Senioren werden länger zuhause versorgt

Bernkastel-Wittlich · Wenn die ambulanten Hilfen nicht mehr genügen, wird meist das Seniorenheim zum letzten Ort, den alte Menschen ihr Zuhause nennen. Bis 2035 sollen ein Drittel mehr Menschen im Kreis leben, die älter sind als 60 Jahre. Die Pflegeeinrichtungen bereiten sich auf den steigenden Bedarf an Betten vor.

 Obwohl viele menschen lange zu Hause versorgt werden, steigt zukünftig der Bedarf an Pflegeplätzen in Heimen. symbolFoto: dpa

Obwohl viele menschen lange zu Hause versorgt werden, steigt zukünftig der Bedarf an Pflegeplätzen in Heimen. symbolFoto: dpa

Bernkastel-Wittlich. An jeder Tür hängt ein Namensschild - mal mit Blumen verziert, mal beklebt mit Bildern von Feuerwehrautos, Puppen oder dem Meer. Hinter jeder dieser Türen hat ein alter Mensch ein neues Zuhause gefunden. Die Symbole stehen für das, was sie auszeichnet, was sie mögen. Oft dienen sie der Orientierung, damit vor allem die Demenzkranken unter ihnen wieder in ihre vier Wände finden.
Seniorenheime sind oft der letzte Ort, an dem Menschen zuhause sind. Manchmal nur für ein paar Wochen, manchmal für Jahrzehnte. Die Zeiten, die sie dort verbringen, werden immer kürzer, sagt Manfred Kappes, Leiter des Seniorenheims St. Wendelinus - eines der größten in Wittlich und Umgebung. Hätten früher noch viele jüngere Senioren in den Einrichtungen gelebt, würden sie heute dank ambulanter Dienste, der Pflegekräfte aus dem Ausland und der Tageskliniken länger zuhause versorgt. Solange, bis es gar nicht mehr geht. Die Folge: Die Bewohner der Heime sind pflegebedürftiger, die Arbeit für die Altenpfleger aufwendiger. In St. Raphael sind etwa 60 bis 70 Prozent der alten Menschen geistig verwirrt, schätzt Kappes.
120 Plätze hat die Wittlicher Einrichtung, davon sieben Kurzzeitplätze und zudem 24 Appartements im Wohnheim. Nicht immer sind alle Betten belegt, "im Moment haben wir aber wieder eine Warteliste", sagt Kappes. Immerhin seien diese dank der gestiegenen Zahl der Betreuungsangebote nicht mehr so lang wie früher.
Nach Aussagen der Kreisverwaltung gibt es mittlerweile 18 Seniorenheime im Raum Bernkastel-Wittlich, jene Einrichtungen eingeschlossen, die teilstationäre Pflege anbieten. Mehr als 800 Senioren werden dort betreut. 50 Menschen befinden sich derzeit in Kurzzeitpflege, sechs werden nur nachts und 86 nur tagsüber versorgt. Dazu gibt es die Möglichkeit des betreuten Wohnens: Davon machen in Seniorenheimen 67 Menschen aus dem Kreis Bernkastel-Wittlich Gebrauch.
Bedarf steigt stetig


Klar ist: Es wird immer mehr alte Menschen geben. Zahlreiche Seniorenheime sind daher in Planung, unter anderem in Manderscheid, Landscheid und Piesport (der TV berichtete). Noch in diesem Jahr wird die Seniorenresidenz in St. Paul, Wittlich, fertig gebaut.
Aber ist der Bedarf tatsächlich so hoch? Nach Berechnungen des statistischen Landesamtes leben im Jahr 2020 knapp 35 000 Menschen im Landkreis, die 60 Jahre und älter sind. 2035 sollen es 40 000 sein. Damit steigt die Zahl der alten Menschen im Vergleich zu 2007 um mehr als ein Drittel.
Pflegebedürftig sind demnach im Jahr 2020 im Kreis Bernkastel-Wittlich 3400 Einwohner und 2050 nochmal 2100 Bürger mehr, also 5500. Die Zahl der Menschen, die ambulant oder stationär betreut werden müssen, soll gegenüber 2020 um jeweils etwa zwei Drittel steigen.
Nimmt man 2009 als Ausgangsjahr, muss die Zahl der Plätze in Altenheimen im Kreis bis dahin verdoppelt werden. Die ambulanten Pflegedienste müssen 60 Prozent mehr Menschen versorgen.
Größtes Problem ist auch bei der stationären Pflege der Fachkräftemangel. Denn auch die Mitarbeiter werden älter und gehen in Rente, erklärt Kappes. "Und es ist schwer, gute Azubis zu finden."

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort