Sechs Hunsrückdörfer sind zusammen 4400 Jahre alt

Morbach · Merscheid und Morscheid feiern in diesem Jahr ihr 800-jähriges Bestehen, vier weitere Dörfer werden 700 Jahre alt. Zwei Dörfer haben ihre Festveranstaltungen in die kommenden Jahre verschoben. In den anderen vier Orten sind die Vorbereitungen dazu in vollem Gang.

 Die Merscheider haben für ihre Feierlichkeiten Gewänder nach historischem Vorbild selbst entworfen. Foto: privat

Die Merscheider haben für ihre Feierlichkeiten Gewänder nach historischem Vorbild selbst entworfen. Foto: privat

Morbach. In den Sommermonaten ist in der Einheitsgemeinde Morbach viel los: Kirmeswochenenden, verkaufsoffene Sonntage, Vereinsfeste - die Palette der Veranstaltungen ist groß. Doch in diesem Jahr kommen Feste hinzu, die nur einmal in hundert Jahren stattfinden. Denn gleich sechs Orte der Einheitsgemeinde haben ein Jubiläum: Morscheid und Merscheid feiern ihr 800-jähriges Bestehen, die Dörfer Wenigerath, Heinzerath, Wederath und Hinzerath sind vor 700 Jahren erstmals urkundlich erwähnt worden. So individuell wie die Dörfer sind, so individuell feiern sie auch.
Die Merscheider veranstalten ihre 800-Jahr-Feier vom 13. bis zum 15. Juni. Zwei Tage lang zeigen sie altes Handwerk und traditionelle landwirtschaftliche Tätigkeiten wie das Dreschen des Getreides. Bereits am Pfingstmontag wird eine Ausstellung im Bürgerhaus eröffnet, bei der historische Bilder und Dokumente zu sehen sind. Dabei wird auch an den aus dem heute 400 Einwohner zählenden Dorf stammenden Geistlichen Friedrich Thinnes erinnert, der von 1850 bis 1860 Dompropst in Würzburg war.
Die Morscheider begeben sich bei ihrer 800-Jahr-Feier ebenfalls in die Historie, sagt Frank Arend vom Orga-Team Morscheid 800. "Der Schwerpunkt liegt in der Regionalgeschichte von 1815 bis 1914", sagt er. Rund um die Kirche sollen vom 17. bis zum 19. Juli Brauchtum und altes Handwerk, aber auch die Geschichte der Kirche, der Kapelle St. Kuno, die Bahnlinie, das Leben von der seliggesprochenen Ordensschwester Blandine Merten als Volksschullehrerin dargestellt werden. Darunter befinden sich neue Fakten, die erst während der Recherchen zur Jubiläumsfeier zutage gekommen sind. In einem Zelt ist ein Heimatabend geplant.
Einen ganz anderen Ansatz, das Ortsjubiläum mit 700 Jahren zu feiern, haben die Wenigerather gewählt. Denn in dem 320 Einwohner zählenden Dorf gibt es zahlreiche Gewerbebetriebe wie Dienstleister und Handwerker, sagt Ortsvorsteher Thomas Jakobs. 15 von ihnen stellen sich am Sonntag, 19. April, an einem Tag der offenen Tür vor. Auch das Kloßfest am ersten Septemberwochenende steht unter dem Motto 700 Jahre Wenigerath. Am 12. Dezember soll zudem der traditionelle Adventsnachmittag in einem größeren Rahmen als üblich gefeiert werden.
In einem kleineren Rahmen begehen die Heinzerather ihr Jubiläum. "Wir wollen am Kirmeswochenende vom 3. bis zum 5. Juli eine alte Kirmes mit Ständen, wie sie früher üblich waren, veranstalten", sagt Ortsvorsteher Friedhelm Schlarp.
Wederath und Hinzerath, die 2015 ebenfalls seit 700 Jahren bestehen, haben ihre Feiern verschoben. "Wir wollen die vielen Feste entzerren und feiern erst 2016", sagt die ehemalige Ortsvorsteherin Daniela Petry, die in die Planungen mit eingebunden ist. Ein genauer Termin steht noch nicht fest.
Die Hinzerather feiern gar erst 2017. Der Grund: Im Sommer beginnen die Arbeiten an der Durchgangsstraße, die voraussichtlich das ganze Jahr 2016 andauern werden, sagt Ortsvorsteher Hermann Moseler. Doch ganz ohne Feier geht es in Hinzerath nicht ab. Bruni Kluss und Rüdiger Luckow, Betreiber des Kreativhauses, veranstalten ein Straßenfest mit Theaterspiel, mittelalterlicher Musik und viel Kreativität.Extra

Die Gemeinde Morbach organisiert derzeit eine Sonderausstellung im Archäologiepark Belginum unter dem Titel "Leben an der Römerstraße - Straße und Wege verbinden." Alle Dörfer, die in diesem Jahr Jubiläum haben, seien durch ihre Wurzeln, die bis in die Römer- und Keltenzeit zurückreichen, miteinander verbunden, sagt Peter Brucker, der zusammen mit Museumsleiterin Rosemarie Cordie als Ansprechpartner zwischen den Orten und dem Museum fungiert. Die Ausstellung soll am 17. Mai eröffnet werden und je nach Zuspruch bis Ende des Jahres oder auch länger zu sehen sein. cst

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