Sechs Jahrzehnte Werkstatt und Fahrschule

Gut 60 Jahre nach seiner Kraftfahrzeugmeister-Prüfung erhält der Thalfanger Fahrlehrer Heinz Stutzenberger am heutigen Samstag, 17. Januar, den Goldenen Meisterbrief.

 Auch mit 88 Jahren sitzt Heinz Stutzenberger, bei dem sich viele Fahrschüler aus Thalfang und Umgebung auf ihre Prüfung vorbereitet haben, noch am Steuer.TV-Foto: Ursula Schmieder

Auch mit 88 Jahren sitzt Heinz Stutzenberger, bei dem sich viele Fahrschüler aus Thalfang und Umgebung auf ihre Prüfung vorbereitet haben, noch am Steuer.TV-Foto: Ursula Schmieder

Thalfang. (urs) Wenn Heinz Stutzenberger ins Erzählen kommt, vergeht die Zeit wie im Flug. Dabei sind die Geschichten des 88-jährigen Thalfangers nicht etwa frei erfunden.

Nach mehr als 60 Jahren als Kraftfahrzeugmeister, wofür er am heutigen Samstag den Goldenen Meisterbrief erhält, hat er nämlich einiges erlebt. Allerdings vor allem als Fahrlehrer.

Ein Paradebeispiel ist der junge Mann, der am Prüfungstag mit dem Auto vorfuhr. Pech war nur, dass ihn ausgerechnet der Prüfer beobachtete. Auf dessen Frage, wie er denn hergekommen sei, habe der Fahrschüler auch noch erwidert: "Mit dem Auto." Für den Führerschein musste er daher erneut antreten.

Einer seiner Fahrschülerinnen habe die Prüfungsangst zu schaffen gemacht. Die Idee, das mit Baldrian in den Griff zu bekommen, war aber nicht die beste: "Sie hat zuviel genommen und ist während der Prüfung am Steuer eingeschlafen."

Neben Geschichten wie diesen spiegeln andere frühere Zeiten wider. So quittierten Ehemänner den Führerscheinwunsch ihrer Gattin nicht selten mit dem Satz: "Den brauchst du nicht zu machen - mein Auto bekommst du eh nicht." Andere bedienten sich der Eifersucht, um ihre Frauen auszubremsen.

Sogar nachts noch in der Werkstatt



Aber nicht immer mit Erfolg, wie sich Stutzenberger schmunzelnd erinnert. "Ich kann doch mit ihnen keine Nachtfahrt machen - das lässt mein Mann nicht zu", habe eine Fahrschülerin ihn gesagt. Wenig später sei sie dann mit samt Führerschein und einem andern Mann auf und davon.

Aber auch Töchter hatten es nicht leicht. Ein Mädchen habe ihm vor der 22. Fahrstunde weinend erzählt, sie dürfe keine Stunden mehr nehmen. Ihr Vater habe gesagt, er habe nur zwölf Stunden Praxis dafür gebraucht.

Daraufhin stöberte Stutzenberger in alten Belegen - und siehe da: "Der Monsieur hatte auch 21 Fahrstunden!" Über die Jahre hatte der gute Mann wohl solche Details verdrängt. Mit den Fakten konfrontiert, lenkte der gestrenge Vater dann ein.

Trotz der rückblickend betrachtet amüsanten Begebenheiten ist Stutzenbergers beruflicher Alltag alles andere als leicht gewesen. "Von morgens früh bis abends spät" habe er gearbeitet. Manchmal sei er sogar nachts noch in der Werkstatt gewesen und viele Jahre habe er auch sonntags Fahrunterricht erteilt.

Schließlich war da das Geschäft, das er und seine Frau, die er im Krieg kennengelernt hatte, 1955 eröffnet hatten. Heute hat dort einer der beiden Söhne das Sagen. An die 40 Lehrlinge habe er über die Jahre ausgebildet, erzählt Vater Heinz. Zuvor hatte er in Aachen die väterliche Autoreparaturwerkstatt mit Fahrschule übernommen. Denn den Meisterbrief hatte er bereits seit August 1948 in der Tasche. Mit Rücksicht auf das Heimweh seiner Frau, mit der er seit 1949 verheiratet ist, entschied er sich dann für Thalfang.

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