Sicherheit über alles

Mein Mann ist ja leidenschaftlicher Formel-1-Fan. Und da hat er letzte Woche in Montreal diesen schrecklichen Unfall von diesem Kubica, diesem polnischen Fahrer gesehen. Wie der da mit 280 Sachen in die Mauer gekracht ist.

Und ihm ist nichts Ernstes passiert! Diese Sicherheitstechnik in diesen Formel-1-Boliden hat meinen Mann wahnsinnig beeindruckt, und jetzt verbringt er seinen Feierabend in der Garage, um auch mein Auto sicherheitstechnisch auf den neuesten Stand zu bringen. Er sagt, bei meinem Fahrstil hätte ich das bitter nötig. Naja, zuerst hab ich gedacht, so ein schicker Heckspoiler würde sich bei meinem kleinen Flitzer auch ganz gut machen. Aber mein Mann denkt da in ganz anderen Dimensionen. Er will mir einen Überroll-Bügel und den ganzen Kram einbauen. Die ganzen Verkleidungen hat er schon rausgeschraubt, so dass nur noch das nackte Metall übrig ist. Meinen Protest hat er mit den Worten abgetan, ich würde ihm noch dankbar sein, wenn ich mal gegen eine Wand krache und dann mein Wagen nicht in Flammen aufgeht, weil eben nichts Brennbares mehr drin ist. Meine ganzen Briketts aus dem Keller hat er schon zerhobelt, weil er gehört hat, dass diese Kohlefasern so stabil sind und er mir jetzt damit eine Sicherheitszelle einbauen will. Diese "Monocoques" sollen ja angeblich hauptsächlich für die Sicherheit der Fahrer verantwortlich sein. Und jetzt bastelt er mir auch noch so eine enge Kohlehülle ein, dass ich mich beim Fahren kaum mehr rühren, geschweige denn beim Radiohören mitwippen kann. Obwohl, Radio hab ich auch keins mehr. Aber eins hab ich Herrmann schon gesagt: Einen Helm werd ich beim Fahren auf keinen Fall anziehen, und diesen Katalog mit diesen einteiligen Schutzanzügen, den ich letztens auf seinem Nachttisch gefunden hab, hab ich auch ganz schnell weggeworfen. In so was kann ich doch nicht zum Rommee-Nachmittag zu meinen Freundinnen gehen.

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