Sensationelle archäologische Funde: Römer brachten wertvolle Gläser in den Hunsrück

Wederath · Drei Jahre haben Archäologen einen Tempelbezirk im Archäologiepark Belginum freigelegt. Sie sammelten dabei wichtige Erkenntnisse über das Leben der Römer und Kelten. Viele Opfergaben sind gut erhalten und die Tempelanlage wesentlich älter als angenommen. Museumsleiterin Rosemarie Cordie zieht eine positive Bilanz.

Sensationelle archäologische Funde: Römer brachten wertvolle Gläser in den Hunsrück
Foto: Klaus Kimmling (m_huns )

Rosemarie Cordie steht in einer leuchtend gelben Warnweste zwischen den Überresten antiker Tempelanlagen. "Die müssen wir tragen, wenn wir über die Baustelle zur Ausgrabung wollen", erklärt die Leiterin des Archäologieparks Belginum. Denn dort wurde doppelt gegraben: Archäologen legten einen Teil des Tempelbezirks der Siedlung Vicus Belginum frei, während Bauarbeiter sich um den Anschluss der Keltenstraße an einen neuen Kreisel kümmerten.

In diesem Areal haben die Archäologen über die vergangenen drei Jahre bemerkenswerte Funde gemacht: Ein Reliefglas aus dem ersten Jahrhundert nach Christus zeigt Gladiatoren im Kampf und bei der Siegerehrung. Es ist erstaunlich gut erhalten und war schon zu seiner Entstehungszeit wertvoll. "Hier wurde damals noch gar kein Glas hergestellt, also wurde es wahrscheinlich von Norditalien als Opfergabe hierher gebracht", erklärt Cordie. "Derart herausragende Gaben zeigen, dass der Tempel eine besondere Bedeutung hatte."

Außerdem ist er wesentlich älter als bisher angenommen: Die römische Tempelanlage fand ihren Anfang als keltischer Steinkreis. Seit dem dritten Jahrhundert vor Christus huldigten hier 700 Jahre lang Menschen kontinuierlich Göttern.
Doch die Entdeckung sei nicht selbstverständlich, sagt Cordie: "Ohne zusätzliche finanzielle Mittel hätten wir hier nicht nochmal gegraben." Denn die Ausgrabungsarbeiten weichen nach ihrem Abschluss Straßenbauarbeiten: Aus Vicus Belginum an der römischen Ausoniusstraße wird Vicus Belginum an der Bundesstraße 50. Eine Zufahrtsstraße soll über das Gelände des Archäologieparks gebaut werden (der TV berichtete mehrfach). Der betroffene Bereich sollte zunächst vollständig untersucht werden.

Darum gruben dort Archäologen der Universität Trier im Auftrag der Denkmalpflege mit Mitteln des Landesbetriebs Mobilität. Sie fanden dieses Jahr zwei weitere Scherben des Gladiatorenbechers, sehr zur Begeisterung Cordies: "Das ist irre, das ist ein unheimliches Glück, dass wir die noch gefunden haben." Ohne die erneuten Ausgrabungen wären sie verloren gegangen. "Denn was weg ist, ist weg", sagt Cordie. "Unsere archäologische Geschichte ist keine nachwachsende Ressource."

Außerdem legten die Forscher einen kompletten Keller frei. Reste von Schlacke und kleine Eisenbarren deuten darauf hin, dass er zu einer Art Fabrikhalle gehörte. Das kann jedoch erst nach Auswertung der Funde mit Sicherheit gesagt werden.

Auch wenn die Arbeiten in diesem Bezirk abgeschlossen sind, gibt es noch viel zu tun. Denn alleine die Kernsiedlung erstreckt sich über etwa zehn Hektar. Cordie geht davon aus, dass von der Gesamtfläche gerade mal ein Prozent freigelegt ist.Extra

 Sogar die Namen der dargestellten Gladiatoren sind erkennbar: Columbus, Calamus, Ories und Petraites.

Sogar die Namen der dargestellten Gladiatoren sind erkennbar: Columbus, Calamus, Ories und Petraites.

Foto: Klaus Kimmling (m_huns )

Auf dem Gelände des Archäologieparks Belginum lag vor mehr als 2000 Jahren die römische Siedlung Vicus Belginum. Das Museum stellt Grabfunde aus, zeigt das Alltagsleben der Kelten und Römer und erklärt archäologische Arbeit. Außerdem finden Sonderausstellungen und Vorträge satt. Neben der eigentlichen Siedlung wurden ein Gräberfeld und mehrere Tempelbezirke entdeckt. Das Museum ist dienstags bis freitags von 10 bis 17 Uhr geöffnet. ian

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