Seniorentaxi in der VG Bernkastel-Kues steht auf der Kippe

Bernkastel-Kues · Drei Viertel der Fahrten des Seniorentaxis begrenzen sich auf die Stadt Bernkastel-Kues. Von einer flächendeckenden Nutzung ist keine Rede. Als Alternative ist ein Seniorenbus im Gespräch. Es gibt auch Gegenstimmen.

 Taxis warten in Bernkastel-Kues auf Fahrgäste. Senioren bekommen zu gewissen Zeiten einen Zuschuss. Doch wie lange noch? TV-Foto: Archiv/ Klaus Kimmling

Taxis warten in Bernkastel-Kues auf Fahrgäste. Senioren bekommen zu gewissen Zeiten einen Zuschuss. Doch wie lange noch? TV-Foto: Archiv/ Klaus Kimmling

Foto: klaus kimmling (m_mo )

Bernkastel-Kues. "Das Seniorentaxi fährt hauptsächlich in der Stadt." So titelte der TV im November 2015. Da war das Angebot der Verbandsgemeinde Bernkastel-Kues drei Monate alt. Genau diese Kernaussage, die immer noch zutrifft, könnte nun das Ende des Seniorentaxis bedeuten. Leo Wächter, hauptamtlicher Beigeordneter der VG, bestätigt, dass der zuständige Ausschuss diesen Vorschlag gemacht hat. Am 13. Juni werde sich der VG-Rat mit dem Thema beschäftigen, kündigt er an.

Die Vorgeschichte: Die Mehrheit des VG-Rats hatte sich auf Antrag der CDU/Grünen-Koalition für das Seniorentaxi ausgesprochen. Genutzt werden kann es seit dem 1. August 2015 von Menschen ab 70 Jahren sowie Schwerbehinderten (mit Ausweis). Das Angebot gilt montags bis freitags von 8 bis 18 Uhr und soll für Fahrten zum Arzt oder Einkauf genutzt werden.
Die VG zahlt die Hälfte des Fahrpreises, höchstens jedoch zehn Euro. Bereits nach drei Monaten war klar: Das Seniorentaxi wird häufiger genutzt als gedacht. Es wurden, wie berichtet, 725 Fahrten gezählt, 544 davon entfielen auf Touren innerhalb der Stadt.

Auf dem Land kaum genutzt

Der Trend hat sich fortgesetzt. Mittlerweile liegt die Statistik für die Monate August 2015 bis einschließlich Februar 2016 vor. In Bernkastel-Kues, einschließlich der Stadtteile, wurden 1819 Fahrten gezählt. Das sind mehr als drei Viertel aller 2368 Touren. "In umliegenden Orten wie Graach, Lieser und Maring-Noviand ist auch noch eine ganz gute Nutzung feststellbar", sagt Wächter. Aus Orten wie Brauneberg, Erden, oder Ürzig, auch nicht viel weiter vom Zentrum entfernt, kamen in den ersten sieben Monaten noch überhaupt keine Nutzer.

Interessant: In Hochscheid gab es bisher zwei Kunden, die 18 Mal ein Taxi riefen, in Maring-Noviand sind es acht Nutzer und 79 Fahrten. Es handelt sich um eine feste Klientel. Der Stadtteil Kues ragt heraus: mit 145 Nutzern und 1354 Fahrten. Der Kostenanteil der VG beläuft sich für den Zeitraum auf 10 785 Euro. "Die Kosten sind aber nicht das Problem", sagt Leo Wächter. Es sei bisher nicht erreicht worden, dass das Angebot flächendeckend genutzt wird, erläutert er. Deshalb stelle der Ausschuss das Konzept in Frage. Gerhard Zimmer (CDU), Ortsbürgermeister von Graach und Mitglied des VG-Rats, wird nicht für die Streichung stimmen. "Ich bin begeistert von dem Angebot, wir brauchen das. Ich habe extra dafür in Graach geworben", sagt er. 199 Fahrten haben die Graacher geordert, der höchste Anteil außerhalb der Stadt. Er wisse dass es auch "Missbrauch" gebe, zum Beispiel, wenn vermögende Leute den Service nutzten. Leo Wächter hat allerdings mehrfach betont, dass die Nutzung nicht vom Einkommen abhängig gemacht werden kann - auch rechtlich wahrscheinlich nicht.

Gegen das Seniorentaxi war und ist die Freie Wählergruppe Hunsrück-Mosel: Es sei schon grundsätzlich zu fragen, ob es Aufgabe einer Kommune sei, solch ein Angebot zu bezuschussen. Und: "Wir glauben, dass das Angebot vornehmlich von Leuten genutzt wird, die sich auch ohne Zuschuss ein Taxi leisten können", sagt Hans-Peter Ehses.
Eine Alternative wäre ein von Ehrenamtlichen gefahrener Seniorenbus. Einen solchen gibt es in der VG Traben-Trarbach und in Wittlich-Land. "So lange es keine Alternative gibt, wird das Seniorentaxi aber weiter fahren", versichert Leo Wächter.

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