln, ohne eine depressive Stimmung zuzulassen. Sensibel, und so beeindruckend wie die Werke der Schriftstellerin, wird sie vom Trio Saitenwind musikalisch begleitet. Die Fotos, die von Ingeborg Bachmann gezeigt werden, verstärken das Gehörte gekonnt. Die Einspielung einer Lesung in der Berliner Kongresshalle aus dem Jahr 1956 gehörte zu den Höhepunkten des Abends, denn zu hören war die wunderbare, zerbrechliche und doch so starke Stimme Ingeborg Bachmanns, die ihr Gedicht "Das Spiel ist aus" las. Als viel zu kurz empfanden die Besucher diese einzige Stunde. Wenn im Anschluss an eine Lesung das Publikum derart begeistert applaudiert und Zugabe- sowie Bravo-Rufe zu hören sind, ist das Beweis genug, dass diese Annäherung mehr als nur ein Versuch ist. romi
Ingeborg Bachmann

Extra

Ingeborg Bachmann wurde am 25. Juni 1926 in Klagenfurt geboren. Als eine der wenigen Frauen wurde sie von der legendären Literatenvereinigung Gruppe 47 ausgezeichnet. Zu ihren bekanntesten Werken gehören der Roman Malina und der Erzählband Das dreißigste Jahr. Sie war mit den Schriftstellern Paul Celan und Max Frisch sowie mit dem Komponisten Hans Werner Henze liiert, lebte in Wien, München, Berlin und Zürich. Die längste Zeit jedoch lebte sie in dem Land, das sie ihr Erstgeborenes nannte, in Italien. Bachmann starb am 17. Oktober 1973 im Alter von 47 Jahren an den Folgen eines ungeklärten Brandunfalles, den sie in ihrer Wohnung in Rom erlitt. romi

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