Sein Licht nicht unter den Scheffel stellen

Der Göttinger Weinfachhändler Philipp Bremer (siehe auch unseren Bericht auf der folgenden Seite) erzählte auf dem Weinbautag in Bernkastel-Kues von einer Begebenheit, die einiges über die Moselaner aussagt.

Bremer nahm an einer Weinprobe teil, bei der Winzer aus Baden, Württemberg, der Pfalz und von der Mosel ihre besten Gewächse präsentierten.

Die Badener, so erinnerte sich Bremer, sagten voller Selbstbewusstsein: "Unsere Weine sind sowieso die besten." Auch die Württemberger hielten ihre Weine für spitze, allein sie beklagten sich darüber, dass die anderen dies nicht bemerken. Die Pfälzer schließlich meinten: "Wir haben den meisten Wein, und gut ist der auch noch." Und die Moselaner? Philipp Bremer war hin und weg von den tollen Riesling- Spät- und Auslesen, von den legendären 71er und 76er Gewächsen. Und dennoch brachten es die Moselaner fertig, immer noch ein bisschen an ihren eigenen Weinen herumzumäkeln.

In fast jedem psychologischen Ratgeber steht: Eine gesunde Selbstkritik ist richtig und notwendig, doch sich selbst grundlos kleinzumachen, ist schädlich für das Erreichen eines Ziels.

Alfons Krisam schrieb bereits vor knapp 30 Jahren in seinem Buch "Deutschland und die Moselaner": "Er (der Moselaner) ist zuweilen total unfähig, seine Leistung auf dem Markt zu verkaufen. Und dies ist im Zeitalter der Werbung ein Manko, das trotz sichtbarer Leistungen mit unsichtbarem Fleiß nicht ausgeglichen werden kann."

Also: Etwas mehr Selbstbewusstsein und Stolz macht nicht nur glücklicher, es nützt auch dem Erfolg.

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