Skepsis und Hoffnung zur Amtseinführung

Thalfang · Wenn der neue Thalfanger Bürgermeister, Marc Hüllenkremer, in der VG-Ratssitzung am 8. Mai sein Amt antritt, wird es spannend. Wie gehen die Parteien, die den Gegenkandidaten unterstützt haben, mit ihm um? Sehen sie das Wahlergebnis als Klatsche gegen die etablierten Gruppierungen an? Der TV hat sich umgehört.

 Marc Hüllenkremer.TV-Foto: Archiv/Klaus Kimmling

Marc Hüllenkremer.TV-Foto: Archiv/Klaus Kimmling

Thalfang. Das Ergebnis der Thalfanger Bürgermeisterwahl war die Überraschung des Jahres. Der 33 Jahre alte Jurist Marc Hüllenkremer, parteilos und unerfahren in der Kommunalpolitik, gewann mit 57,8 Prozent der Stimmen gegen Michael Suska (56), Fachbereichsleiter Organisation und Finanzen im Thalfanger Rathaus, ebenfalls parteilos, aber unterstützt von CDU, SPD und FDP.
Von einer Klatsche für die etablierten Parteien war da auch die Rede. Wie wird die Stimmung dann wohl sein, wenn Marc Hüllenkremer in der Verbandsgemeinderatssitzung am Mittwoch, 8. Mai, vereidigt wird? Der Gewählte selbst sieht der Sitzung mit guten Gefühlen entgegen. Er sagt: "Das Wahlkampf-Gerassel ist nun vorbei. Wir müssen miteinander zurechtkommen, und ich sehe da keine Hindernisse. Wir sind alle erwachsen und auch die Parteien sind angetreten, um die Sache besser zu machen."
Mit den Parteien will er sich erst nach der Vereidigung zusammensetzen, weil das seiner Meinung nach jetzt keinen Sinn macht. Außerdem hat der Jurist mit eigener Kanzlei beruflich noch einiges zu erledigen, bevor er den Bürgermeisterposten antreten kann.
Und wie gehen die Fraktionsvorsitzenden der vier Parteien in die erste Sitzung mit dem Neuen? Für Detlef Jochem (SPD) ist es eine ganz normale Sitzung. Dass das Wahlergebnis eine Klatsche für die Parteien gewesen sein könnte, weist er nicht gänzlich von sich, doch spricht er lieber von Fingerzeig. "Mit dem Ergebnis werden wir konstruktiv umgehen", verspricht er und ergänzt: "Die Wählerinnen und Wähler müssen sich aber auch an dem Ergebnis messen lassen." Der Kandidat habe viel von Bürgerbeteiligung geredet. Es müsse sich nun zeigen, ob die Wahl gut gewesen sei oder ob es sich um eine reine Protestwahl gehandelt habe.
Jochem gibt außerdem zu bedenken, dass die Verbandsgemeinde weiterhin Teil einer repräsentativen Demokratie sei und eine Ratsmehrheit auch in Zukunft Beschlüsse fasse, die ein Bürgermeister umzusetzen habe. Jochem: "Nicht jeder Beschluss kann durch Bürgerbeteiligung ausgehebelt werden."
Für Winfried Welter von der CDU hat das Wahlergebnis nichts mit Parteienklatsche zu tun. Allerdings sieht er sehr wohl eine Botschaft darin, nämlich: "Die Wähler wollen Action in der Kommunalreform sehen." Die Einzelergebnisse hätten gezeigt, dass insbesondere die Randgemeinden eine Veränderung wollten.
Er sei Demokrat und werde mit dem Ergebnis leben müssen und auch können. In den mehr als 30 Jahren, die er in der Kommunalpolitik tätig sei, habe er schon viele überraschende Wahlen erlebt. Von dem neuen Verwaltungschef erwartet Welter, dass er ein Bürgermeister für alle Ortsgemeinden sei und nicht nur für, die wegwollten. Hüllenkremer habe nur von den Orten gesprochen, die die VG wechseln wollten. Die Antwort auf die Frage, wie es mit den anderen weitergehe, sei er ihm bislang schuldig geblieben.
Werner Breit (FDP) klingt pessimistisch. "Ich gehe nicht mit guten Gefühlen zur Ratssitzung", sagt er und verweist bei Nachfragen auf seine Äußerungen am Wahlabend. Da hat er gesagt: "Ich trete für eine starke Verbandsgemeinde an, und wenn ein Kandidat gewinnt, der als Insolvenzverwalter antritt, dann kann man nur entsetzt sein."
Von einer Klatsche gegen die etablierten Parteien will Breit nicht reden. Die Gründe für ein Wahlergebnis seien vielfältig und schwer zu analysieren. Die Kommunalreform habe sicherlich eine große Rolle gespielt.
Richard Pestemer (FWG), der zur Wahl Hüllenkremers aufgerufen hatte, sieht der Zukunft optimistischer entgegen. Er erhofft sich von dem neuen Verwaltungschef, dass er sich als Sprachrohr der Bürger versteht und dass er darauf achtet, dass in allen Belangen legal vorgegangen wird. Letzteres sei beispielsweise bei der Vergabe von Sanierungsarbeiten für die Thalfanger Realschule plus zunächst nicht der Fall gewesen.Extra

Strammes Programm: Im Bezug auf die Themen wird die erste Sitzung für den neuen Bürgermeister wohl eine Herausforderung, denn die haben es in sich. Topthema Nummer eins ist die Kommunalreform, die auch im Wahlkampf eine wichtige Rolle gespielt hat. Und da tun sich viele Fragen auf, unter anderem: Wie geht der Rat mit den sechs Bürgerabstimmungen für Wechsel zur VG Hermeskeil oder Schweich um? Wer kommt ansonsten als Fusionspartner jenseits der Kreisgrenzen in Frage? Weiteres, dazu passendes Thema der Sitzung: Die beiden Ausgliederungsanträge von Neunkirchen und Heidenburg. Neunkirchen will zur VG Hermeskeil, Heidenburg nach Schweich. Auch ein neues Ratsmitglied wird verpflichtet und zwar für Johannes Kopp, der sein Mandat aus persönlichen Gründen niedergelegt. Damit viele Bürger an der Ratssitzung, bei der der neue Bürgermeister vereidigt wird, teilnehmen können, hat die Beigeordnete Vera Höfner nach Rücksprache mit den anderen Beigeordneten den Sitzungsbeginn von 17 auf 18 Uhr verlegt. Richard Pestemer (FWG) hatte sich eigentlich für 19.30 Uhr eingesetzt, ist aber mit dem Kompromiss zufrieden. Er sagt: "Ich höre immer wieder von Bürgern, dass die Ratssitzungen zu früh beginnen würden und sie deshalb nicht kommen könnten." Eine Handvoll Bürger habe ihm gesagt, dass sie zur Ernennungssitzung gerne kommen würde. Neue Ideen: Die VG-Ratssitzungen bürgernäher gestalten - das nennt Marc Hüllenkremer, Thalfangs Bürgermeister in spe, als Ziel. Konkret schlägt er vor, eine Webcam zu installieren, mit der Sitzungen ins weltweite Netz übertragen werden können. Dem müsste der Rat allerdings zunächst zustimmen. Außerdem möchte Hüllenkremer die Sitzordnung verändern, damit die Zuschauer besser hören können. Bislang sitzen die Ratsmitglieder an Tischen, die in Hufeisenform aufgestellt sind. Generell ist dem Juristen wichtig, dass die Sitzungen fair ablaufen, jeder jeden ausreden lässt und die Ratsmitglieder sich mit gegenseitigem Respekt behandeln. mai

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