Säubrennerkirmes Sicherheit in Beton gegossen

Wittlich · 30 Fahrzeugbarrieren und ein aktualisiertes Sicherheitskonzept: Die Stadt Wittlich rüstet sich für mögliche Bedrohungsszenarien bei der Säubrennerkirmes.

 Die Stadt Wittlich rüstet auf: Um die Zuwege zur Säubrennerkirmes, die am Wochenende beginnt, zu sperren, kommen in diesem Jahr erstmals auch stapelbare Betonblöcke zum Einsatz.

Die Stadt Wittlich rüstet auf: Um die Zuwege zur Säubrennerkirmes, die am Wochenende beginnt, zu sperren, kommen in diesem Jahr erstmals auch stapelbare Betonblöcke zum Einsatz.

Foto: Stadtverwaltung Wittlich

Starkregen und Unwetter oder Terror und Massenpanik: Bedrohungsszenarien und auch das Sicherheitsbedürfnis der Bevölkerung bei Großveranstaltungen wandeln sich im Laufe der Zeit. Konnten vor 50 Jahren noch eine Hand voll Polizisten für ein ausreichendes Sicherheitsgefühl auf Großveranstaltungen sorgen, müssen sich die Behörden und Veranstalter heute schon etwas mehr einfallen lassen, um das Sicherheitsbedürfnis der Besucher zu befriedigen und Vorkehrungen für mögliche Bedrohungslagen zu treffen. Die Sicherheit auf Großveranstaltungen in Deutschland, wozu man mit 100 000 erwarteten Besuchern auch die Wittlicher Säubrennerkirmes zählen darf, spielt insbesondere seit dem Terroranschlag auf den Berliner Weihnachtsmarkt 2016 eine zunehmende Rolle.

Damals steuerte ein islamischer Terrorist einen Sattelzug in die Menschenmenge, tötete dabei elf Besucher und verletzte weitere 55 Menschen. „Man muss sich rüsten. Wir sind nicht automatisch sicher, nur weil wir in der Provinz liegen“, erklärt Heribert Lorscheider, Projektleiter für das Sicherheitskonzept der Säubrennerkirmes bei der Stadtverwaltung Wittlich.

„Das Thema Sicherheit spielt heute eine größere Rolle als noch vor wenigen Jahren“, sagt Lorscheider.

Fahrzeugsperren Wie groß das Sicherheitsbedürfnis der Bevölkerung mittlerweile ist, sieht man an der „ein paar Tausend Euro“ teuren Neuanschaffung der Stadt Wittlich für die Säubrennerkirmes 2018: 30 massive Beton-Stapelblöcke. Mit den 1,6 Meter breiten und 80 Zentimeter hohen Betonblöcken, ein Stein bringt 2,4 Tonnen auf die Waage, sollen die Zufahrten zur Kirmes dichtgemacht werden. „Wobei wir die Zufahrten mit Rettungswegen für die Polizei, Feuerwehr und Rettungsdienste freihalten müssen und diese mit mobilen Sperren wie Lastwagen abriegeln, damit im Notfall jemand mit einem Fahrzeug rein- oder rauskommt.“

Sicherheitskonzept Grundlegend für die Sicherheitsbestimmungen auf der Säubrennerkirmes ist ein maßgeschneidertes Sicherheitskonzept, das die Stadt erstmalig 2015 von einem Spezialisten der Safety Group zum Preis von 7000 Euro anfertigen ließ. Das mittlerweile 130 Seiten starke Werk wird jedes Jahr aktualisiert „und darin soll sich jeder Akteur wiederfinden, und wissen, was im Ernstfall zu tun ist“, erklärt Lorscheider. Der Inhalt ist in weiten Teilen nicht zur Veröffentlichung bestimmt, aber bereits ein Blick ins Inhaltsverzeichnis zeigt, dass darin eine Großzahl an Eventualitäten  bedacht werden. Für Brände, Unwetter, Massenpanik und auch den kompletten Veranstaltungsabbruch sind dort Notfallpläne vorbereitet.

Kameras Intensiviert und ausgedehnt werden solle in diesem Jahr, wie Lorscheider erklärt, die Kameraüberwachung auf den Plätzen. Vom Rummelplatz über den Marktplatz bis hin zum Platz an der Lieser werden die Beamten die Kirmes über Kameras im Auge behalten. Wie Lorscheider sagt, will die Polizei in diesem Jahr ebenfalls wieder „starke Präsenz zeigen“, wobei Zahlen zur Mannstärke wie üblich der Geheimhaltung unterliegen.

Notsysteme Auch Unwetter mit Starkregen, in der Eifel eher neuzeitliche Wetterereignisse, können bei Massenveranstaltungen für Panik sorgen und müssen bedacht werden. Damit die Leute bei Unwettern und anderen Ereignissen, die Massenpanik auslösen könnten, wissen, in welche Richtung sie das Festgelände verlassen sollen, werden Banner mit den skizzierten Notausgängen aufgehangen. Darüber hinaus kommen akkugeladene Notbeleuchtungssysteme sowie Notlautsprecher für Durchsagen, die auch bei Stromausfällen funktionieren,  zum Einsatz. Auf organisatorischer Ebene ist für Notsituationen zudem ein Krisenteam aus unterschiedlichen Akteuren benannt, das im Notfall die Situation kontrollieren soll. „Am Donnerstag wird es mit allen Beteiligten einen Rundgang und eine Rundfahrt geben“, sagt Lorscheider, „bei dem wir einiges testen werden.“ Wer angesichts der umfangreichen Sicherheitsvorkehrungen allerdings nun meint, es gebe eine konkrete Bedrohung, der ist auf dem Holzweg. Lorscheider: „Wir haben von den Sicherheitsbehörden keine Hinweise darauf erhalten, dass es eine besondere Bedrohungslage geben könnte.“

Wie sich die Wittlicher auf die Säubrennerkirmes einstimmen und vorbereiten, lesen Sie auf Seite 8.

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