Sein Geist schwebt noch in der Stadt

BERNKASTEL-KUES. Chöre aus Bernkastel-Kues und Longkamp demonstrierten, dass Hermann Schroeder nicht nur ein großer Komponist geistlicher Musik war, sondern auch die Volksmusik ein Teil seines Werkes ist. Sie erhoben ihre "Stimmen für Schroeder" zu Ehren seines 100. Geburtstages. Schroeder wurde 1904 in Bernkastel geboren und starb 1984 mit 80 Jahren.

Hermann Schroeders Musik lebt weiter. Davon konnten sich die Zuhörer auf dem Marktplatz in Bernkastel-Kues überzeugen. "Ein würdiger Rahmen für den bedeutenden Komponisten aus Bernkastel", bemerkte Rainer Mohrs von der Hermann-Schroeder-Gesellschaft, die das Konzert zusammen mit den Mosel-Festwochen veranstaltete. "Schroeder war ein echter Moselaner, wir sind stolz, dass er ein Sohn unserer Stadt ist", unterstrich Stadtbürgermeister Wolfgang Port. "Schroeder war ein ernster, erdverbundener Mensch", sagte Moderator Wolfgang Lichter. "Gedanke des heutigen Abends in seiner Heimatstadt ist es, auch einmal Schroeders populäre Seite zu zeigen." Nahezu 300 Zuhörer wollten sich dieses Musikerlebnis nicht entgehen lassen. Klare Stimmführung in sensibler "Harmonik" prägten die Liedkompositionen Schroeders. Auch wenn die Werke für die Chorsänger eine große Herausforderung waren, gelang es ihnen, den klaren, ungekünstelten Charakter der Liedsätze zu interpretieren. Die zu Schroeders Zeiten oftmals zitierte Meinung: "Schroeder ist zwar ein großer Komponist, doch seine Musik kann man nicht hören", wurde von den Chören auf dem Marktplatz eindrucks- und ausdruckvoll widerlegt. Wolfgang Lichter, der Schroeder in seiner Studentenzeit in Köln erlebte, nahm die Zuhörer mit auf einen informativen und kurzweiligen Streifzug durch das Leben und Werk von Hermann Schroeder. Neben den Liedkompositionen aus Schroeders Feder standen auch zwei Werke von Antonin Dvorák und Schroeders Weggefährten Heinrich Lemacher auf dem Programm. Ausführende waren der Kammerchor "Projekt Vocal", der evangelische Kirchenchor Bernkastel, der Kirchenchor St. Andreas Longkamp und der Cäcilienchor St. Michael sowie der Gesangverein Männerquartett. Neben bekannten Volksliedsätzen wie dem Lied "Wenn alle Brünnlein fließen, das in zwei Versionen - von Lemacher und Schroeder zu hören war - stimmten die Longkamper Sänger eine Komposition an, die Schroeder nur für sie reserviert hat: den Hymnus "Beatus Andreas". "Schroeder war ein vielseitiger Mensch, er besaß Strenge in der Sache, aber er konnte uns mitreißen mit seiner Musik wie kaum ein anderer Hochschullehrer", sagte Lichter und nannte ihn den wohl bedeutendsten Mann des 20. Jahrhunderts, der aus der Doctorstadt hervorgegangen sei. "Er war oft hier anzutreffen - er ist eigentlich nie ganz aus der Stadt herausgegangen", bemerkte Lichter. Für die, die ihn kannten, schwebe sein Geist immer noch in seiner Geburtsstadt. So hatten auch die drei letzten Lieder seine Liebe und Verbundenheit zur Moselstadt und dem Wein zum Thema. Es war ein Abend, der mit einer Aussage von Raimund Keusen, einem Schüler Schroeders, hätte überschrieben werden können: "Die Musik von Hermann Schroeder wird bleiben, weil sie gültig, weil sie zeitlos ist, weil sie singt und klingt zum Lobe und Ruhme Gottes, zur Freude des Menschen, zur Ehre ihres Komponisten".

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