Sexismus-Debatte „Das ist ja Spaß“ - Bungert steht hinter umstrittenem Song „Layla“ auf Wittlicher Oktoberfest

Wittlich · Der Ballerman-Hit „Layla“ ist seit acht Wochen auf Platz eins der Deutschen Charts. Trotzdem wurde der Song auf vielen Volksfesten wegen seines sexistischen und frauenfeindlichen Textes verboten. Der Veranstalter des Wittlicher Bungert-Oktoberfestes hält diese Diskussion für sonderbar.

Sexismusdebatte um Layla- Bungert steht hinter umstrittenem Song
Foto: dpa/Matthias Balk

Es ist der erfolgreichste Partyhit des Jahres und gleichzeitig Zündstoff für angeregte Sexismus-Debatten in der Bierzeltkultur. Die Schlagerstars DJ Robin und Schürze können sich seit ihrem Erfolgshit „Layla“ kaum vor Auftritten und Aufmerksamkeit retten. Doch mit einem Ballermann-Hit auf Platz eins der deutschen Musikcharts wird auch die Diskussion um die Texte solcher „Sauflieder“ immer lauter.

„Ich hab' 'nen Puff und meine Puffmama heißt Layla
Sie ist schöner, jünger, geiler
La-la-la-la-la-la-la-Layla“

,heißt es im Refrain des Partyhits von DJ Robin und Schürze.

Weil der Song „Layla“ das Thema Prostitution anspricht und viele Gegner ihn als sexistisch und frauenfeindlich einstufen, wurde das Lied auf zahlreichen Volksfesten, vor allem in Bayern, verboten.

Das geht zu weit, sagt Winfried Bungert, Inhaber des gleichnamigen Wittlicher Einkaufszentrums und langjähriger Veranstalter des Bungert-Oktoberfestes in Wittlich. Auf seinem Fest wird in diesem Jahr auch Schlagersänger Schürze mit seinem Song „Layla“ als Special-Guest auftreten.

„Ich halte es für sehr sonderbar überhaupt darüber zu diskutieren“, sagt Bungert. „Ich muss den Song nicht gut finden. Wenn man anfängt alle Songs zu bewerten und die zu verbieten, die einem nicht gefallen, wird man die künstlerische Freiheit und freie Meinungsäußerung einschränken.“

Viele amerikanische Rapsongs seien auch höchst frauenfeindlich, ganz abgesehen von vielen Deutschen Partysongs, sagt Bungert. „Die kann man auch nicht alle verbieten.“

Deutschlandweite Verbote von „Layla“

Zahlreiche Feste hatten deutschlandweit die Handbremse gezogen und nach dem Aufkeimen der öffentlichen Sexismusdebatte den Song „Layla“ verboten. Andere sehen darin eine überschrittene Grenze, so auch Bundesjustizminister Marco Buschmann. „Man muss Schlagertexte nicht mögen. Man kann sie sogar doof oder geschmacklos finden. Sie aber behördlich zu verbieten, finde ich, ist eins zu viel", schrieb der FDP-Politiker auf Twitter.

Frauen*referat fordert Diskussion statt Verbot

Auch das autonome Frauen*referat des AStA der Uni Trier sieht ein Verbot von Liedern kritisch, hält die Diskussion um solche Texte dafür aber für umso wichtiger: „Das Verbot eines einzelnen Liedes ist nur Symbolpolitik und bringt kaum etwas“, sagt die Hauptreferentin Lisa Braune. „Dafür sitzt das Problem Sexismus zu tief in der Gesellschaft und auch die künstlerische Freiheit ist ein zu hohes Gut, um es einfach so anzugreifen. Wenn dadurch aber größere Diskussionen angestoßen werden und sich Menschen zum ersten Mal ernsthaft mit dem Thema beschäftigen, ist das viel wert. Es ist ein Anfang.“

Ballermannsongs wie „Layla“ sind laut Braune nicht die Ursache, sondern nur ein Symptom. Sexistisches Gedankengut ziehe sich durch die ganze Kultur und komme in tausenden Liedern vor. Je öfter solche Aussagen wiederholt werden, desto normaler würden sie und desto eher richteten sich Menschen danach, wenn auch nur unbewusst.

„Bei Songs wie „Layla“ werden Frauen auf ihr gutes Aussehen, geil sein und ihre ‚Fickbarkeit‘ reduziert“, sagt Braune. „Da ist es irrelevant, wie sich die Frau dabei fühlt oder ob sie so gesehen werden will. Ob sie will, dass sich Leute an ihr aufgeilen. Daher ist es wichtig, endlich über solche Lieder zu sprechen.“

Kein Verbot von „Layla“ auf dem Wittlicher Bungert-Oktoberfest

Für Bungert ist klar: Ein Verbot des Songs „Layla“ beim Wittlicher Oktoberfest kann er sich nicht vorstellen.

„Wir werden keine Songs auf unserem Fest verbieten. Die Bands gestalten das Programm, nicht die Veranstalter. Es geht um Party, eine gute Zeit zu haben und einfach mal abzuschalten. Da schreiben wir den Bands doch nichts vor.“

Der Song sei ja ohnehin mit einem Augenzwinkern gemeint, erklärt Bungert weiter. „Das ist ja Spaß.“

Die Gäste des Wittlicher Oktoberfestes seien trotz anzüglicher Musik nie problematisch gewesen. Stattdessen freue man sich nach drei Jahren Pause endlich wieder auf das anstehende Fest.

„Auf einer Skala von eins bis zehn ist unsere Vorfreude eine klare Elf“, verrät Bungert. „Wenn die Leute zu den ersten Takten mitsingen, ist das immer wieder Gänsehaut. Wir wollen mit gut gelaunten Menschen Spaß haben und abschalten.“

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