Selbst ein Urteil bilden

Als ehemaligem Waldorfschüler-Vater und Anthroposophen hat mich die Naivität des Berichts zur geplanten Waldorf-Schulgründung verblüfft. Die Autorin vergaß offenbar zu hinterfragen, welches Menschenbild, welche Ideologie hinter dieser Schulform steht.

Zumindest ist das aus dem Beitrag nicht zu entnehmen. Was für eine Alternative und wozu, wäre eine weitere Frage an die Veranstalter. Die anthroposophische Waldorfschule möchte nun also auch die Provinz mit einer anderen Pädagogik beglücken. Sie positioniert sich gegen die Staatsschule oder zumindest als die bessere Alternative. Was in der Staatspädagogik schnöde Erziehung genannt wird, heißt in der Sprache der Waldörfler "Erziehungskunst". Der Gründer Dr. Rudolf Steiner verhieß eine "Erziehung zur Freiheit". Autoritätsorientierung, viel Kunst und keine Noten stehen unter anderem für das Konzept. Steiner verbreitete die Lehre von Reinkarnation und Karma. Auch die heutigen Anthroposophen lehren weiterhin einen Eklektizismus (Übernahme fremden Gedankenguts) von diversen östlichen und westlichen Ideologemen (Bruchstücken aus einer Ideologie). Die Schüler wissen vom Gründer der Schule sehr wenig bis gar nichts. Vielen der Eltern geht es ebenso. Ich rate den Schülereltern, sich für die okkult-esoterischen Hintergründe des "Menschheitsführers" (so fühlte Steiner sich selbst und wird so von den Anhängern genannt oder empfunden) zu interessieren. Zwar wird die "Weltanschauung" nicht direkt in die Schule getragen, aber die Inhalte fließen indirekt bis in den Unterricht und damit in die Hirne der Schüler. Wie kann eine Schule zur Freiheit erziehen, deren Apologeten aus einem streng hierarchischen System initiiert sind? Die Anthroposophische Gesellschaft, unter anderem mit einer Pädagogischen Sektion (eine Art Dachorganisation mit Sitz in Dornach, Schweiz) hat teils mehr oder weniger geschlossene Zirkel, zu denen einfache Mitglieder nur nach entsprechenden Unterweisungen Zugang erlangen können. Werte Eltern, lesen Sie Bücher von Steiner und nicht von seinen vielen von dieser Überzeugungsgemeinschaft ideologisch abhängigen Interpreten. Bilden Sie sich selbst ein Urteil. Gerhard Kern, Morbach-Merscheid

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