Sekt oder Selters für Bürgermeister

NEUMAGEN-DHRON. Auch die Mitarbeiter haben sich von Bürgermeister Hans Werner Schmitt abgewendet. Schmitt behauptet aber, dass einige ihm noch gesonnene Angestellte vor dem ominösen Betriebsausflug unter Druck gesetzt wurden.

Die mögliche Abwahl von Bürgermeister Hans Werner Schmitt (Verbandsgemeinde Neumagen-Dhron) schlägt weiter Wellen. Wie berichtet, hatten 24 von 25 Verwaltungsmitarbeitern am 8. September den Bus verlassen, als Schmitt zustieg. Der Bus war für den Betriebsausflug gechartert worden. Im Amtsblatt erläutert Schmitt unter der Überschrift "Ihr Bürgermeister informiert" seine Sicht dieses Tages. Darin teilt er mit, dass er sich frühzeitig zum Betriebsausflug angemeldet hatte, die Mitarbeiter also über sein Erscheinen nicht erstaunt gewesen sein können. Happig wird es dann im letzten Absatz. Ihm sei berichtet worden, dass die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die ein normales Verhältnis zu ihm haben, vor dem Ausflug angerufen und unter Druck gesetzt wurden, schreibt Schmitt. In einem Fall sei gedroht worden, dass es auch ein "Arbeitsleben nach Schmitt gebe und es im Keller Akten zu archivieren gibt". Aufgrund dieser Vorkommnisse werde bei der Staatsanwaltschaft Trier Strafanzeige erstattet. Eine solche ist bisher aber noch nicht eingegangen, teilte der Leitende Oberstaatsanwalt Horst Roos dem TV mit. Die Kreisverwaltung hat sich bereits eingeschaltet. Sie prüft, ob Schmitts Stellungnahme im Amtsblatt überhaupt rechtmäßig ist. Die Prüfung werde ein paar Tage dauern, heißt es aus dem Kreishaus. Ein solcher Fall sei nicht alltäglich. Am kommenden Donnerstag, 21. September, wird der VG-Rat Neumagen-Dhron über den Antrag auf Einleitung des Abwahlverfahrens gegen Hans Werner Schmitt abstimmen. Zwei Drittel der Ratsmitglieder müssen diesen Antrag unterstützen. Geschieht dies, werden die Bürger im November über Schmitts Schicksal als Bürgermeister der Verbandsgemeinde Neumagen-Dhron entscheiden. Wie berichtet, hatte der erste Beigeordnete, Helmut Ludwig, am 31. August mit der Übergabe einer Unterschriftenliste das Verfahren in Gang gebracht. 15 von 22 Ratsmitgliedern sprechen Schmitt darin ihr Misstrauen aus. Begründung: Eine Zusammenarbeit sei aus "sachlichen und menschlichen Gründen" nicht mehr möglich. Im Raum stehen unter anderem Mobbing-Vorwürfe. Bei der Kreisverwaltung läuft seit Jahren ein Disziplinarverfahren gegen Schmitt, das immer wieder neue "Nahrung" bekommt und deshalb noch nicht abgeschlossen ist. Neuester Vorwurf: Ein Gespräch in einem Arbeitskreis sei unerlaubterweise aufgezeichnet worden. Schmitt bestreitet dies. Ortsbürgermeister: Es gibt keinen Sektempfang

Landrätin Beate Läsch-Weber weiß um die Problematik der zeitlichen Dimension des Verfahrens. Sollten sich die Abhörvorwürfe bewahrheiten, bestehe aber die Möglichkeit eines schnellen Vorgehens gegen den Verwaltungs-Chef, sagt sie. Die Sitzung am Donnerstag verspricht auch aus einem anderen Grund interessant zu werden. Im Internet-Gästebuch der VG lädt Schmitt die Bürgerinnen und Bürger aus Neumagen, Dhron und Papiermühle für 18 Uhr zu einem Gläschen Sekt ins Römer-Kastell ein. Dort beginnt um 19 Uhr auch die Ratssitzung. Hausherr ist allerdings die Ortsgemeinde Neumagen-Dhron. "Wir werden den Saal um 18.45 Uhr öffnen. Wir stellen ihn der VG für die Ratssitzung zur Verfügung, nicht aber für einen Sektempfang", teilt Ortsbürgermeister Willi Herres mit. Wenn Schmitt den Saal für einen Sektempfang nutzen wolle, müsse er ihn, wie jeder andere Bürger auch, mieten. Auf eine TV-Anfrage (per Mail), warum er die Bürger einlädt und von wem er erfahren hat, dass Mitarbeiter unter Druck gesetzt worden sind, hat Schmitt noch nicht geantwortet.

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