"Seit ich in Thalfang bin, weiß ich was Landleben ist"

Thalfang · Bereits zum zweiten Mal halten sich Schüler aus aller Welt 14 Tage lang in Thalfang auf. Sie sind bei Gastfamilien untergebracht und bereiten sich in der Erbeskopf-Realschule plus auf eine Deutschprüfung vor. Neben der Sprache lernen sie das Leben in Deutschland kennen.

 Unter der Leitung von Stephanie Kaiser (rechts) erhalten derzeit Jugendliche aus der ganzen Welt Deutschunterricht in der Thalfanger Realschule plus. TV-Foto: Christoph Strouvelle

Unter der Leitung von Stephanie Kaiser (rechts) erhalten derzeit Jugendliche aus der ganzen Welt Deutschunterricht in der Thalfanger Realschule plus. TV-Foto: Christoph Strouvelle

Thalfang. "Das Essen in Deutschland ist nicht so gut. Brot, morgens, mittags und abends - immer Brot", stöhnt der 18-jährige Javier aus Honduras. "Aber gerade das schmeckt doch lecker", wundert sich der gleichaltrige Alejandro aus Venezuela.
Beide gehören zu einer Gruppe von 16 jungen Männern und Frauen aus Amerika, Asien und dem europäischen Ausland, die zwei Wochen lang die Thalfanger Erbeskopf-Realschule plus besuchen. Während dieser Zeit hat jeder von ihnen einen Partnerschüler und ist bei dessen Familie untergebracht.
Welche Eindrücke nehmen die jungen Leute, die aus zehn verschiedenen Ländern kommen, aus Deutschland mit? "Seit ich in Thalfang bin, weiß ich, was typisches Landleben ist", sagt der 16-jährige Naveen. Er stammt aus dem indischen Chennai, das auch unter dem Namen Madras bekannt ist und fast zehn Millionen Einwohner zählt. Aber auf dem Land gefällt es ihm besser als in der Großstadt. "Es ist leiser, man kann in Ruhe leben", sagt er.
Die 17 Jahre alte Di aus China findet das Landleben eher langweilig, obwohl es natürlich auch schön sei. "Ich komme auch aus einer Millionenstadt, das Leben dort gefällt mir besser", sagt sie.
Trotz aller Mentalitätsunterschiede fühlen sich offenbar alle wohl in Deutschland. "Die deutschen Jugendlichen sind erst zurückhaltend, aber wenn man Freundschaft geschlossen hat, sind sie super nett", sagt die 17- jährige Raquel aus Paraguay. "Die Lehrer sind nicht so streng zu den Schülern wie bei uns", sagt die 18 Jahre alte Gabriela aus Bolivien.
Ausflug nach Trier


"Ich habe die beiden richtig ins Herz geschlossen", sagt Birgit Valerius aus Naurath. Bei ihr und ihren Schwiegereltern sind Alejandro und Javier untergebracht. Die beiden seien positive Menschen und herzlich. "Es gibt kaum Unterschiede in der Mentalität zu den deutschen Jugendlichen, Teenager sind alle gleich." Zur Besichtigungstour in der Region gehört natürlich auch ein Ausflug nach Trier mit Dom, Porta Nigra und Basilika.
Bereits zum zweiten Mal bereiten sich ausländische Schüler unter der Regie von Stephanie Kaiser von der Volkshochschule Wittlich in Thalfang auf eine Deutsch-Prüfung vor. Insgesamt leben die Jungen und Mädchen ein Jahr in ganz Deutschland verteilt bei Gastfamilien. Die Thalfanger Realschule plus ist die einzige Schule in Deutschland, bei der sich Schüler der AFS Interkulturelle Begegnungen zentral treffen. Die Organisation in Hamburg vermittelt den Austausch von Schülern in mehr als 50 Länder. Die Verbindung in den Hunsrück kam durch eine Thalfangerin zustande, die ehrenamtlich für die Hamburger Organisation arbeitet. "Wir sind eine weltoffene Schule und wollen andere Kulturen von Angesicht zu Angesicht kennenlernen", sagt Schulleiterin Sabine Becker. Um dies zu unterstützen, hat die Realschule plus eine Projektwoche organisiert, an der die Gastschüler teilnehmen. Dazu gehören Projekte wie Spiele zum Selbermachen und das Lernen von Tänzen aus aller Welt. Andere Schüler befassen sich mit Kinderrechten oder musizieren unter dem Motto "Musik baut Brücken." cst
Extra

Zum Abschluss des Aufenthaltes der Gastschüler veranstaltet die Thalfanger Realschule plus am Samstag, den 27. April, in ihrer Aula ein Schulfest unter dem Titel "Thalfang international." Dabei werden die Ergebnisse, die die Schüler in der Projektwoche erarbeiten, vorgestellt. Das Fest, zu dem Schulleiterin Becker die gesamte Bevölkerung einlädt, beginnt um 10 Uhr. Thalfanger gastronomische Betriebe offerieren internationale Spezialitäten. cst

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