Seine Welt ist bunt: Junger Australier Ben Philipps stellt Arbeiten in Wittlich aus

Wittlich · "Öl und Wasser" heißt die Ausstellung von Ben Phillips in der BX Galerie im Alten Bahnhof. Die abstrakten, farbenfrohen Arbeiten des Australiers sind noch bis zum 8. November zu sehen.

Seine Welt ist bunt: Junger Australier Ben Philipps stellt Arbeiten in Wittlich aus
Foto: klaus kimmling (m_wil )

Wittlich. Ein bisschen hat er etwas von einer Katze, die sich mit leiser Unruhe durch den Raum bewegt. Der schlaksige junge Mann, der mit der Wollmütze vor seinen Bildern im Alten Bahnhof in Wittlich steht, ist jedenfalls schon ziemlich durch die Welt gestreunt. Geboren in Sydney, aufgewachsen in der ländlichen Monaro-Region, als 20-Jähriger nach Melbourne umgezogen, dann im vergangenen Jahr nach Deutschland gekommen, wo der 33-Jährige unter anderem bereits in München, Hamburg, Düsseldorf ausgestellt hat, aber auch in Bernkastel-Kues und nun in Wittlich.

Sein derzeitiges Atelier hat er in der Nähe der Kreisstadt, und offensichtlich liebt er die hiesigen Landschaften mit ihren Weinbergen und Flüssen. Ihnen ist ein Großteil seiner Arbeiten gewidmet. In einer Information über den jungen Künstler steht: "Phillips Ziel ist es nicht, die Natur zu kopieren, sondern eins mit ihr zu werden." Ein Dutzend Mal hat er dafür etwa "Flusslicht" ins Rechteck der Leinwand eingefangen. Ein bisschen erinnert sein strukturiertes Farbspiel an Missoni Strick-Muster. Man erinnert sich vielleicht auch beim Eintauchen des Blicks in diese Flusslichter an die schimmernden Bewegungen, an das Licht, das sich im Wasser streut. "This could be the Lieser" (Das könnte die Lieser sein), sagt Ben Philipps und zeigt auf ein vibrierendes Grün. Das edelstein-dunkle Blau dagegen sei womöglich im Rhein zu finden. Komposition und Balance seien sein Antrieb, die Textur vieler Farbschichten interessiere ihn, sagt er. Tatsächlich wirken die Arbeiten seltsam meditativ, friedlich, obgleich sie teils so bunt sind wie ein Feuerwerk. Seine Einflüsse? Ben Phillips verweist auf die Klassiker der Moderne, große Namen wie van Gogh, Kandinsky, Picasso, Klee, Miro.

Ebenso kann man an Hundertwasser denken, wenn man Vergleiche ziehen will. Auch der große Künstler Gerhard Richter und sein kunterbuntes Fenster, das seit 2007 im Kölner Dom zu sehen ist, habe ihn sehr beeindruckt, sagt er.
Und in seiner Heimat die Farben der Kunst der Aborigines. Deren motivisches Wiederholen, die symbolhaften Muster kann man auch auf Philipps Arbeiten entdecken. In der Kunst sei schon so viel passiert, diese Künstler wirkten für immer weiter nach. Aber: "My biggest influence is nature"- Seine größte Beinflusserin die Natur.

Schöne Sätze kann der Australier sagen. Etwa dass alle Dinge Kunst seien, wenn man sich die Zeit nehme, sie anzuschauen. Dass er glaube, dass alle Künstler sich ähnlich seien in der Art, wie sie denken, auch wenn ihre Arbeiten sich unterschieden, ihnen allen sei die innere Notwendigkeit gleich, "to create", etwas zu erschaffen.Stille Farbfelder

Farbfrohe Hingucker: „37 Zugfahrten“ nennt sich diese Arbeit, die in der Galerie in Wittlichs altem Bahnhof zu sehen ist.

Farbfrohe Hingucker: „37 Zugfahrten“ nennt sich diese Arbeit, die in der Galerie in Wittlichs altem Bahnhof zu sehen ist.

Foto: klaus kimmling (m_wil )
Seine Welt ist bunt: Junger Australier Ben Philipps stellt Arbeiten in Wittlich aus
Foto: klaus kimmling (m_wil )


Er erschafft bewegte und gleichsam doch stille Farbfelder: Ein graucremeweiß mit breitem Pinsel über einen warmen blutroten Fleck gezogen, ein Flaschengrün, das ins Türkis wechselt, drückt sich aus einem tiefen Dunkelblau nach vorn, Pink zerfranselt sich in Moosgrün.

Das Auge findet Formen und man ist versucht, unwillkürlich zu kombinieren: Sind das Häuser? Ist das ein Sportplatz? Liegt da eine Burgruine am Hang? Weinberge, Bäume, Felder, Flüsse: alles und nichts kann der Betrachter entdecken, wenn er sich auf Phillips Farbstrukturen einlässt. "37 Zugfahrten" heißt eine Arbeit. Und tatsächlich scheint man bei aller Abstraktion sie flüchtig wahrzunehmen: die vorbeiziehenden, verwischenden Bilder von Landschaften hintem Zugfenster. Die schöne Moselstrecke hat es dabei dem jungen Mann besonders angetan: "Amazing landscape, the whole year", bezaubernde Landschaft, zu jeder Jahreszeit. Stimmt. Und er hat's gemalt.

Die Ausstellung "Öl und Wasser" in der BX Galerie im Alten Bahnhof, Schlossstraße in Wittlich ist montags bis freitags von 10 bis 18 Uhr geöffnet und samstags von 11 bis 15 Uhr. Der Eintritt ist frei. Kontakt zum Künstler per Mail an:
benphillips104@gmail.com

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