Landgasthöfe Mit Können, Mut und Liebe zum Erfolg: Sebastian Wagner und Natascha Müller setzen im Landgasthof in Rivenich auf Regionales und Saisonales

Rivenich · Sebastian Wagner und Natascha Müller bringen mit frischer und moderner Gastronomie Schwung in den alten Landgasthof Wey in Rivenich.

 Ganz klassische Aufteilung. Er kocht, sie serviert: Natascha Müller und Sebastian Wagner.

Ganz klassische Aufteilung. Er kocht, sie serviert: Natascha Müller und Sebastian Wagner.

Foto: DT

  Orange leuchtet der Lachs, in sattem Zartgrün kräuselt sich der Weinberg-Feldsalat. Wenn man einen Blick in Sebastian Wagners Küche wirft, wird schnell klar, dass hier frisch und handwerklich versiert gekocht wird.

Schon bei der Ankunft im Landgasthof Wey in Rivenich (das unweit der Autobahn 1 und ungefähr auf halbem Weg zwischen Trier und Wittlich liegt) fällt der Blick auf warmes Holzparkett und dunkle Holztische, die unprätentiös, aber edel mit cremefarbenen Tischläufern eingedeckt sind.

Es ist ein grauer Apriltag, und ein Feuer brennt warm im Ofen inmitten des kleinen Restaurants im Erdgeschoss mit ungefähr 35 Plätzen, die schon um 18 Uhr gut gefüllt sind. Im Hauptgeschoss darüber gibt es noch die Dorfstube mit knapp 25 Plätzen und einer Bar. Alles gediegen, gepflegt und in Holz gehalten, die urigen Fensterbänke sind die dicken Schieferstufen aus der ehemaligen Kirche in Thomm.

Daneben liegt die Küche, klein, aber gut ausgestattet und blitzsauber. Zur Ausstattung gehören übrigens auch gut fünf Dutzend topgepflegte „Drei-Michelin-Sterne-Töpfe“. Die hatte Sebastian Wagner von seinem Kollegen Clemens Rambichler vom dreifach besternten „Sonnora“ in Dreis übernommen, der seine Herde auf Induktion umgestellt hat. Gute Kontakte sind eben wichtig in der Branche. „Darin hat schon Helmut Thieltges gekocht“, schmunzelt der aus Malberg stammende Wagner nicht ohne Ehrfurcht.

Gutes Handwerkszeug ist ihm wichtig, das ist die Grundvoraussetzung für eine handwerkliche Küche, wie er sie fährt. Alle Fonds, Brühen, Jus, Saucen sind selbstgemacht, das kostet neben der Expertise viel Zeit und Mühe. Die Küche ist saisonal und regional geprägt, das Lamm kommt vom Züchter Matthias Haier in der Nachbarschaft, gerade bringt eine Freundin noch eine Kiste knackfrische Bärlauchblätter vorbei. Ob daraus eine Sauce, ein Salat oder ein Pesto wird?

Die Grundlage für diese Expertise hatte 2007 bis 2010 Küchenchef Josef Cillien in der Dudeldorfer Torschenke gelegt, der dem wissbegierigen Eleven das Handwerk des Koches beibrachte. „Das hat mich bis heute geprägt“, sagt Wagner, „über ihn kam auch der Kontakt zur Familie Wey, unseren Verpächtern.“

Seit Juni 2021 haben sie nun geöffnet und sich mit Fleiß und Können schon eine große Stammklientel erarbeitet. Nicht unerheblichen Anteil daran hat seine Frau, die gelernte Hotel- und Restaurantfachfrau Natascha Müller. Ihre Leidenschaft ist der Wein, das spiegelt sich schon auf der Weinkarte, Natascha möchte das Angebot aber peu à peu ausbauen. Sie stammt aus einer Allgäuer Gastronomenfamilie und hat Stationen in besten und besternten Häusern vorzuweisen. Kennen- und lieben gelernt haben sich die beiden bei einer gemeinsamen Station im bekannten Hotel Richterhof in Mülheim an der Mosel.

Strahlend und herzlich begrüßt sie die Gäste, charmant ist die Beratung. Dabei spürt man nichts von den Mühen des Berufes, von dem langen und schweren Weg, den man gehen muss, von den Härten, der vielen Arbeit, dem umfangreichen Wissen, dass man sich aneignen muss.

Sie sind quasi Einzelkämpfer, nötigenfalls gibt es einige gut angelernte Aushilfen: „Ich habe zum Beispiel eine Dame, die ein Faible für Süßspeisen hat, das hilft schon sehr“, sagt Sebastian.

Im Sommer wird auch draußen vor dem Haus serviert, neue Teakholzmöbel harren dort ihres ersten Einsatzes. Es gibt im Hof das gleiche kulinarische Programm wie drinnen: frische, handwerkliche Landhaus- Küche mit Top-Produkten, wie Kalbsrücken oder Perlhuhnbrust. Aber kein Chi-Chi oder Ikebana auf den Tellern. Die Preise sind dörflich zivil, Vorspeisen und Suppen um fünf bis zehn Euro, Hauptgerichte zwischen 18 und 28 Euro. Wobei sich die Preissteigerungen bei Lebensmitteln schon bemerkbar machen. Aber die Koch-Ehre verbietet Einbußen bei der Qualität: „Ich werde sicher jetzt nicht weniger Butter an die Sauce machen.“

Ungefähr alle sechs Wochen wechselt die Speisekarte, je nach Saison und Verfügbarkeit. Dabei ist es als Qualitäts- und Frische-Merkmal anzusehen, dass diese klein gehalten ist. Liebe zum Detail sei wichtig für ihn, sagt Wagner.

Und, ganz ehrlich, und ohne allzu pathetisch zu werden, natürlich geht es nicht ohne die Liebe: Tochter Mona ist jetzt zweieinhalb und wächst quasi „hinter der Theke auf, so wie ich früher auch“, sagt Natascha.

Die beiden 30-Jährigen sind der selten gewordene Archetyp der klassischen Land-Gastronomie. Junges, bestens ausgebildetes und ehrgeiziges Paar findet sich, macht sich selbstständig und hat Erfolg.

 Gebratenes Lachsfilet, Estragonsauce, Karotte, schwarze Bandnudeln und Lachskaviar.

Gebratenes Lachsfilet, Estragonsauce, Karotte, schwarze Bandnudeln und Lachskaviar.

Foto: DT

Kleiner Tipp: Reservieren Sie Ihren Tisch rechtzeitig, liebe Leser, das hier bleibt nicht lange ein Geheimtipp! 

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