Sind wir der "letzte Dreck"?

"Weil sich", so Frankfurt-Hahn-Geschäftsführer Jörg Schumacher unwidersprochen, "anders als in den Ballungsräumen Rhein-Main oder Rhein-Ruhr der Protest gegen Fluglärm in Grenzen hält - allein schon aufgrund der geringen Bevölkerungsdichte - werde dieser Komplex auf längere Sicht wohl keine besondere Rolle spielen." Auf Kosten der Bevölkerung in Hunsrück, Eifel und an der Mosel soll Frankfurt von den unangenehmsten Seiten des Flugverkehrs entlastet werden.

Die verlagert man nun in "diese wunderschöne Region um Frankfurt-Hahn", wie der ägyptische Touristikunternehmer Kahled Samy schwärmt. Was ihn nicht daran hindert, mit seiner neuen Flugroute noch mehr Menschen vom Hahn wegfliegen zu lassen. Schon jetzt sind es 80 Prozent Abflüge, die allesamt ganz nebenbei Kapital und Wertschöpfung mitnehmen. Lärm, Luft-, Wasser- und Bodenverschmutzung dürfen wir behalten. Tödlich für den wichtigen Wirtschaftsfaktor Tourismus. Glaubt man etwa, mit dem Zauberwort "Arbeitsplätze" jeden Widerstand brechen zu können? Es ist höchste Zeit, dem entgegenzuhalten. Mit den Methoden der Vergangenheit - Industrieansiedlung, Subventionen - sind die Arbeitslosenzahlen kontinuierlich gestiegen! Warum? Weil es sich meist nur um Verlagerungen handelt. Bei gleichzeitiger Rationalisierung bleiben unterm Strich meistens noch weniger Arbeitsplätze übrig, als vorher vorhanden waren. Könnte es sonst die heutige Massenarbeitslosigkeit überhaupt geben? Nein, wir müssen uns endlich was Neues einfallen lassen und uns zuallererst auf unsere eigenen Kräfte und Ressourcen besinnen: Wer Produkte der Region zu fairen Preisen kauft, wer sich an der Entwicklung einer eigenständigen Energiewirtschaft beteiligt, der erhält und schafft Arbeitsplätze. Wenn "die da oben" zur Kenntnis nehmen müssen, dass nicht sie, sondern wir die Rezepte für eine gute Zukunft haben und entschlossen sind, sie einzusetzen, werden sie ihre wahren Gründe offenbaren müssen - oder jede Antwort schuldig bleiben. Und die Chance für erfolgreichen Widerstand wächst, mag die Region auch noch so dünn besiedelt sein. Uwe Schlüter Bischofsdhron

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