Sie kennt Wege aus der Not

Deuselbach · Die von Fernsehmoderator Eduard Zimmermann 1976 gegründete Opferschutzorganisation Weißer Ring betreibt in Deutschland 420 Außenstellen mit rund 3000 ehrenamtlichen Mitarbeitern. Eine davon ist Tanja Ishorst-Zang. Seit drei Jahren ist die 40-Jährige aus Deuselbach Opferhelferin. Für die TV-Serie "Mein Verein" berichtet sie über ihre Erfahrungen.

 Führt Opfer von Verbrechen in ein normales Leben zurück: Tanja Ishorst-Zang engagiert sich seit drei Jahren beim Weißen Ring. TV- Foto: Herbert Thormeyer

Führt Opfer von Verbrechen in ein normales Leben zurück: Tanja Ishorst-Zang engagiert sich seit drei Jahren beim Weißen Ring. TV- Foto: Herbert Thormeyer

Deuselbach. "Ich habe eine sinnvolle Tätigkeit im sozialen Bereich gesucht und bin dabei auf die Außenstelle des Weißen Rings im Landkreis Bernkastel-Wittlich gestoßen", sagt Tanja Ishorst-Zang. Die 40- jährige Laborantin hilft seit drei Jahren Opfern von Verbrechen im Auftrag des Weißen Rings, den Weg in ein normales Leben zurückzufinden - ehrenamtlich, versteht sich.
"Den größten Anteil der Straftaten machen sexuelle Missbräuche aus - vor allem an Kindern und Jugendlichen", bedauert die Helferin. Bislang hat sie vier dieser Betroffenengruppen betreut, aber auch die Angehörigen eines Mordopfers. Weitere Fälle sind Opfer eines Raubüberfalles, die Begleitung einer Hausräumung nach einem Ehekrach und auch ein Stalking-Opfer war dabei. Das ist die beharrliche Verfolgung und Belästigung einer Person.
Die Täter lügen


"Mein erster Fall war gleich ein Kindesmissbrauch", erinnert sich die Helferin. Ein Junge, damals elf Jahre alt, war von seinem eigenen Vater fünf Jahre lang missbraucht worden. "Es gilt, dem Opfer gut zuhören zu können, meist erst einmal an einem neutralen Ort, denn es muss ja ein Vertrauensverhältnis aufgebaut werden", ergänzt Tanja Ishorst-Zang. Oft würden Alpträume geschildert.
Die Helferin will beruhigend einwirken, wohl wissend, dass in vielen Fällen auch die Hilfe von professionellen Therapeuten nötig ist, mit denen der Weiße Ring zusammenarbeitet. Begleitung zu Gerichtsterminen ist ein weiterer wesentlicher Bestandteil dieses Ehrenamtes: "Ich setze mich zwischen Opfer und Täter."
Erfolg hat die Helferin, wenn die Opfer immer gelöster werden und spürbar eine Last von ihnen abfällt und die Dankesworte gesagt werden: "Ohne Sie hätte ich das nicht geschafft."
Tanja Ishorst-Zang fragt aber auch nach einer gewissen Zeit telefonisch nach: "Am Klang der Stimme merke ich sofort, ob alles in Ordnung ist oder nicht."
Sieben Opfer hat sie bislang begleitet, und es geht inzwischen allen wieder gut.
Die besondere Belastung der Opfer bestehe darin, so erklärt die 40-Jährige weiter, dass sie den Tathergang beweisen müssen: "Die Täter lügen, dass sich die Balken biegen".
Bei so viel Negativem braucht auch eine Helferin einen Ausgleich: "Bei mir ist es der Laufsport. Joggen macht den Kopf frei".
Der Weiße Ring unterstütze sie mit regelmäßigen Treffen und Weiterbildungsseminaren.Extra

Im Landkreis Bernkastel- Wittlich wurde der Weiße Ring im Jahr 2012 in 44 Fällen tätig. Häufigste Opfer sind missbrauchte Kinder (10). Es gab sechs Vergewaltigungen und ebenso viele Körperverletzungen. Das bundesweit kostenfreie Opfertelefon hat die Nummer 116006. Für die Region Bernkastel-Wittlich ist Außenstellenleiter Karl Kopf unter 0151/55164661 erreichbar. Über die Aufbauarbeit des Weißen Rings durch Eduard Zimmermann (1929 - 2009) ab 1976 und die heutigen Erfolge informiert die Organisation unter www.weisser-ring.de. Das Spendenkonto bei der Deutschen Bank Mainz (BLZ 550 700 40) hat die Nummer 34 34 34. doth

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