Sie sagt Ja zum Café am Markt: Diana Bröring übernimmt Wittlicher Traditionsbetrieb

Wittlich · Wolfgang und Gerdi Roth waren ein legendäres Cafébetreiberpaar, dann kümmerte sich Marion Reh um die Gäste. Nun hat mit Diana Bröring die nächste Generation übernommen: Den Wittlichern und Stadtbummlern bleibt das „Café am Markt“ erhalten.

"Hast Du schon gehört? Das Café am Markt macht zu!" "Ist nicht wahr, oder?" "Doch Marion Reh hört auf!" Seit Monaten geht das so: Beim Friseur, im Freundeskreis, beim Stadtbummel fragten sich die Wittlicher, was wohl aus einer gastronomischen Institution der Stadt werden würde: dem Café am Markt. Zentral gegenüber dem Alten Rathaus gelegen und Treffpunkt für gleich mehrere Generationen. Die Damen der Stadt kommen zum Plaudern bei Kaffee und Kuchen, Wittlicher Originale schätzen den täglichen Mittagstisch, die lokale Prominenz trifft sich an der kleinen Theke auf ein Bierchen, die Jugend traf sich früher dort, um später in die Discos im Umland zu fahren.

Und es gibt zusätzlich legendäre Café-Tage: Karneval, Kirmes und der Weihnachtsvorabend am 23. Dezember. Alle kommen dann zurück in die Heimat und wollen sich wiedersehen, oder ausgelassen feiern. Und dafür geht's zum Marktplatz. Von außen sieht man dann durch die großzügigen Fenster schon Bekannte und Freunde in Partylaune, schnell geht es die Stufen hoch, in den großen, modernen Gastraum mit dem typischen schwarz-weißen Boden, rein ins Getümmel: Dicht an dicht stehen dann die ganz jungen neben den mittelalten Ausgeh-Willigen und amüsieren sich: Stimmen, Musik, Gläserklirren auch akustisch ist die Atmosphäre der vielen gut gelaunten Menschen dann angenehm aufregend.

Tagsüber ein anderes Bild: Dann kommt nicht nur Wittlichs Ehrenbürger vorbei, macht die Geschäftsfrau Pause, auch der Bewohner des ältesten Hauses der Stadt isst hier zu Mittag und Damen treffen sich zum Nachmittagskaffee.
Und das alles soll vorbei sein? Das kann ja wohl nicht wahr sein! Das hat sich womöglich Diana Bröring gedacht, die selbst schon in der Menge mitgefeiert hat, als sie an der Säubrennerkirmes vor einem Jahr hörte, dass Marion Reh, deren Vertrag auslief, nicht weiter machen wolle. Ein gutes Jahr später ist Diana Bröring selbst die Chefin über den Traditionsbetrieb. Dafür hat sie einen sicheren Posten als Assistentin der Geschäftsleitung bei einem großen Fensterbaubetrieb aufgegeben. "Die Location ist eine der schönsten Immobilien, die wir hier in der Stadt haben. Bevor die in andere Hände kommt, dachte ich, ich mache das", sagt die 35-Jährige zu ihrer Entscheidung.

Kundenkontakt und die Verantwortung, die man als Selbstständiger tragen muss, kennt die Frau, immerhin war sie von klein auf "beim Bröring", wie die Wittlicher noch heute die Tankstelle an der B 49 nahe der Friedrichstraße, die längst verkauft ist, nennen. "Da habe ich immer mitgeholfen. Ich kann auf Menschen zugehen und ich kenne auch unheimlich viele Wittlicher noch von der Tankstelle", sagt sie.

Und sie setzt auf ihren beruflichen Hintergrund aus dem Vertrieb: "Mit Zahlen und Marketing kenne ich mich aus."
Seit drei Wochen ist sie nun Gastronomin. Am Tagesgeschäft will sie nichts ändern. Doch sie hat das Angebot deutlich erweitert. So hatte ihre Vorgängerin nur bis 18 Uhr geöffnet. Ab sofort kann man länger bleiben, am Wochenende sogar bis 2 Uhr. "Abends wird es zur Bar mit Musik, Cocktails, entsprechender Beleuchtung. Menschen können dann wieder hierhin kommen, wenn sie ausgehen wollen", sagt Diana Bröring.

So war das auch früher einmal. Gerdi Roth hat im September 1982 erstmals die Türen im damals für Wittlich durch den Stil ganz besonderen Café geöffnet.

Sie hat sich mit Wolfgang Roth den guten Ruf des Betriebs erarbeitet: Die Einrichtung erinnerte an den Wiener Caféhaus Stil, es gab Konzerte, Theaterstücke, Ausstellungen. Gerdi Roth hat auch selbst gekocht und irgendwann alle Eigenheiten ihres Stammpublikums gekannt: Wer welche Zeitung wollte, welches Plätzchen bevorzugt, wie viel Milch zum Kaffee wünscht.

Und zu ihr kamen auch die ganz jungen Leute, die Schüler, deren erste Anlaufstelle heute noch das Café ist, wenn sie als Erwachsene nach Hause kommen. "Damals war in Wittlich noch richtig was los. Da ist man im Sommer wirklich mit dem Auto vorbeigefahren und hat am Markt geparkt, um reinzukommen, wenn man ein bekanntes Gesicht bei uns gesehen hat. Ich hatte auch ein richtig gutes Abendgeschäft. Und danach ist man noch ins Casino, zum Slowik oder nach Kaisersesch gefahren. Die starken Abijahrgänge und auch die ganzen Laufelder waren sehr aktiv und immer da", erinnert sich Gerdi Roth. Zeiten ändern sich. Ihre Nachfolgerin in der dritten Café-Generation hat aktuell spätabends Gäste, die in Tracht vom Oktoberfest kommen. Sie baut darauf, dass nach der Großveranstaltung auch andere Wittlicher verstärkt zu ihr finden. Das sichert Zukunft. Gerdi Roth ist froh, dass das Café weiter besteht: "Das ist eine Chance. Aber man muss einiges bieten."

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