"Sechs Richtige" rücken näher

MORBACH. Das hätte Morbachs Bürgermeister Gregor Eibes nicht erwartet: 797 Haus- oder Wohnungsbesitzer haben grundsätzlich ihr Interesse bekundet, mit baulichen Veränderungen Energie zu sparen und den restlichen Verbrauch beispielsweise mit Pellets und Solarenergie zu decken.

"Ich bin sehr beeindruckt", lobte Eibes gegenüber dem Trierischen Volksfreund das große Interesse der Bürger der Einheitsgemeinde. Mit einer großen Zahl an Unterschriften soll das Interesse am EU-Projekt "Concerto" signalisiert werden. Die Europäische Kommission sucht nach innovativen Gemeinden, um diese zu Vorbildern für eine nachhaltige Energiepolitik zu gewinnen. Vor allem durch intensive Öffentlichkeitsarbeit und Zuschüsse kann Morbach zu einer Modellgemeinde entwickelt werden. Vorausgesetzt, die Kommune erhält in Brüssel den Zuschlag. Und das hängt maßgeblich davon ab, wie stark die Bevölkerung hinter dem Vorhaben steht. Die Rückendeckung messen die Verantwortlichen mit schriftlichen Absichtserklärungen, die im Rathaus gesammelt wurden. 350 Unterschriften hatte Bürgermeister Gregor Eibes ursprünglich als Zielvorgabe angestrebt. Die Aktion lief schleppend an, doch inzwischen hat das Institut für angewandtes Stoffstrom-Management (Ifas) vom Umweltcampus Birkenfeld den Förderantrag mit 676 Unterschriften "auf den Weg gebracht". Nach dem Abgabetermin stoppte das Interesse nicht. Derzeit liegen der Gemeinde 797 Willensbekundungen vor. Das große Interesse hat nicht nur Eibes überrascht. Zum Vergleich: Die Zahl der Haushalte in der Einheitsgemeinde liegt bei etwa 5100. Deshalb war auch einige Überzeugungsarbeit notwendig. Die Bürger wurden in einer Veranstaltung informiert. Und mancher Ortsvorsteher ging in seinem Dorf von Haustür zu Haustür, um für das Vorhaben zu werben. Die "sechs Richtigen im Lotto", mit denen der Rathaus-Chef die Teilnahme am EU-Projekt verglichen hatte, rücken damit ein ganzes Stück näher. Denn wenn Morbach die Bewilligung bekommt, winken laut Eibes bei Sanierungsmaßnahmen am Haus "attraktive Zuschüsse". Die EU unterstützt auch einen Moderator, der die Bevölkerung motivieren und ihr bei der Umsetzung behilflich sein soll. Bis zu fünf Millionen Euro Fördermittel können in einem solchen Fall fließen. Jetzt hofft Eibes, dass die bei den Bürgern geweckten Erwartungen nicht durch eine Absage enttäuscht werden. Die Chancen für grünes Licht aus Brüssel stehen gut, nicht nur wegen des großen Bürgerinteresses, sondern auch, weil Prof. Peter Heck vom Ifas bereits Erfahrungen mit derartigen Projekten hat. Für die Verbandsgemeinde Weilerbach im Landkreis Kaiserslautern hat der Fachmann bereits Fördermittel für ein vergleichbares Projekt an Land gezogen. Dort läuft ein Folgevorhaben für das Landes-Pilotprojekt "Zero-Emission-Village". Das ursprüngliche Ziel war es, herauszufinden, ob es möglich ist, die Bürger der Verbandsgemeinde Kohlendioxid-neutral mit Energie zu versorgen. Unter anderem entstanden dabei ein Windpark und mehrere Nahwärmenetze. Im Folgeprojekt "Recora" geht es nun vor allem um Biogas und Biomasse, sagte Ottmar Paulus, in Weilerbach zuständig für das EU-Projekt. Die Abkürzung steht für "renewable energy cooperation rural areas", auf deutsch etwa: Kooperation im Rahmen erneuerbarer Energien im ländlichen Raum. Während das Projekt in Weilerbach bereits läuft, müssen sich die Morbacher noch in Geduld üben. Mit einer Entscheidung aus Brüssel kann die Einheitsgemeinde im kommenden März rechnen.

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