Sie kommen sich näher - vorsichtig

Traben-Trarbach/Kröv-Bausendorf · Traben-Trarbach, Kröv-Bausendorf und Zell ziehen an einem Strang - ganz freiwillig. Das Land hat diese Verbandsgemeinden als Modellraum für das Projekt "Starke Kommunen" ausgewählt. Auf der Fahrt nach Mainz zur Übergabe der Urkunden kam man sich näher. In Sachen Fusion gibt es aber noch Bedenken. Man muss reden, will aber nicht so richtig.

Eine herzliche Freundschaft ist es noch nicht - aber man kommt sich näher. Am späten Abend stoßen die Vertreter der Verbandsgemeinden (VG) Traben-Trarbach und Kröv-Bausendorf - dies sind VG-Chef Ulrich K. Weisgerber und erster Beigeordneter Bernward Helms-Derfert sowie fast alle Fraktionssprecher - in einer Zeller Gaststube mit gutem Moselwein an. Und es wird sogar gelacht. Die Atmosphäre ist entspannt und unverkrampft. Ob dies auch beim zweiten Fusionsgespräch am kommenden Dienstag so sein wird ?

Nach dem ersten Treffen am 19. Dezember gab es prompt eine scharfe Debatte im VG-Rat Kröv-Bausendorf. Einige Ratsmitglieder fühlten sich wegen der kurzfristigen Einladung von Weisgerber über den Tisch gezogen (der TV berichtete). Nächste Woche also der nächste Versuch. Man muss miteinander sprechen, denn die Fusion zum 1. Juli 2014 ist Gesetz. Die gemeinsame Fahrt nach Mainz am Montag könnte dazu beigetragen haben, dass es diesmal unverkrampfter zugeht.

Bernward Helms-Derfert hat die undankbare Aufgabe, in Vertretung des schwer erkrankten VG-Chefs Otto Maria Bastgen für Kröv-Bausendorf mit den Traben-Trarbachern zu verhandeln. Er ist 72 Jahre alt, nach der Kommunalwahl wird er sich aus der Politik zurückziehen. Dass er am Ende seiner langen ehrenamtlichen kommunalpolitischen Tätigkeit noch einmal so gefordert wird - damit hat der pensionierte Lehrer sicher nicht gerechnet. In der VG-Ratssitzung im Dezember hatte er gesagt, dass ihm die Fusion zwar nicht gefalle, sie aber auch kein Weltuntergang sei. Aber vor allem der CDU-Fraktionssprecher Peter Tries und der Ortsbürgermeister von Bausendorf, Ossi Steinmetz (CDU), machen Druck. Keine Fusion mit Traben-Trarbach - koste es, was es wolle, so deren Ansage.Getrennt im Bus

Auf der Hinfahrt nach Mainz ist noch eine gewisse Zurückhaltung zu spüren. Die sechs Vertreter aus Traben-Trarbach nehmen vorne, die Kröv-Bausendorfer hinten Platz. Man bleibt zunächst unter sich. Kurz vor dem Ziel setzt sich Weisgerber neben Helms-Derfert. Es geht um den Termin am Dienstag im Kröver Rathaus.
Im Festsaal der Staatskanzlei sitzen die Kröv-Bausendorfer und die Traben-Trarbacher in verschiedenen Stuhlreihen. Dann das gemeinsame Foto mit Ministerpräsidentin Malu Dreyer und Innenminister Roger Lewentz (der TV berichtete). Sie sagt, bevor sie die Urkunden an die VG-Chefs Helms-Derfert, Weisgerber und Karl-Heinz Simon (VG Zell) überreicht: "Die Zusammenarbeit über Orts- und Verbandsgemeindegrenzen hinweg ist sehr sinnvoll und trägt zur sicheren Daseinsvorsorge bei."

Zell, Traben-Trarbach, Kröv-Bausendorf und das Klinikum Mittelmosel Zell werden in den kommenden zwei Jahren mit fachlicher und finanzieller Unterstützung des Landes Ideen entwickeln, wie in Zukunft die ärztliche Versorgung und die Pflege hilfsbedürftiger und alter Menschen in diesem Mittelmoselraum gesichert werden kann.

Alle Beteiligten wissen: Wegen des demografischen Wandels - das heißt weniger und ältere Menschen auf dem Land - müssen Kommunen über den Einsatz von Personal und Infrastruktur neu nachdenken. Ein Landrat aus der Pfalz sagt passend zum Widerwillen der Kröv-Bausendorfer mit Traben-Trarbach zusammenzugehen: "Eine Fusion ist ein kleiner Teil verglichen mit den Problemen, die auf uns zukommen."

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