Seit 50 Jahren Austausch über Grenzen hinweg

Wittlich · Als "Türöffner" bezeichnet Präsident Rolf Gänz die Mitgliedschaft im Rotary-Club. Die sich selbst als unpolitisch bezeichnende Vereinigung von regionalen Unternehmern und Akademikern feiert im Kreis Bernkastel-Wittlich 50-jähriges Bestehen.

 Li-Lu Lam Aguilar ist für ein Jahr zu Gast bei der Reiler Familie von Stefanie Melsheimer (links). Die Rotary-Jacke der Mexikanerin zieren Pins von anderen Austauschschülern aus der ganzen Welt. Bernd Clemens ist beim Rotary-Club Mittelmosel-Wittlich für den Jugendaustausch zuständig. TV-Foto: Holger Teusch

Li-Lu Lam Aguilar ist für ein Jahr zu Gast bei der Reiler Familie von Stefanie Melsheimer (links). Die Rotary-Jacke der Mexikanerin zieren Pins von anderen Austauschschülern aus der ganzen Welt. Bernd Clemens ist beim Rotary-Club Mittelmosel-Wittlich für den Jugendaustausch zuständig. TV-Foto: Holger Teusch

Wittlich. Einmal pro Woche treffen sich die 47 Mitglieder des Rotary-Clubs Mittelmosel-Wittlich in Traben-Trarbach, Bernkastel-Kues oder Wittlich. Zuerst wird gemeinsam zu Abend gegessen. Dann hält einer der Rotarier, wie sich die Club-Mitglieder nennen, einen 20-minütigen Vortrag, über den in der verbleibenden Zeit diskutiert wird. Anwesenheit ist erwünscht. "Man muss sich wirklich einbringen", sagt Rolf Gänz, der Präsident des Rotary-Clubs Mittelmosel-Wittlich, der am 15. Juni 50-jähriges Bestehen feiert (siehe Extra).
Es klingt unspektakulär, aber die regelmäßigen Treffen sind eine der wichtigsten Aktivitäten der Rotary-Clubs. "Das war bei der Gründung 1905 der Ursprungsgedanke, dass sich die Menschen untereinander austauschen", erzählt Gänz. Gegenseitige Hilfe, Freundschaft auch über Nationalitäten hinweg und Fairness sind Ziele. Daraus ergäben sich spontane Reaktionen, wenn im regionalen Umfeld dringend Hilfe geboten sei.
Damals wie heute war jede Berufsgruppe nur einmal vertreten. Diese letzte Forderung beschränkt die Mitgliederzahl, garantiert aber auch den Austausch von vielfältigen Meinungen aus unterschiedlichen Blickwinkeln.
Aber wie wird man Rotarier? "Bewerben kann man sich nicht", erklärt Vorstandsmitglied Bernhard Clemens. Ein Rotarier kann ein mögliches neues Mitglied vorschlagen. Nur bei Einstimmigkeit wird das potenzielle Neumitglied gefragt, ob es eintreten will. Nach diesem Verfahren rücken beim Mittelmosel-Club laut Gänz jährlich zwei oder drei neue Rotarier nach.

Partnerschaft mit anderen Clubs


Als Element der Völkerverständigung sieht Gänz die Partnerschaft seines Clubs mit dem französischen in Épinal, die seit 1964 besteht, und englischen Clubs (seit 1972). Den gleichen Zweck erfüllt auch der internationale Jugendaustausch (siehe Interview), der als Jahres- und Kurzzeitaustausch angeboten wird.
Jedes Jahr organisieren die Mittelmosel-Rotarier außerdem den Abschluss der internationalen Jugendcamps in Mülheim an der Mosel. Seit 1972 werden Ausflüge für Menschen mit Behinderung organisiert. An der Grundschule Traben-Trarbach wird das Projekt "Deutsch macht Spaß" für Kinder mit Migrationshintergrund und an die Wittlicher Georg-Meistermann-Schule "Lernen mit Neuen Medien" unterstützt. Und: Rotarier helfen sich weltweit gegenseitig, sagt Gänz: "Das ist das Schöne: Wenn man Rotarier ist, gibt es keine Barrieren mehr, egal wo man ist."
International kämpft Rotary gegen Kinderlähmung. Der Mittelmosel-Club beteiligt sich finanziell an der Aufklärungsarbeit und Impfungen. Beim Raderlebnistag Happy Mosel verkaufen die Rotarier Kuchen für die "Polio Plus" genannte Aktion.
Extra

Zum offiziellen Festakt in der Wittlicher Synagoge wird am 15. Juni als Festredner der Fernsehmoderator Hans-Ulrich Stelter erwartet. Auch der 89 Jahre alte Gründungspräsident des Rotary-Clubs Mittelmosel-Wittlich, der Traben-Trarbacher Unternehmer Johann Wolfgang Langguth, soll sprechen. Abends treffen sich die Rotarier zum Fest im Kloster Machern. Informationen zum Rotary-Austauschprogramm gibt es beim Jugenddienstleiter Bernhard Clemens, E-Mail: bc@clemwil.de1905 gründete der Rechtsanwalt Paul Harris in Chicago mit drei Freunden den ersten Rotary-Club. Damit ist Rotary (1,2 Millionen Mitglieder weltweit) die älteste der größten sogenannten Serviceclubs und nach Lions (1,351 Millionen, gegründet 1917) die zweitgrößte dieser Vereinigungen. Der Wahlspruch der Rotarier "Service above self" bedeutet so viel wie "selbstloses Dienen". In Deutschland gibt es 1024 Rotary Clubs mit insgesamt 52 544 Mitgliedern. Der erste deutsche Club gründete sich 1927 unter dem ehemaligen Reichskanzler Wilhelm Cuno in Hamburg. teu

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