Seine Leichen sind stärker als die Zeit

Wittlich · Achtung Satire! Eine neue Ausstellung widmet sich Tony Munzlingers Arbeiten aus den 1960er Jahren. Zur Vernissage trifft dann der Maler, Cartoonist und Filmemacher auf einen anderen bemerkenswerten Wittlicher: Friedel Drautzburg.

 Einfach genial: Die wahnsinnige Vielfalt allein der frühen Cartoons ist ab Mitte September in Munzlingers Heimatstadt Wittlich zu sehen. Das Plakat, das Chris Marmann gestaltet hat, kombiniert Details dieser Arbeiten. Foto: privat

Einfach genial: Die wahnsinnige Vielfalt allein der frühen Cartoons ist ab Mitte September in Munzlingers Heimatstadt Wittlich zu sehen. Das Plakat, das Chris Marmann gestaltet hat, kombiniert Details dieser Arbeiten. Foto: privat

Wittlich "Ich erlaube mir, Ihnen einen größeren Posten Leichen zu übersenden. Nach eingehendem Studium der Marktlage bin ich zu dem Ergebnis gekommen, dass ein gleichmäßig steigender Bedarf an diesem Spezialartikel besteht...": Vor mehr als einem halben Jahrhundert hat Tony Munzlinger mit diesem Anschreiben seine damals neuesten Zeichnungen zum Thema Tod an einen Frankfurter Verlag geschickt, der die bekannte Satire-Zeitschrift "Pardon" herausgab. Mit Erfolg. Munzlingers rabenschwarzer Humor und die herausragende zeichnerische Qualität seiner Arbeiten überzeugten. Es kam zum Buchprojekt unter dem Titel "Warum leben Sie noch?" Auch ein Erfolg.
Und mit dem gibt es jetzt ein Wiedersehen in der "Ausstellung in der Ausstellung". Denn in der "Casa Tony M. - Museum Tony Munzlinger" werden seine satirischen Cartoons aus den 1960er Jahren zu sehen sein. "Es geht um die Motive: Leichen, Ärzte, Jäger, Astronauten, Musiker", sagt Simone Röhr, Geschäftsführerin der Stiftung Stadt Wittlich, die das Projekt betreut.
Gezeigt werden Arbeiten, die damals dann auch in "Pardon" und weiteren Büchern wie "Plaisir im Revier" oder "Weißt du wieviel Sternlein stehen" veröffentlicht wurden. Die Idee zu dieser neuen Zusatzschau stammt vom seit langen in Italien lebenden Künstler selbst. Zunächst habe er an das Thema Jazz gedacht, eine Musik, der er persönlich sehr verbunden ist, aber dann habe er selbst gesagt, das sei vielleicht zu speziell.
"Dann meinte er, es sei besser was Lustigeres zu machen, also die satirischen Cartoons zu nehmen. Wir werden dazu im zweiten Stock Themenzimmer einrichten", sagt Simone Röhr: "Tony Munzlinger kommt eine Woche vor der Vernissage. Die Zeit will er sich nehmen um viel selbst zu montieren."
Extra zur Schau wurden 1,80 Meter große Pappaufsteller nach den jeweiligen Zeichnungen beschafft. Wer will, kann sich also mit einem Munzlinger-Astronauten fotografieren. Welches der Themen findet Simone Röhr am besten? "Ich finde die Jäger super, aber auch die Leichen. Und immer, wenn der Tony mich mal anruft, melde ich mich jetzt mit: ,Warum leben Sie noch?'"
Nebenbei bemerkt gab damals das Buch "Warum leben Sie noch?" auch den Anstoß für einen satirischen Film. Auch der - ein voller Erfolg und mit dem Bundesfilmpreis ausgezeichnet.
Aus organisatorischen Gründen ist die Vernissage am Freitag, 15. September, 19 Uhr, in der Kultur- und Tagungsstätte Synagoge, Himmeroder Straße 44 in Wittlich. Das Programm: Begrüßung durch Bürgermeister Joachim Rodenkirch, Einführung durch Diana Lamprecht, Expertin für Kunst & Antiquitäten, Trier. Dann folgt ein Gespräch mit Tony Munzlinger, das Friedel Drautzburg, Kunstsammler, Gründer der Ständigen Vertretung (Stäv) in Berlin und nun auch Geschäftsinhaber in Wittlich führt. Christoph Adams, gebürtiger Wittlicher, nun in Berlin sorgt für die Musik. Im Anschluss geht es ins Museum - in die Casa Tony M., Alte Posthalterei, Marktplatz 3 in Wittlich. Anmeldung erbeten unter Telefon 06571/171351 und E-Mail: simone.roehr@stadt.wittlich.de.

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